Toxisches Selbstbewusstsein bei CEOs

Übertriebenes Selbstbewusstsein kann rationalen Entscheidungen im Weg stehen. Eine neue Studie zeigt, dass die Persönlichkeit von CEOs bei wichtigen Evaluationsprozessen eine wesentliche Rolle spielt.

Eine aktuell veröffentlichte Studie von Christian Schumacher, Wissenschaftler am Institute for International Business der Wirtschaftsuniversität Wien, zeigt jetzt, dass die Persönlichkeit von CEOs bei Evaluationsprozessen eine wesentliche Rolle spielt. Übertriebenes Selbstbewusstsein kann demnach rationalen Entscheidungen im Weg stehen.

Zur eigenen Performancemessung und -evaluation nutzen Unternehmen unter anderem den internen und externen Vergleich – mit den Geschäftszahlen der Vorjahre sowie jenen der Mitbewerberinnen und Mitbewerber. Studienautor Christian Schumacher vom Institute for International Business der Wirtschaftsuniversität Wien erklärt:Im nächsten Schritt stellt sich die Frage, wie CEOs mit diesem Vergleich, also dem positiven oder negativen Feedback auf ihre aktuelle Finanzlage, umgehen. Genau an diesem Punkt setzt unsere Studie an: Wir wollten wissen, wie sich das Selbstbewusstsein bzw. übertriebenes Selbstbewusstsein der CEOs auf deren Interpretation der Ergebnisse auswirkt. In der wissenschaftlichen Literatur gilt dieses Persönlichkeitsmerkmal als ein entscheidender Faktor bei Führungspersönlichkeiten.“

Späte Reaktion auf finanzielle Schwierigkeiten

In ihrer quantitativen Studie untersuchten die StudienautorInnen alle Unternehmen im S&P1500 Index, der die 1.500 größten amerikanischen börsennotierten Unternehmen beinhaltet, in der Zeitperiode von 1992-2014. Dabei zeigte sich, dass übermäßig selbstbewusste CEOs ihre finanzielle Situation optimistischer einschätzen als ihre Kolleginnen und Kollegen und dadurch viel schwächer auf externes sowie internes Feedback reagieren.

Übertrieben selbstbewusst ?

„Das heißt: Obwohl die finanzielle Situation im Unternehmen möglicherweise sehr schlecht ist und eine Änderung in der Firmenstrategie verlangen würden, interpretieren diese CEOs die prekäre Situation viel positiver und reagieren erst viel später mit einer Änderung – was selbstverständlich verheerende Folgen für das Unternehmen haben kann“, so Schumacher.

Weibliche CEOs mit weniger verzerrter Wahrnehmung

In einer zusätzlichen Analyse stellte sich zudem heraus, dass weibliche CEOs generell eine weniger verzerrte Wahrnehmung der finanziellen Situation haben und damit stärker auf Feedback reagieren. „Frauen sind seltener übertrieben selbstbewusst was ihre eigenen Fähigkeiten betrifft, das spiegelt sich auch in unserer Studie wider“, so Schumacher, „Diese akkuratere Einschätzung der eigenen Fähigkeiten führt dazu, dass Frauen viel stärker auf Feedback von anderen Unternehmen und eigenes ‚historisches Feedback‘ reagieren.“

Die Studie wurde im Strategic Management Journal veröffentlicht.