Hochzinsanleihen: Was tun im aktuellen Marktumfeld?

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Die sommerliche Kurserholung im Anleihensegment war möglicherweise nur ein Strohfeuer, denn der September knüpfte an das schwache erste Halbjahr an. Kyle Kloc, Senior Portfolio Manager bei Fisch Asset Management, äußert sich zum Markt der Hochzinsanleihen:

Seit Jahresanfang steht damit ein historisch hohes Minuszeichen bei fast allen Anleihesegmenten beziehungsweise bei sämtlichen Anlageklassen zu Buche. Bei Anleihen mit besseren Ratings waren die Verwerfungen sogar zwischenzeitlich noch stärker zu spüren als bei High Yield Bonds. Letztere weisen aktuell auf globaler Ebene einen Kursrückgang von rund 14% aus (gemessen am ICE BofA ML Global High Yield Index in Euro hedged). Bliebe es bei diesem Ergebnis, dann würde 2022 in puncto Performance als eines der schwächsten Jahre in die Geschichte des High-Yield-Markts eingehen.

Und natürlich stellen sich Investoren bei dieser rückläufigen Kursentwicklung die Frage: Wann lohnt sich ein Einstieg oder eine Aufstockung der High-Yield-Position? Angesichts der immer noch hohen Inflation, den daraus resultierenden Zinserhöhungen und höherer Spreads ist unverändert Vorsicht geboten, aber dennoch sind wir der Meinung, dass Teilinvestitionen zum jetzigen Zeitpunkt wieder in Erwägung gezogen werden können. Kurzfristig dürften sich die Spreads zwar nochmals ausweiten – allerdings stellen die aktuellen Spreadniveaus zumindest mittelfristig interessante Einstiegspunkte dar.

Wir halten den US-amerikanischen High-Yield-Markt für attraktiver als den europäischen, trotz der vergleichsweisen höheren Bewertung. Dies hängt in erster Linie damit zusammen, dass die hohen Energiepreise positiv für den US-High-Yield-Markt und negativ für die europäischen Pendants sind. Dies liegt daran, dass der Energiesektor im US-Universum besonders groß ist. Dazu zählen Öl- und Erdgasproduzenten, die derzeit extrem profitabel sind. Gleichzeitig stiegen die Strom- und Gaspreise in Europa deutlich stärker an als in den USA, was die Gewinnmargen europäischer Unternehmen schon jetzt signifikant belastet beziehungsweise in den negativen Bereich rutschen lässt.

Generell bevorzugen wir momentan bessere Qualitäten und gewichten die Sektoren Energie, Metalle und Telekom über. Einzelhandel und Automobile gewichten wir dagegen aufgrund des schwächeren Konsumklimas und der weiterhin hohen Inflation unter. Zur Vorsicht raten wir bei kurzen Laufzeiten aufgrund des Refinanzierungsrisikos und bei Emittenten mit Exposure zu europäischen Energiepreisen.

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Wichtig für den High-Yield-Markt wäre die Vermeidung einer zu heftigen Rezession. Dass eine Rezession kommt, scheint unausweichlich. Verläuft sie verhältnismäßig moderat, dann könnte auch der High-Yield-Markt damit leben. Denn fundamental stehen die Unternehmen gut da. Die Auftragsbücher sind überwiegend voll und die Finanzierungen in der Regel solide gestaltet, so dass die gestiegenen Zinsniveaus zumindest oberhalb des CCC-Ratingsegments zu keiner maßgeblichen Erhöhung der Ausfallraten führen sollten. Daher gilt zum jetzigen Zeitpunkt: es gibt keine Entwarnung, aber auch keinen Grund zur Panik. Zumindest für langfristig orientierte Investoren ist eine massive Korrektur, wie wir sie bisher in 2022 erleben, auch immer eine Einstiegschance.

Kyle Kloc, Fisch AM

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