EZB: Zinserhöhung um 25 Basispunkte wahrscheinlichstes Szenario

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Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income, kommentiert die bevorstehende EZB-Sitzung:

Wir haben eine Reihe von Daten aus der Eurozone erhalten, die uns dazu bewegen, für die Sitzung am Donnerstag eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte zu erwarten.

Das BIP-Wachstum in der Eurozone lag in der vergangenen Woche bei bescheidenen 0,1% und entsprach damit weitgehend der Konsensmeinung. Gestern wurden die Ergebnisse der Umfrage zur Kreditvergabe der Banken für das erste Quartal veröffentlicht, die Anzeichen für einen doppelten Dämpfer durch die Straffung der Geldpolitik auf die Kreditnachfrage und die Auswirkungen der Anfälligkeit des US-Bankensektors auf das Kreditangebot zeigen.

Einige der Zahlen in dem Bericht sind sehr aufschlussreich. So ist die Nettokreditnachfrage der Unternehmen stärker als erwartet und so stark wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr gesunken.

Auch bei der Inflation gab es keine Überraschungen. Wie erwartet zeigten die Flash-Daten für April, dass sich die Inflation im Großen und Ganzen seitwärts bewegt. Die Kerninflation blieb weitgehend unverändert, was jedoch eine Verbesserung gegenüber dem vorherigen Aufwärtstrend darstellt. Am bemerkenswertesten ist vielleicht, dass die Inflation bei Nahrungsmitteln begonnen hat zu sinken, was darauf hindeutet, dass die indirekten Auswirkungen der höheren Energiepreise allmählich nachlassen. Die Kerninflation könnte bald folgen.

All dies bestärkt uns in unserer Einschätzung nach einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte bei der EZB-Sitzung am Donnerstag. Der Markt hatte eher auf 50 Basispunkte und einen Leitzins von 3,75% getippt, nachdem einige Mitglieder des EZB-Rats eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte gefordert hatten.

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Die Daten deuten jedoch darauf hin, dass die EZB eher von 50 Basispunkten auf 25 Basispunkte zurückgehen wird, nicht zuletzt, um angesichts der anhaltenden Schwäche des US-Bankensektors vorsichtiger zu sein.

Um auch die „hawkisheren“ Mitglieder des EZB-Rats zufrieden zu stellen, rechnen wir mit der Ankündigung einer Beschleunigung des Bilanzabbaus in der zweiten Jahreshälfte. Die flexible Reinvestition des PEPP dürfte beibehalten werden, wobei der TPI als Stütze zur Begrenzung der italienischen Spreads dienen wird.

Katharine Neiss, PGIM

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