Musterdepot-Update: Da geht doch noch was!

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Neuzugang TERRAGON hat’s gebracht. Das bisherige Jahresminus hat sich durch den beherzten Zugriff rund halbiert. Immerhin.

Dazu sind mehrere Sachen zu sagen. Der in der Tabelle ausgewiesene Kaufkurs bei unserer Ankündigung vor zwei Wochen zu TERRAGON liegt bei 27,70 EUR. Orderkosten haben wir in der Spalte Erträge subtrahiert.

Nun ist es so, dass die TERRAGON-Anleihe 2019/24 leider irre dünn gehandelt wird: Unsere avisierten 20.000 Nominale ergaben sich als Schlusskurs weder an einer einzigen Börse noch auf einer OTC-Plattform wie Tradegate oder Lang&Schwarz. Wir haben daher improvisiert und alle verfügbaren Schlusskurse mit Stückzahl genommen, chronologisch rückwärts, bis das Volumen erreicht wurde. Der Kurs von 27,70% ist also gemittelt.

Am 14. Juni wird in München sowie via Online-Übertragung auf einer zweiten AGV über die Zinsstundung um jetzt noch acht Monate abgestimmt. Die erste AGV vor einigen Tagen scheiterte wie gewohnt am Quorum, also der Beschlussfähigkeits-Mindestpräsenz von 50% des Anleihekapitals. Auf der zweiten AGV reichen 25% und diese Hürde nehmen in der Regel alle Emittenten. Von einer Zustimmung kann demnach ausgegangen werden, zumal es leger gesprochen um eine vergleichsweise Lapalie geht – gegenüber den Änderungswünschen auf anderen AGVs der letzten Wochen.

Nun hat sich der TERRAGON-Kurs „nur“ verdoppelt seit seinen Tiefstständen von knapp über 20% nach dem ersten Schock – d.h. einige Restzweifel sind wohl weiter da. Ginge es um eine simple Stundung der Zinszahlung für gerade einmal 2/3 eines Jahres, so sollte die Anleihe sagen wir bei 90-95% stehen.

Übel genommen wird dem Seniorenheimbauer, dass Chef Dr. Markus Held mit seinem Outing offenbar bis zur letzten Minute wartete. Proaktiv wäre das Mittel der Wahl gewesen statt „Last Minute“. Insofern erklärt sich, dass der Kurs weiterhin nur, aber immerhin wieder in den 50ern notiert. Der Zweifel, ob nicht noch etwas nachkommt, ist erst einmal gesät – das hat sich TERRAGON höchstselbst zuzuschreiben.

Ansonsten nichts Weltbewegendes im Rahmen des Musterdepots. Bei GECCI wird in Bockenem in Kürze das erste Einfamilienhaus fertiggestellt. Photon Energy hat nicht völlig unüberraschend seinen Bond um 10 auf nunmehr 65 Mio. EUR aufgestockt. Ich bin überzeugt, die Branche Erneuerbare wird diese Saison mit großem Abstand dominieren – was freilich auch keine allzu gewagte Prognose mehr ist in diesen Zeiten.

Bei Ekosem wurden die Beschlussvorschläge in beiden Anleihen auf den jeweils zweiten AGVs Ende Mai abgenickt. One Square hatte noch große Vorbehalte und dass sich der Kurs der Anleihe Ekosem 2019/24 praktisch überhaupt nicht erholt hat, spricht leider ein wenig für die Version der Münchner, die ja sogar zum Boykott der Abstimmung aufgerufen hatten.

Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, wer näher an der noch völlig undurchsichtigen Wahrheit liegt. Vom ersten Gefühl her würde ich meinen, die Beschlüsse mögen aus Anlegersicht suboptimal sein – ich persönlich teile sowohl Ansichten sowohl von One Square wie auch einige des gemeinsamen Vertreters e.Anleihe GmbH –, aber besser rasch etwas beschlossen und dann rasch weiter als endlose Hängepartie.

Ausblick
Die Märkte erholen sich langsam, aber wirklich nur peu à peu. Im Sektor EE geht derzeit fast alles, im Sektor Immobilien so gut wie nichts. Eyemaxx, VST, aber auch Adler Group haben hier leider ganze Arbeit geleistet. Auch TERRAGON darf man da ruhig hinzuzählen. Der Depotanteil besagter TERRAGON ist durch die schnelle Kursverdopplung leider auf 6,5% gestiegen, d.h. diese Position müssten wir beizeiten nach unten korrigieren – oder etwa auf der Überholspur bleiben? Mit einer Kursverdopplung hatten wir ehrlich gesagt nicht so zeitnah gerechnet. Die Märkte überraschen einen immer wieder – in beide Richtungen!

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