BondGuide im Gespräch mit Oliver Schwegmann und Ralf Brühöfner, Vorstände Berentzen-Gruppe AG, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – und Investitionsmöglichkeiten
BondGuide: Herr Schwegmann, Herr Brühöfner, mögen Sie eigentlich Ostern? Es lag dieses Jahr im zweiten Quartal. Wieso spielt das eine Rolle für Berentzen?
Brühöfner: In der Tat, dies konnte man in den Geschäftszahlen des ersten Quartals sehen. Aber machen wir uns nichts vor: Den Effekt der zeitlichen Verschiebung spüren wir im Spirituosengeschäft zwar, aber andererseits ist es auch nicht vergleichbar mit anderen Konsumhöhepunkten wie Karneval oder Weihnachten. Gemessen daran waren unsere Zahlen für den Jahresauftakt mehr als solide: 1% Plus beim Umsatz, EBIT auf Vorjahresniveau des ersten Quartals.
BondGuide: Wie innovativ kann man eigentlich noch sein bei Getränken? Die Berentzen-Gruppe hat neue Produkte am Start mit Berentzen Signature und mit der alkoholfreien Kräuterbraut.
Schwegmann: Innovations- und Wachstumschancen ergeben sich immer – vor allem weil sich sowohl die Konsumentengewohnheiten wie auch die Marktgegebenheiten kontinuierlich verändern, sei es bei Spirituosen, Limonaden oder Säften. Darauf müssen und wollen wir reagieren, weil sich daraus eben neue Möglichkeiten ergeben. Hier müssen Sie schauen, wo wir als Unternehmensgruppe herkommen: Bis 2017 waren wir quasi in einer gewissen Stagnationsphase, die wenig innovationsgetrieben war. Seit 2018 befinden wir uns in einer Transformation mit einem klaren Fokus auf der Entwicklung von Innovationen und der Steigerung unserer Wertschöpfung. Von einem reinen Volumendenken nehmen wir so vermehrt Abstand. Mehrwertkonzepte gewinnen an Bedeutung. Wir wollen also das Eine immer mehr tun, ohne das andere zu lassen. Die kommenden Jahre schließlich sollen diejenigen sein, wo wir als Gruppe die Früchte aus einer Komplexitätsreduzierung unseres Portfolios einerseits sowie der besseren Ausrichtung auf unsere Kernmarken und Innovationen andererseits ernten.
BondGuide: Verschieben sich die Umsatzbeiträge innerhalb der Gruppe?
Brühöfner: Es kann durchaus sein, dass wir dabei in der jetzigen Transformationsphase eine, wenn man es so nennen wollte, Dynamiklücke zwischen Konzernumsatz und Konzernrohertrag sehen werden, d.h. unser Rohertrag wird dank besserer Margen voraussichtlich stärker steigen als der Umsatz. Unser Augenmerk ist nicht so sehr auf die Umsatzerlöse an sich ausgerichtet, sondern auf die Qualität dieser Erlöse.
BondGuide: Kauft sich Berentzen Innovation im Portfolio hinzu?
Schwegmann: Es gibt marktgetriebene Akquisitionsmöglichkeiten und solche im Hinblick auf Synergien. Natürlich halten wir Ausschau nach beiden. Im Bereich der marktgetriebenen Akquisitionen gibt es zweifellos viele interessante, zunächst vielversprechende Startups und Innovationen, die man sich gern einmal anschaut. Allerdings ist das Zeitfenster relativ klein, in dem eine sich bietende Möglichkeit wirklich interessant ist. Einerseits muss ein Startup schon so weit sein, dass es mit der Umsetzung der Idee bereits erste, messbare Erfolge erzielt hat, andererseits darf es noch nicht so weit sein, dass es für die ganz großen Player interessant ist und die Bewertung deshalb zu ambitioniert wird. Deswegen müssen wir uns alle Ideen diesbezüglich mehr als genau ansehen.
Brühöfner: Als CFO würde ich mich über Akquisitionen mit gut rechen- und auch realisierbaren Synergieeffekte sicherlich freuen. Allerdings gibt es in dieser Hinsicht kaum noch Opportunitäten innerhalb Deutschlands, dem Schwerpunkt unserer Aktivitäten mit Synergiepotential. Zudem sind solche Akquisitionsideen häufig leider nutzlos für die marktgetriebene Weiterentwicklung unserer Unternehmensgruppe – sie bringen bspw. nichts mit Blick auf innovative Portfolioerweiterungen.
BondGuide: Was ist eigentlich aus der 2012 begebenen Unternehmensanleihe geworden?
Brühöfner: Die lief bis Oktober 2017 und wurde planmäßig zurückbezahlt. Seither sparen wir ca. 2 Mio. EUR jährlich an Zinsen. Die Refinanzierung erfolgte über einen Konsortialkredit mit deutlich kleinerem Volumen – unsere gute Liquiditätslage ließ das so zu. Die Entscheidung gegen einen neuen Bond geschah auch vor dem Hintergrund, dass KMU-Anleihen und deren Emittenten 2016/17 keinen sonderlich guten Ruf mehr genossen. Es freut mich allerdings zu sehen, dass sich hierbei seither wieder einiges zum Besseren gewendet hat.
BondGuide: Wie stehen die Aussichten, dass Investoren nochmal irgendwann auch eine Berentzen-Anleihe sehen – vielleicht gerade, um ein dann doch interessantes Übernahmeprojekt zu stemmen?
Brühöfner: Steht aktuell nicht auf unserer Agenda, aber für alle Zeiten sollte man weder diese noch irgendeine andere Finanzierungsform gänzlich ausschließen. Derzeit haben wir allerdings keinen Bedarf an neuen Finanzierungselementen.
BondGuide: Bedenken Sie dabei, dass z.B. ein Markenname wie Katjes zuletzt nur noch 4,25% als Kupon aufrufen musste?
Brühöfner: Das haben wir mitbekommen. 4 bis 5% erhalten Berentzen-Investoren allerdings auch derzeit – als Dividendenrendite.
BondGuide: Meine Herren, ganz herzlichen Dank an Sie beide für das interessante Update in Sachen Erfrischungsgetränke!
Interview: Falko Bozicevic
Fotos: @Berentzen