PGIM: Unsicherheitsfaktoren im Euroraum nehmen zu

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Wir nähern uns dem Höhepunkt der Unsicherheit in Europa, da sich am Horizont ein perfekter Sturm bilden könnte. Die Anleger rechnen mit einer deutlich restriktiveren Politik, als sie in Großbritannien und im Euroraum gerechtfertigt wäre – zwei Volkswirtschaften, die im Gegensatz zu den USA weit unter ihrem Potenzial arbeiten, wobei sich die britische Wirtschaft bereits verlangsamt hat und die des Euroraums nie in nennenswertem Umfang gewachsen ist. Der aktuelle Kommentar von Katharine Neiss, Europäische Chefvolkswirtin bei PGIM Fixed Income:

Außerdem deuten die niedrigen Erdgasvorräte darauf hin, dass Russland in der eskalierenden Energiekrise die Oberhand hat. Das Risiko eines plötzlichen Einbruchs der russischen Energieversorgung steigt und bleibt auf absehbare Zeit hoch.

Das Erstarken der politischen Rechten in Frankreich und Italien trägt zur unsicheren Wirtschaftslage bei. Das Risiko einer Fragmentierung des Euroraums steigt und Spreads für italienische und griechische Staatsanleihen haben sich ausgeweitet. Wir sehen ein relativ kleines Zeitfenster für die Politiker, um die Ansteckungsrisiken zu begrenzen, indem sie vorsorgliche Liquiditätslinien (Backstop-Fazilität) einrichten, die die Mitgliedsländer vor erneuten Marktturbulenzen schützen könnte. Auch wenn die Formulierungen im Zusammenhang mit einer EZB-Backstop-Fazilität wahrscheinlich vage sein werden, glauben wir, dass sie von den Marktteilnehmern allgemein akzeptiert werden.

In Europa haben sich die Spreads hochverzinslicher Anleihen seit Ende des letzten Quartals um 143 Basispunkte und seit Jahreswechsel um 212 Basispunkte ausgeweitet.

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Das Emissionsvolumen ist nach wie vor gering und beläuft sich im laufenden Jahr auf 14,3 Mrd. EUR, verglichen mit 76,6 Mrd. EUR im gleichen Zeitraum 2021. Nachdem Hochzinsanleihen in der Anfangsphase der Markterweiterung nach der russischen Invasion in der Ukraine besser abgeschnitten hatten, haben sie sich in den folgenden Monaten schlechter entwickelt. Mit Blick auf das 3. Quartal bleiben wir etwas vorsichtig und sind der Meinung, dass die aktuellen Prämien die vorherrschenden Risiken nicht angemessen widerspiegeln.

Katharine Neiss, PGIM

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