Musterdepot-Update: Gallig aufgestoßen

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Zu früh gefreut vergangene Ausgabe: Schon wieder wackeln die Börsen. Und dito der vermeintliche Performance-Booster TERRAGON.

Vor der guten zunächst die absolut ungute Meldung bei Zinsstundungs-Kandidat TERRAGON: Der Projektierer hochwertiger Seniorenheime war auf der 2ten AGV beschlussfähig und hat Klaus Nieding zum gemeinsamen Vertreter gewählt. Dieser ist berechtigt, die Zinsen für die Anleihe 2019/24 wie geplant bis Jahresende zu stunden.

Die Anleihe war mindestens direkt im Anschluss am Mittwoch vom Handel ausgesetzt. Meine Erklärung ist, dass nicht klar wäre, ob und wie Stückzinsen bei Kauf und Verkauf berechnet werden sollen, solange die Börsen noch nichts Offizielles hinsichtlich Stundungsbeschluss vorliegen haben. Vielleicht hat jemand aber auch eine bessere Erklärung.

Das war die gute Nachricht, und eigentlich hätte das für einen soliden Kursgewinn in der Anleihe sorgen sollen. Doch nichts da: Tags zuvor kam eine Meldung über eine neuerliche Verzögerung bei Geldeingängen der TERRAGON.

Eigentlich ist der Sachverhalt abermals scheinbar wenig gravierend, jedoch musste folgerichtig sogar die Überlebensfähigkeit der TERRAGON AG erwähnt werden, sollte nämlich die erwähnte Tochtergesellschaft ihrerseits über die Wupper gehen. Also doch nicht ganz unerheblich. Stundungsvereinbarungen mit Bauunternehmen seien nunmehr erforderlich. Natürlich sei der Vorstand zuversichtlich, „dass solche Maßnahmen gelingen werden“.

Insgesamt erinnert die Causa mich zu sehr an SeniVita. Leider. Durchhalteparolen waren auch dort an der Tagesordnung. Und das in einem Sektor, dem doch eigentlich die Sonne auf den Allerwertesten scheint angesichts der fortschreitenden Überalterung unserer heimischen Gesellschaft. Offenbar kommt es doch mehr als nichts anderes auf Managementfähigkeiten an – wie wir nicht müde werden zu betonen. Note bisher: 5, Versetzung gefährdet.

Kaum eine Anleihe im KMU-Universum notiert überhaupt noch über pari. Passenderweise alle drei Fan-Artikel aus dem Hause Schalke 04 und on top Werder Bremen bei 107%. Wer hätte im vergangenen Jahr gedacht, dass eine Investition in die Nordlichter die rentabelste aller Möglichkeiten werden sollte(?). Höchstwahrscheinlich würden alle vier Anleihen genauso hoch stehen, wären die beiden Co-Absteiger nicht direkt wieder co-aufgestiegen und müssten eine weitere Saison in der Subklasse verweilen. Fußball ist meistens unlogisch.

Keine Kursreaktion gab es indes bei Ekosem-Agrar nach den jeweiligen zweiten AGVs. Die e.Anleihe GmbH wurde wie geplant auch zum gemeinsamen Vertreter im älteren der zwei Bonds gewählt. Damit werden die zuvor vorgestellten Beschlussvorschläge nunmehr wie geplant umgesetzt. Bei Anleihe Ekosem-Agrar 2012/22 (jetzt: 2012/27) war e.Anleihe als sog. Vertragsvertreter für den Fall der Fälle schon gesetzt.

Als Anker in stürmischen Zeiten erweisen sich einmal mehr nur die Markentitel Katjes und Underberg. Alles andere notiert unter pari. Es steht symptomatisch für den breiten Markt. Der GBC Max notiert derweil auf dem tiefsten Stand der vergangenen zwölf Monate, was absolut ins Bild passt.

Dem gegenüber steht der jüngste (Überplatzierungs-)Erfolg der PNE AG. Die Gründe dafür sind vielseitig: Zum einen repräsentiert PNE die aktuelle Boombranche Erneuerbare. Zum zweiten war mit der IKB nicht der unerfahrenste Begleiter federführend. Und schließlich der nicht unclevere Schachzug, den Kupon während der Zeichnungsfrist innerhalb der Bookbuilding-Spanne eher Richtung oberes Ende bei 5,0% zu fixieren, ganz offenbar um definitiv eine Vollplatzierung mit leichter Überzeichnung präsentieren zu können. Hat funktioniert.

Ausblick
Aktuell kein Grund, aber auch kaum eine Möglichkeit, großartig etwas zu verändern. Mit 20.000 Nominalen bei TERRAGON haben wir uns natürlich einigermaßen exponiert und auch die Investitionsquote auf 98% hochgefahren. Insofern müssen wir jetzt aussitzen, was da (noch?) kommen mag an den Fronten. Die Problemfälle häufen sich, aber das war mit Corona plus Ukraine auch realistischerweise kaum anders zu erwarten.

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