Eine gewisse Sorglosigkeit bei Analysten und Investoren scheint sich eingeschlichen zu haben – negatives Überraschungspotenzial überwiegt aktuell. Nix vorbei also.
Anm.d.Red.: Dies ist das Vorwort aus BG 20-2023 vom vorausgegangenen Freitag – kein eigenständiger Kommentar also
Diese Beobachtung schildert u.a. Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management, Zürich. Die Gefahren einer abkühlenden Konjunktur und damit tieferen Unternehmensgewinnen sowie gleichzeitig weiter steigende langfristige Zinsen würden mehrheitlich ignoriert. Aktuelles symptomatisches Beispiel aus unserem KMU-Anleihe-Universum: Homann Holzwerkstoffe.
Im Auge behalten muss man zweifellos den Faktor Konsum. Der normale Mensch wird in die Zange genommen zwischen Teuerungsraten im täglichen Leben, nicht parallel mithaltenden Einkünften und erheblich höheren Kreditzinsen, die nur noch ältere Semester zu kennen scheinen. Kurz: Die Margen schrumpfen oder sind inzwischen eh schon aufgebraucht. Das ist die individuelle Basis.
Was für Max Mustermann gilt, trifft so auch viele Unternehmen, mithin diverse Emittenten. Wir hatten zwei, eher drei Jahre lang Weltwirtschaft im Krisenmodus. Das ist jetzt nicht so einfach weg – und zurück zu wie bisher. Nein: Weg sind erst einmal nur die ganz unmittelbaren Krisenfaktoren. Jetzt jedoch holen uns die langfristigen, mittelbaren Auswirkungen der letzten Jahre ein. Und in den USA sitzt ein Trump immer noch nicht hinter Gittern.
Planung erfolgt auf Sicht – natürlich unterschiedlich nach Branchen. Im Durchschnitt erwarten deutsche Finanzvorstände weitere 5% Preissteigerungen in den nächsten zwölf Monaten. Von oben droht die Schraubzwinge aus kaum bis gar nicht steigenden Umsatzerlösen bei gleichzeitig steigendem Kostendruck von unten. Keine gute Konvergenz.
Falko Bozicevic, BondGuide
Weitere Einschläge werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit folgen. Der Kapitalmarkt wird dabei nur ein Prisma der Gesamtwirtschaft bilden. Wundern wir uns daher nicht allzu stark.
Falko Bozicevic
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