Peter Leibold, German Pellets: „Geheizt wird immer“

Interview mit Peter H. Leibold, geschäftsführender Gesellschafter, German Pellets

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BondGuide: Herr Leibold, was schätzen Sie denn, wie viel Prozent realistischerweise umtauschen von Anleihe I in III?
Leibold: Wir erwarten eine hohe Quote, die letzten Wochen an den Kapitalmärkten haben aber auch gezeigt, wie schwer kalkulierbar das Anlegerverhalten ist. Deshalb sind wir selbst sehr gespannt und möchten ungerne im Vorfeld konkrete Einschätzungen abgeben. Beim Umtausch ist bei den Anlegern auch Eigeninitiative gefragt. Sprich, Anleiheinhaber sollten Banken direkt auf den Umtausch ansprechen, damit dieser entsprechend realisiert werden kann.

BondGuide: Interessant ist doch, dass die 2016er Anleihe inzwischen jederzeit zu 100,5% vorzeitig gekündigt werden könnte, der Kurs jedoch darüber notiert. Sollte das nicht Anreiz genug für einen Switch bieten?
Leibold: Wir wollten unseren Anlegern ein attraktives und faires Angebot unterbreiten, um ihnen eine Umtauschentscheidung zu erleichtern. Zum Zeitpunkt der Fixierung der Umtauschkonditionen pendelte der Kurs zwischen 102 und 103%. Vor diesem Hintergrund erfolgte die Festlegung eines Zusatzbetrages von 25 Euro in bar je 1.000 EUR Teilschuldverschreibung (das entspricht einem Kurswert von 102,5%) neben der sofortigen Auszahlung für in 2014 aufgelaufener Stückzinsen. Damit bieten wir insbesondere den Anlegern einen Anreiz, die langfristig investieren wollen.
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BondGuide: German Pellets entwickelt sich zum Daueremittenten – sollten wir jetzt alle zwei Jahre mit einer Emission rechnen?
Leibold: Nun, wir haben bestimmt mit der aktuellen Emission auch für einen Überraschungsmoment gesorgt. Neben der frühzeitigen Refinanzierung der in 2016 fälligen Anleihe dient die aktuelle Emission sinnvollen und strategisch wichtigen Expansionsinvestitionen. Durch unsere Präsenz am Kapitalmarkt konnten wir unsere Wachstumspläne maßgeblich vorantreiben. Durch das realisierte Wachstum während der vergangenen Jahre eröffnen sich aber auch andere Finanzierungsoptionen für uns. So prüft German Pellets perspektivisch auch andere Finanzierungswege außerhalb des klassischen Bondsegments – auch im Equity-Bereich. Grundsätzlichen fühlen wir uns mit unserem breiten Finanzierungsmix sehr wohl. 

BondGuide: Möchten Sie sich mit dem Gang in den Prime Standard bewusst abgrenzen oder spielte das höhere Marktsegment keine wirkliche Rolle?
Leibold: Für die Transaktion haben wir uns ganz bewusst für den Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse entschieden, um die Fortentwicklung unseres Unternehmens zu dokumentieren. Als Familienunternehmen und Mittelständler setzen wir darüber hinaus mit der zusätzlichen Verpflichtung zu einer strukturierten Quartalsberichterstattung ein deutliches Qualitäts- und Transparenzsignal.

BondGuide: Wie risikobehaftet müssen wir uns die Expansion auf den nordamerikanischen Kontinent vorstellen?
Leibold: Wir haben mit der Fertigstellung des ersten US-Werkes im vergangenen Jahr gezeigt, investive Risiken erfolgreich managen zu können. Das Werk läuft stabil und produziert Pellets für den europäischen Kraftwerksmarkt. Dies zu erheblich günstigeren Rohstoff- und Energiekosten. Die Produktionsmengen sind zudem mittel- und langfristig verkauft. Gleiches gilt für unser zweites Werk, das kurzfristig erste Pellets produzieren wird. Der Standort USA sichert uns langfristig, preisstabil die erforderlichen Rohstoffressourcen, um weiter zu expandieren und die Unternehmensrentabilität nachhaltig zu steigern. Hier liegen eher große Chancen als Risiken.

German Pellets will mit zweiter Anleihe bis zu 50 Mio. EUR einfahren. Quelle: German Pellets

BondGuide: Unsere Lieblingsfrage: Was ist Ihrer Einschätzung nach das größte einzelne Geschäftsrisiko für German Pellets aktuell? 
Leibold: Ein länger anhaltender Preisverfall bei den fossilen Brennstoffen würde sicher das Marktwachstum beeinflussen. Das Einsparpotential von Holzpellets gegenüber ölbasierten Heizungen ist schließlich das Hauptargument für Sanierer, auf Holzpellets umzusteigen. Aber auch nach dem Rückgang der Ölpreise in den vergangenen Wochen beträgt der Preisvorteil bei der Nutzung von Holzpellets gegenüber Heizöl in Deutschland rund 35 %. In einigen europäischen Ländern, z.B. Italien und Dänemark, ist Heizöl deutlich teurer, wodurch sich der Preisvorteil für diese Kunden erhöht. Damit amortisiert sich eine Pelletheizung in Privathaushalten innerhalb von wenigen Jahren, in gewerblichen und industriellen Anlagen in zwei bis fünf Jahren. Außerdem hängt unser Ergebnis natürlich immer auch von der Witterung ab. Ein strenger Winter ist gut für unsere Branche, ein milder Winter eher weniger. Aber: Geheizt wird immer und unsere Entwicklung im ersten Halbjahr 2014 zeigt, dass wir trotz eines milden Winters Wachstum erzielen können – sowohl beim Umsatz als auch beim Ertrag. Unsere Umsatzerlöse konnten wir in diesem Zeitraum um 10% auf 260,6 Mio. Euro und unser EBITDA um ein Drittel auf 25,0 Mio. Euro steigern.

BondGuide: Herr Leibold, vielen Dank für das kleine Update.

Das Interview führte Falko Bozicevic.