Wird sich die Fed gegen die Märkte stellen?

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Der aktuelle Kommentar von Jeff Schulze, Investmentstratege bei ClearBridge Investments, Teil von Franklin Templeton:

Märkte schätzen Politik der Fed falsch ein
Die Märkte erwarten momentan, dass die Fed die Zinsen über kurz oder lang senken wird, aber ich denke, dass die Märkte mit dieser Einschätzung falsch liegen. Sie glauben, dass die Fed sich so wie in den letzten 40 Jahren verhalten wird. Allerdings hat die Fed mittlerweile erkannt, dass sie, wenn sie nicht für einen schwächeren Arbeitsmarkt sorgt, das Risiko eingeht, sich in drei, fünf oder zehn Jahren mit einer strukturell höheren Inflation auseinandersetzen zu müssen.

Keine Änderung der Einlagensicherung auf der Bankenseite
Auf der Bankenseite wird es aus unserer Sicht keine Änderung der Einlagensicherung geben. Die implizite Garantie der politischen Entscheidungsträger hat ausgereicht, um die Bankenkrise zu beruhigen. Wenn man sich die Daten anschaut, die wir in der Woche nach der SVB-Krise erhalten haben, scheint es, dass nur minimale Einlagen von kleinen zu großen Banken verschoben wurden. Außerdem hat sich das Diskontfenster der US-Notenbank nicht wesentlich erhöht, was darauf hindeutet, dass ein Großteil des Stresses bereits bewältigt sein könnte.

Im Blick: Basiskonsumgütermärkte und Gesundheitswesen
Man könnte sogar eher sagen, dass es im Bankensektor eine Menge wirklich guter Anlagemöglichkeiten gibt. Zwischen einigen dieser regionalen Banken und dem S&P 500 gibt es Bewertungsunterschiede, die über Generationen hinweg bestehen. Trotzdem herrscht eine große Unsicherheit. Noch bessere Chancen sollten sich in dem von uns erwarteten volatilen Umfeld bei Basiskonsumgütern und im Gesundheitswesen bieten, die in der zweiten Hälfte der letzten vier rezessiven Bärenmärkte, die wir erlebt haben, traditionell gut abschneiden. Diese Zyklizität, die wir in diesem Jahr bisher erlebt haben, spricht dafür, sich diese Sektoren für die nächsten sechs bis 12 Monate anzusehen.

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Gewinnerwartungen gesunken
Was die anstehende Ertragssaison angeht, sind die Gewinnerwartungen um etwa 6% gesunken. Da steckt eine Menge Schwarzmalerei drin und die Messlatte liegt damit relativ niedrig. Was aber noch wichtiger ist, dass die Prognosen auf breiter Front unsicher scheinen. Viele Anleger werden sich mit den Prognosen, die für 2023 und 2024 eingepreist sind, schwertun. In den letzten drei Rezessionsphasen, die wir erlebt haben, sind die Gewinnerwartungen von der Spitze bis zum Tiefpunkt um etwa 26% gesunken. Und heute liegen wir im mittleren einstelligen Bereich. Ich denke also, dass wir uns in einem Gewinnumfeld bewegen, in dem wir die Ergebnisse besser verkaufen, selbst wenn wir die untere Grenze erreichen.

Jeff Schulze, ClearBridge Investments

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