Weitere Zinsanhebung durch Fed unausweichlich

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Die Seifenoper um die US-Schuldenobergrenze und den Zahlungsausfall liegt endlich hinter uns. Eine Lösung schien zwar grundsätzlich vorstellbar, bedurfte aber der Ratifizierung. Nun, da sie unterzeichnet ist, können die Märkte weiter nach oben gehen. Auch wenn damit das grundlegende Problem der untragbaren US-Verschuldung nicht gelöst ist. Durch die Ausgabe von Billionen von Dollar an Schatzanweisungen besteht die Möglichkeit, Cash risikofrei zu 5,5% anzulegen. Der aktuelle Kommentar von Eric Vanraes, Portfoliomanager des Strategic Bond Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments:

Aktien und Anleihen müssen mit stichhaltigen Argumenten aufwarten, um die Anleger dazu zu bewegen, sie bei einem solchen Geldsegen vorzuziehen. Natürlich ist ein attraktiver Nominalzins in realen Werten weit weniger attraktiv, aber das gilt für alle Anlageklassen.

Der US-Arbeitsmarkt ist nach wie vor solide und es gibt keine Anzeichen für eine Verlangsamung der Lohndynamik, und der Rückgang der Inflation scheint zum Stillstand gekommen zu sein. Mit rund 339.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen im Mai und einer auf 294.000 revidierten Zahl für April sind wir weit von der Marke von 180.000 neuen Arbeitsplätzen entfernt, die einen wirtschaftlichen Wendepunkt hin zu einer Verlangsamung und damit zu einer Rezession zeigen würde.

Was bleibt der Federal Reserve unter diesen Umständen also anderes übrig, als die Zinsen am 14. Juni um einen Viertelpunkt anzuheben? Sofern die vor dieser Sitzung anstehenden Inflationsdaten keine Überraschungen bringen, dürfte eine weitere Zinserhöhung in der nächsten Woche unausweichlich sein und den Leitzins auf 5,25–5,50% bringen.

US-Langfristzinsen unter Druck
Die US-Langfristrenditen geben zwar nach, brechen aber nicht ein, und eine weitere Zinserhöhung durch die Fed dürfte theoretisch keine größeren Bewegungen auslösen. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass eine bärische Abflachung den 2- bis 5-jährigen Abschnitt der Renditekurve unter Druck setzt, während am langen Ende die 30-jährigen Anleihen eher verschont bleiben. Wir bleiben jedoch wachsam, insbesondere bei Anleihen mit Laufzeiten in der Nähe von 18 Jahren, bei denen jede Fehleinschätzung kostspielig sein könnte.

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Vergangene Woche wies der Wirtschaftswissenschaftler Torsten Slok auf ein Phänomen hin, das nicht unterschätzt werden sollte. Seiner Ansicht nach ist die größte Bedrohung für die US-Langfristzinsen die Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ). Wenn die BoJ plötzlich ihre Politik der Renditekurvensteuerung aufgeben würde, könnten die japanischen Anleiherenditen in die Höhe schnellen. Infolgedessen könnten japanische Anleger anfangen, Treasuries zu verkaufen, um Anleihen ihrer eigenen Regierung zu kaufen. Ein Ausverkauf bei langlaufenden US-Titeln aus Japan heraus könnte irgendwann eintreten. Darauf basierend ist die Schlussfolgerung klar: Inhaber von US-Langfristanleihen sollten die Politik der BoJ genau beobachten.

Eric Vanraes, Eric Sturdza Investments

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