Katjes Greenfood: „Richtiger Zeitpunkt, jetzt mit einer Anleihe den Kapitalmarkt zu adressieren“

Foto @ Katjesgreenfood GmbH & Co. KG

Eine der interessantesten Neuemissionen steht passenderweise zur Adventszeit an: Katjes-Tochter Katjes Greenfood. Der Spezialist für pflanzenbasierte Wachstumsunternehmen möchte für seine Wachstumsstrategie bis zu 25 Mio. EUR einnehmen. BondGuide sprach mit Finanzvorstand Marius Rodert.*

BondGuide: Herr Rodert, zum Einstieg bitte zunächst einmal ganz allgemein einige Worte zu Ihrem eigenen Hintergrund und dann zum Unternehmen Katjes Greenfood, KGF.
Rodert: Nach meinem Studium bin ich zunächst in die Beratung eingestiegen. In dieser Phase, nach der Finanzkrise 2009, ging es vor allem um Restrukturierungsberatung beziehungsweise Turnaround Management. Damals fand Wertgenerierung also eher gegen Ende eines Unternehmenszyklus statt, um wieder gesund aus der Krise herauszukommen. Langfristig fehlte mir der Einblick in den anschließenden Werdegang des Unternehmens. Daher wechselte ich dann auf die Unternehmensseite zum Metro-Konzern in den Bereich Beteiligungs-Controlling, auch dort unter dem Aspekt Wertgenerierung- und -steuerung. 2017 kam ich schließlich als CFO zur Katjes Greenfood, einer Schwestergesellschaft von Katjes Deutschland, wo Werte vor allem in der Frühphase der Unternehmensentwicklung geschaffen werden.

BondGuide: Und was ist die Aufgabe von Katjes Greenfood innerhalb der Katjes Gruppe?
Rodert: Katjes Deutschland hat bereits sehr früh, zehn Jahre bevor es bereits ein Trend war, auf das Thema vegetarisch gesetzt und auf tierische Gelatine in Süßwaren verzichtet. Seit 2016 ist die gesamte Katjes-Produktion vegetarisch und seit 2022 sogar mehrheitlich vegan. Im Zuge dieser Transformation hat das Katjes-Management vermehrt auf solche Food Trends geachtet und erkannt, dass sich auch jenseits des Süßwarenmarkts hochinteressante neue Food-Konzepte entwickeln. Daher wurde 2016 mit der Katjes Greenfood eine Beteiligungsgesellschaft für pflanzenbasierte Wachstumsunternehmen gegründet.

„Seit 2016 ist die gesamte Katjes-Produktion vegetarisch und seit 2022 sogar mehrheitlich vegan.“

BondGuide: Und was macht nun die Katjes Greenfood konkret?
Rodert: Die Katjes Greenfood, abgekürzt KGF, beteiligt sich an interessanten, dynamisch wachsenden und innovativen Unternehmen, die in den Trendbereichen Future Food und pflanzenbasierte Ernährung führende Markt- bzw. Markenführerschaft stellen. Oft wird beispielsweise die Rügenwalder Mühle zitiert, wenn es um Pioniere im Bereich zukunftsorientierter pflanzenbasierter Ernährung geht – das stimmt leider nicht ganz, Katjes war da bereits deutlich früher dran.

BondGuide: Der Katjes-Konzern ist in ganz Europa vertreten – darunter mit Schwerpunkten über die Katjes International in Frankreich und Italien – und sogar darüber hinaus aktiv. Wie sieht es bei der KGF aus? Reden wir über Beteiligungen in Deutschland oder Europa?
Rodert: Vor allem ist es die DACH-Region. Hier befinden sich unsere Fokus-Beteiligungen. Wir haben auch schon in den USA investiert, aber die DACH-Region und hier speziell Deutschland bleiben unser Schwerpunkt.

BondGuide: Wie sind die Besitzverhältnisse, speziell auch hinsichtlich der Katjes-Gruppe?
Rodert: Der gemeinsame Schirm ist die erwähnte Katjes-Gruppe, mit den drei Schwestern Katjes Fassin, Katjes International und Katjes Greenfood. Die Gesellschafter sind in allen Unternehmen in gleichem Verhältnis vertreten, namentlich 90% Bastian Fassin und zu 10% Tobias Bachmüller. Es bestehen dementsprechend keine gesellschaftsrechtlichen Verflechtungen zwischen den drei Katjes Gesellschaften.

BondGuide: Gibt es in dieser Zusammenarbeit Synergieeffekte – wie kann man sich dies vorstellen?
Rodert: Die gibt es natürlich, vor allem im Marketing und im Vertrieb, aber auch im Beteiligungsmanagement, wo wir mit der Katjes International über einen langjährigen erfolgreichen Track Record verfügen. Bei unserer jüngsten Beteiligung Genius – der britische Marktführer für glutenfreie Backwaren und mit unserer 100%-Beteiligung noch eine Ausnahme – heben wir beispielsweise auch Synergien im Einkauf – etwa bei Speisestärke, die auch für die Süßwaren gebraucht wird. Bei den Minderheitsbeteiligungen steuern wir nicht aktiv, aber sind natürlich auch beratend tätig, zum Beispiel über Beiratsmandate oder aktive Projektmitarbeit.

„Wir haben 2021 über Crowdfunding knapp 3 Mio. EUR eingenommen – ein schöner Erfolg und das zweitgrößte Volumen des Jahres.“

BondGuide: Gibt es in Ihrer Branche auch Themen wie Lieferengpässe bei der Versorgung mit Roh- und Grundstoffen?
Rodert: Aktuell ist es nicht die Versorgung mit Grundstoffen selbst, sondern es sind eher die höheren Produktionskosten. Bisher konnten unsere Unternehmen diese jedoch weitergeben.

BondGuide: Wie hat sich die Katjes Greenfood bisher finanziert?
Rodert: Bis 2021 haben wir uns vollständig über die Katjes-Gruppe finanziert, und zwar über Eigenkapital und Darlehen. Letztes Jahr haben wir auch ein Crowdinvesting gestartet und dabei knapp 3 Mio. EUR eingenommen – auf unserer eigenen Plattform. Ein schöner Erfolg und zu dem Zeitpunkt das zweitgrößte Crowd-Volumen des Jahres 2021, worauf wir auch ein wenig stolz sind.

BondGuide: Welche anderen Finanzierungsoptionen haben Sie erwogen – standen diese auch realistisch zur Wahl?
Rodert: Bei der Wahl der Anleihe kamen wir ziemlich schnell auf einen gemeinsamen Nenner. Die KGF ist jetzt seit sechs Jahren erfolgreich am Markt aktiv und hat erhebliche Beteiligungswerte aufgebaut. Deshalb erschien uns der Zeitpunkt richtig, mit einer Anleihe den Kapitalmarkt zu adressieren. Dabei hilft uns die Erfahrung der Katjes International, die ja seit Jahren sehr erfolgreich am Anleihemarkt aktiv ist und sich auch schon zweimal erfolgreich refinanzierte. Deshalb war unser Favorit schnell ausgemacht.

„Auch als Debütemittent trauen wir uns zu, am Erfolg der Katjes International durchaus anzuknüpfen.“

BondGuide: Nun gab es im Laufe der letzten 12 Monate zahlreiche Havarien am Markt für KMU-Anleihen, das Image gilt einmal mehr als ein wenig angekratzt. Schreckt das einen Debütemittenten nicht ein bisschen ab bzw. warum hat es das nicht?
Rodert: Wie gesagt, das Kapitalmarkt Know-how in der Gruppe ist bereits vorhanden. Stand heute ist die Katjes International eine von nur wenigen Anleihen, die ziemlich stabil über pari notieren in diesem schwierigen Jahr. Daher trauen wir uns zu, hieran durchaus anzuknüpfen, auch wenn wir als Debütemittent gelten.

BondGuide: Können Sie uns etwas über die letzten Geschäftszahlen sagen und wie hier ungefähr die Strategie aussieht?
Rodert: Die Katjes Greenfood hat mit der Genius jüngst die erste 100%ige und damit vollkonsolidierbare Beteiligung vorgenommen. Damit verbuchen wir bei Umsatz und Ertrag natürlich erst jetzt relevante Volumen. Bis dahin sind wir durchweg Minderheitsbeteiligungen eingegangen. Die Bilanzsumme beträgt jetzt ca. 80 Mio. EUR, bei rund 33 Mio. EUR Eigenkapital. Die EK-Quote liegt also bei ca. 41%. Im Halbjahresabschluss, der ja auch Bestandteil des Wertpapierprospekts ist, weisen wir dabei ein Ergebnis von etwa 10 Mio. EUR aus.

„Derzeit verfügen wir über 12 Beteiligungen. Bis zu 20 trauen wir uns perspektivisch zu.“

BondGuide: Und was machen Sie mit den positiven Erträgen?
Rodert: Investieren natürlich! Gerade jetzt sind doch sehr spannende Zeiten für Investoren. Bei unseren Minderheitsbeteiligungen haben wir uns daher auch entsprechende Aufstockungsoptionen einräumen lassen. Generell sehen wir viele Möglichkeiten am Markt. Derzeit verfügen wir über 12 Beteiligungen. Bis zu 20 trauen wir uns perspektivisch zu – die wir aber natürlich auch alle personell angemessen betreuen möchten.

Marius Rodert, CFO, Katjes Greenfood

BondGuide: Könnte die KGF auch mit einem nicht ausgeschöpften Volumen bei der Anleihe leben? – der Markt ist holprig aktuell und die Taschen nicht überall offen.
Rodert: Unsere Roadshow im Vorfeld verlief bereits überaus erfolgreich – insofern sind wir sehr zuversichtlich, was die Platzierung angeht. Zur Mittelverwendung: Von den angestrebten 25 Mio. EUR sollen 14 Mio. EUR für die Refinanzierung der Brückenfinanzierung bei Genius verwendet werden, 8 Mio. EUR sind für den Ausbau unseres Beteiligungs-Portfolios eingeplant und schließlich 3 Mio. EUR Reserve.

BondGuide: Wollen wir einmal über Greenwashing und Greentalking sprechen?
Rodert: Das Problem meines Erachtens ist, dass der Begriff ‚Green‘ doch recht weit ausgelegt werden kann. Das kann alles und nichts bedeuten, er ist viel zu weit gefasst. Wer ihn für sich beansprucht und überstrapaziert, wird nicht mehr ernst genommen. Eine entsprechende Bereinigung findet dann im Laufe der Zeit sicher statt. Wir schauen uns vor allem Produkte an, die nicht nur dem Trend der pflanzenbasierten Ernährung entsprechen, sondern die auch einen überlegenen innovativen Nutzen im Vergleich zu den aktuell verfügbaren Vergleichsprodukten bieten. Insofern spielt Greenwashing oder Greentalking für uns hier keine Rolle.

BondGuide: Wenn Sie permanent in Minderheitsbeteiligungen investieren – oder auch in ausgewählten Beispielen einmal mehr –, dann dürften Sie doch wohl prädestiniert dafür sein, uns dauerhaft am Kapitalmarkt erhalten zu bleiben?
Rodert: Unsere Schwester Katjes International ist bereits seit rund einem Jahrzehnt am Kapitalmarkt unterwegs, und das mehr als erfolgreich. Insofern kann ich nur sagen: Wir sind ebenfalls gekommen, um zu bleiben!

BondGuide: Herr Rodert, das stibitzte Zitat verzeihen wir Ihnen – ganz herzlichen Dank an Sie für Ihre Zeit und die spannenden Einblicke!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

*) Das Interview ist bereits am 18.11.2022 im BondGuide #23-2022 erschienen.

Fotos @  Katjes Greenfood GmbH & Co. KG

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