Inflationspeak läutet Ende der USD-Stärke ein

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Die Kern- und Gesamtinflationsraten in den USA sind zwar immer noch hoch, aber es gibt konkrete Anzeichen dafür, dass sie ihren Höhepunkt erreicht haben könnten. Dies wäre natürlich eine bedeutende Entwicklung mit Auswirkungen auf die Märkte, da in diesem Fall auch die US-Zinsen und der Dollar wieder schwächer werden dürften. Aktuelle Ansichten und Einschätzungen zu den Finanzmärkten von China-Kenner Stephen Li Jen, CEO von Eurizon SLJ Capital Ltd:

Sanfte Landung in den USA
Ich würde die Tatsache, dass immer wieder ängstliche Stimmen laut werden, mit meinen Beobachtungen beim Fliegen vergleichen: Sobald der Pilot den Sinkflug einleitet, gibt es immer wieder Passagiere, die davon überzeugt sind, dass das Flugzeug zum Absturz verurteilt ist. In der Tat ist es in dieser Situation für den Piloten schwierig, die Passagiere davon zu überzeugen, dass sie eine sanfte Landung und keinen Absturz vor sich haben. Die Angst in der Passagierkabine ist erst vorbei, wenn das Flugzeug auf dem Boden ist. Und hier sehe ich eine Parallele zur Inflationsentwicklung – erst wenn die Inflationsdynamik erkennbar nachlässt, auch wenn das Niveau hoch bleibt, werden die Ängste der Marktteilnehmer abnehmen.

Ich persönlich neige zu mehr Optimismus. Ich glaube, dass die potenzielle Wachstumsrate der US-Wirtschaft aufgrund des Bevölkerungswachstums, der Kapitalstockakkumulation und des Produktivitätswachstums immer noch deutlich positiv ist. Wenn es keine Schocks oder politischen Eingriffe gibt, kann man im Allgemeinen davon ausgehen, dass der private Sektor floriert und Wohlstand schafft. Das makroökonomische Umfeld ist insofern außergewöhnlich, als die meisten Probleme, mit denen die Welt konfrontiert ist, eher angebots- als nachfragebedingt sind, obwohl ich nicht glaube, dass dies von Dauer sein wird.

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Nachlassende Dollar-Stärke
Sobald die Inflation in den USA ihren Höhepunkt erreicht hat, besteht meiner Meinung nach eine gute Chance, dass sich der Trend des Dollars umkehrt. Der Dollar hat seine Aufgabe erfüllt: Er hat die Inflation aus den USA in den Rest der Welt exportiert. Andererseits dürfte die Talfahrt des Dollars nicht allzu stark ausfallen, da der Rest der Welt (insbesondere Europa) weiterhin in Schwierigkeiten steckt. Ich denke, der Dollar wird gegenüber dem Renminbi und auch gegenüber dem Yen abwerten. Dies sind die Währungen von Volkswirtschaften mit sehr niedriger Inflation, was mit einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit einhergeht. Und letztlich dürfte der Dollar auch gegenüber dem Euro wieder schwächer werden.

Stephen Li Jen, Eurizon SLJ Capital

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