E-Commerce: Wie die Ablösung von PayPal auch Anleihekäufer beeinflusst

Der Umsatz durch E-Commerce im Business to Customer Bereich wird in Deutschland 2019 bei voraussichtlich 57,8 Mrd. EUR liegen, wie Statista recherchierte. Dies ist ein erneuter Anstieg um 4,5 Mrd. EUR im Vergleich zum Vorjahr. Der E-Commerce wächst also weiterhin, ebenso wie Online-Geschäfte. Ein zentraler Stützpfeiler hierfür sind neuartige, auf das Internet zugeschnittene Bezahlmethoden wie PayPal, Neteller oder PaysafeCard. Eine Fallstudie über den Erfolg von Unternehmen, die diese Zahlmethoden in ihr Geschäftsmodell einbinden, den Aufstieg von Neteller und Co. und wie dieser sich auf Käufer von Unternehmensanleihen auswirkt. Von Robert Steininger*

PayPal erhält Konkurrenz

PayPal war bislang der Platzhirsch auf dem Markt der Online-Bezahldienste: 1998 gegründet, hat der Service sich in den letzten zwanzig Jahren stark gewandelt. Zunächst war PayPal auf die Online-Auktionsplattform eBay spezialisiert, später expandierte das Unternehmen in alle Bereiche des Internets. 2018 konnte die Firma einen Umsatz von 15,5 Mrd. USD erzielen.

Heute kann man fast überall mit PayPal bezahlen: Wer zum Beispiel bei Weltbild einen Ratgeber zum Thema Anlagestrategie kauft, kann den Erwerb mit PayPal begleichen. Nachdem es lange Zeit so ausgesehen hatte, als würde PayPal einsamer Marktführer bleiben, haben sich in den letzten Jahren allerdings weitere Bezahlservices im Netz etabliert. Allen voran Neteller, das zur Paysafe-Gruppe gehört. Neteller ist vor allem deshalb eine valide Alternative zu PayPal, da der Service schnelle Ein- und Auszahlungen ermöglicht, besonders sicher ist und auf virtuelle Prepaid-Kreditkarten spezialisiert ist, wie Computerbild im Detail erklärt. Insbesondere im iGaming-Bereich ist Neteller inzwischen die Nummer eins. Dazu später mehr.

Auf den Markt hat diese Entwicklung einen diversifizierenden Effekt: Wer über das Netz Produkte und Dienstleistungen vertreibt, muss heute bei den Zahloptionen mehr Auswahl als nur PayPal bieten. Das wirkt sich auch auf Käufer von Unternehmensanleihen aus: Wer in E-Commerce-Firmen investiert, sollte einen kritischen Blick auf die vom Unternehmen gebotenen Zahlmethoden werfen – und in die Zukunft denken. Denn das PayPal-Only-Modell wird schon bald nicht mehr ausreichen.

Fallbeispiele

Diese Tatsache kann man anhand mehrerer Fallbeispiele illustrieren. Im Trading-Sektor zum Beispiel gehört eine große Auswahl alternativer Bezahlmethoden heute zum Standard. Der Forex-Trading-Anbieter Forex4You bietet beispielsweise die Zahlung mit Kreditkarte (Visa und Mastercard), setzt aber auch auf Neteller und bietet zusätzlich Zahlmethoden wie Skrill und Webmoney an. Der Vorteil der auf das Web spezialisierten Bezahlmethoden ist das hohe Vertrauen, das die Kunden in diese setzen. Dies ist beim Trading wichtig, besonders für Neukunden und unerfahrene Käufer.

Noch deutlicher wird die Notwendigkeit einer großen Bezahlauswahl im Online-Gambling-Bereich: Das vermutlich bekannteste Beispiel ist Online-Casino-Anbieter Betway, der inzwischen ganz auf PayPal-Alternativen wie Neteller setzt. Betway ist im Online-Spielsektor ein klanghafter Name: 2015 zahlte die Firma mit 17,9 Mio. EUR den höchsten Online-Jackpot aller Zeiten an einer Slot-Maschine aus. Als Bezahlmethoden im Angebot hat Betway Möglichkeiten wie Visa, Mastercard, Paysafe und eben Neteller. Doch von PayPal keine Spur – weshalb aber?

Die Antworten liegen im Markt: Der iGaming (Internet-Gaming)-Sektor profitiert besonders von Netellers Parade-Funktionen, wie zum Beispiel hoher Sicherheit und schnellen Überweisungszeiten. Kunden in Online-Casinos fordern sichere Zahlmethoden mit rascher Auszahlung im Fall eines Gewinns – genau hier konnte Neteller in der Vergangenheit die Kunden mehr überzeugen, als die Alternative PayPal dies zu tun vermochte. Der Fokus für Unternehmen wie Betway liegt auf einer großen Auswahl an Bezahlmethoden – Neteller kann hier inzwischen die Funktion als Aushängeschild übernehmen: Größere Kundenzufriedenheit ist die Folge.

Ein letztes Beispiel: Der auf Fleischwaren spezialisierte Online-Händler KREUTZERS, mit dessen Mitgründer Manuel Ostner Bondguide seinerzeit ein Interview führte, verkauft seine Qualitätsware ebenfalls per Internet. Zwar setzt man hier auf eine weniger große Auswahl an Zahlmethoden, doch mit PayPal, Visa, Mastercard, EC und Kauf auf Rechnung, sowie mit Gutscheinen sieht man auch an KREUTZERS, wie wichtig die Vielfalt beim Bezahlen selbst für den relativ traditionellen Markt des Fleischverkaufs im Netz ist. Auch hier dürften Alternativen zu PayPal bald Einzug in den Online-Shop halten.

Traditionelle Zahlmethoden bald großflächig im Rückgang?

Käufer von Firmenanleihen im Online-Sektor sollten daher einen kritischen Blick auf die angebotenen Bezahlmethoden der potenziellen Investition werfen: Ist das ausgewählte Unternehmen modern und flexibel aufgestellt? Bietet es eine ausreichende Vielfalt an Bezahlmethoden für die Kunden und ist diese passend auf den jeweiligen Markt zugeschnitten (Stichwort: Neteller und iGaming)? Auch bei der Erstellung und Pflege eines Musterdepots werden diese Faktoren in Zukunft für Käufer von Anleihen eine immer wichtigere Rolle spielen.

Könnten Neteller und Co. also bald Visa, Mastercard und die Banküberweisung ablösen? Das Potenzial ist da. Die Sicherheit, beinahe aller Online-Bezahlmethoden ist hoch, wie die Berliner Morgenpost herausgefunden hat. Auch der Datenschutz ist gut. Weitere Bezahlmethoden wie Skrill und Paysafecard steigern ihre Umsätze stetig. Die Akzeptanz für alternative Zahlmethoden steigt zudem in der Gesamtbevölkerung an – Vielfalt im Angebot bleibt aber wichtig. Was bedeutet dies für Anleger? Bietet ein Unternehmen im E-Commerce-Sektor keine breite Palette an Zahlungsmöglichkeiten für Kunden, können potenzielle Käufer von Unternehmensanleihen auch auf Alternativen, wie zum Beispiel Rendite über die Dividende, umsteigen, was bei Firmen mit guter Rendite, wie der Berentzen-Gruppe, durchaus möglich ist.

Fazit

E-Commerce-Anleihen lohnen sich weiterhin für Käufer und versprechen hohe Gewinne. Der Fokus sollte aber, neben den gängigen Kennzahlen, auch auf die allgemeine Marktsituation gerichtet werden. Hier ist die Unterstützung für Bezahldienste wie Neteller entscheidend. Die Kunden fordern eine große Auswahl und die Unternehmen sind gefragt, dieser Nachfrage gerecht zu werden.

Fotos: @pixabay

*) Robert Steininger ist Spezialist für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online-Strategien, Investment-Strategien und Verhaltensanalyse.