Breaking Bad – ein Kommentar von Falko Bozicevic

Aus der Ferne... kommentiert es sich am
schlauesten.

Die üblichen Zutaten et voilà: Werfen wir einen kurzen Blick zurück auf ein Mittelstandsanleihen-Märchen.

Es war einmal ein neues Marktsegment, genannt Mittelstandsanleihen. Das startete 2011 mit so viel Elan durch, dass viele Beteiligte durch seinen kometenhaften Lichtschweif geradezu geblendet wurden. 

Schon bald aber gab es erste Ausfälle, und zwar dergestalt, dass viele meinten, eine böse Hexe treibe ihr Unwesen (jede gute Story braucht eine Hexe). Da Investoren nun mal nicht gerne Eigenverantwortung übernehmen, war die in Form bösartiger Rating-Agenturen auch schon bald identifiziert – ab auf den Scheiterhaufen! 

Da half es auch nicht, dass die Gebrandmarkten gebetsmühlenartig beschworen: „Höret doch endlich, wir berechnen statistische Ausfallwahrscheinlichkeiten, basierend auf historischen Daten – und das übrigens auf Basis der uns zur Verfügung gestellten Daten!“. Doch die Menschen hörten nur „Wir berechnen die Auswahlwahrscheinlichkeit“.

Genauso wenig half, dass einige Weise mahnten: „Zieht doch mal durchweg 5 bis 6 Brezeln ab, dann seid ihr schon eher bei einer konkreten Ausfallwahrscheinlichkeit.“ Als die Menschen das hörten, wurden sie missmutig und fühlten sich – mal wieder – betrogen. 

Eine gute Fee brauchen wir noch. Nach Matrix auch: Orakel. Nun, die steht leider in Diensten der Konkurrenz, hatte das alles natürlich die ganze Zeit gewusst, ihr vermeintliches Wissen jedoch bei Neuemissionen für sich behalten, um erst im Nachhinein ihre Weisheit der Allgemeinheit zur Selbstbeweihräucherung anzubiedern. Daher spielt sie im Gesamtkontext hier keine weitere Rolle – wie schon zuvor. Also die ganze Zeit eigentlich.

Ausfallrate Grafik S&PZeit für den Zauberer: So hat S&P sich endlich des verwunschenen Marktes angenommen. Spät, aber nicht zu spät. Und so fällt das Rätsel auseinander wie vertrocknetes Vollkornbrot: Wir bewegen uns die gesamte Zeit über ungefähr auf der hellblauen Schicksalslinie, und nicht etwa der giftgrünen! Tja, tatsächlich 5 bis 6 Brezeln tiefer als gedacht, tatsächlich 20% Ausfallquote nach 4 Jahren. 

Die Moral von der Geschichte: Der erste Eindruck war stets der richtige. Nichts Ungewöhnliches ist bisher passiert. Auch wenn für gewöhnliche Leute immer noch schwer zu akzeptieren ist, dass rund 1/5 der Emittenten scheiterten, scheitern und scheitern werden. Die Hälfte mag okay sein, und die restlichen mindestens 25% bieten passable Investitionsmöglichkeiten. Bei Matrix wäre jetzt noch der Auftritt für den „Architekten“ – oder war es doch die „Quelle“? Das Schlusskapital ist noch in Bearbeitung.

Ihr
Falko Bozicevic

Falko Bozicevic, BondGuide

Falko Bozicevic, BondGuide