Eins, Zwei oder Drei? – Die künftige Geldpolitik der Fed

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Drei Szenarien für die Geldpolitik der US-amerikanischen Federal Reserve bleiben denkbar: weitere Zinserhöhungen, Zinssenkungen oder eine Pause. Es ist noch zu früh, um eine dieser Möglichkeiten auszuschließen, da die Entwicklung von der wirtschaftlichen Entwicklung der USA im zweiten Halbjahr abhängig ist. Der aktuelle Marktkommentar von Eric Vanraes, Portfoliomanager des Strategic Bond Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments:

Erstens könnte die Fed – entgegen aller Wahrscheinlichkeit – an ihrer restriktiven Politik festhalten. Auf den ersten Blick sehen die Gesamtinflationsdaten ermutigend aus. Die Kerninflation, bei der Lebensmittel und Energie nicht einbezogen werden, steigt jedoch weiter an, und Energiepreise bleiben die wichtigste Variable. Eine dramatische geopolitische Entwicklung oder ein plötzlicher Ölpreisschock würden die Energiekosten ansteigen lassen und damit die Gesamtinflation erneut in die Höhe treiben. Darüber hinaus nimmt die Inflation im Dienstleistungssektor weiter zu. Diese Entwicklung könnte nur durch einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenquote in Verbindung mit einem Rückgang der Löhne gestoppt werden.

Zweitens ist der Status quo das zentrale Szenario von Jerome Powell. Vorerst hat die Fed aber Mühe, die Märkte davon zu überzeugen, dass Zinssenkungen im Jahr 2023 unmöglich sind.

Während unser bevorzugtes Ergebnis eine längere Pause der Fed als Vorläufer für eine weiche Landung von Inflation und Wachstum wäre, sollten sich Anleiheinvestoren am meisten Sorgen über ein drittes Szenario mit Zinssenkungen machen. Eine frühzeitige Zinssenkung wäre mit einer Rezession in den USA und/oder einer Kreditklemme verbunden, die den regionalen Bankensektor in den USA empfindlich treffen würde.

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Die Probleme der Regionalbanken sind nicht vergleichbar mit dem systemischen Risiko von 2008 oder dem Beinahe-Zusammenbruch der Credit Suisse. Dennoch sind die mittelgroßen Banken der Treiber der amerikanischen Wirtschaft und unterstützen die vielen unrühmlichen Unternehmen, die weiterhin Mitarbeiter einstellen und zweistellige Gehaltssteigerungen bieten. Jede Verschärfung der regionalen Bankenkrise sollte daher sehr ernst genommen werden. In solch unsicheren Zeiten ist ein vorsichtiger Ansatz sinnvoll, der weniger Kreditrisiken eingeht und die Duration eines Portfolios erhöht.

Eric Vanraes, Eric Sturdza Investments

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