Wie erwartet, war das erste Anleihegläubigertreffen des kriselnden Damenmodenanbieters gestern mangels Präsenz nicht beschlussfähig. Nach Gläubigerboykott und harter Kritik an den nur dünn formulierten Gesellschaftsvorschlägen lenkt das Modelabel nun aber offenbar ein: Um die dringend notwendige Finanzrestrukturierung doch noch unter Dach und Fach zu bringen, will Laurèl den Anleihegläubigern für deren Sanierungswillen jetzt finanzielle Zugeständnisse machen.
Die notwendig gewordene Folgeveranstaltung soll voraussichtlich spätestens im Oktober erneut in Aschheim bei München stattfinden. Auch bei der zweiten Anleihegläubigerversammlung sind die Inhaber der ausstehenden Unternehmensanleihe aufgerufen, u.a. über eine Laufzeitverlängerung um drei Jahre, eine Aussetzung der Zinszahlung für die laufende Zinsperiode und eine Verringerung des Kupons für die drei folgenden Zinsperioden abzustimmen. Ferner steht noch die Bestellung eines gemeinsamen Anleihevertreters auf der Agenda.
Die Beschlussfähigkeit des Gremiums ist dann bereits bei einer Anwesenheit von 25% des ausstehenden Anleihekapitals gegeben, Beschlüsse zur Änderung der Anleihebedingungen benötigen sodann eine qualifizierte Mehrheit der abstimmenden Gläubiger. Die Einladung zum zweiten Anleihegläubigertreffen wird im Bundesanzeiger und auf der Laurèl-Internetseite veröffentlicht.
Unterdessen erklärte Laurèl-Geschäftsführer Dirk Reichert seine grundsätzliche Bereitschaft, den Anleiheinhabern womöglich „zusätzliche Sicherheiten zu gewähren sowie insbesondere für ihren einmaligen Zinsverzicht bzw. die folgende Zinsreduzierung zusätzliche Bonuszahlungen ab dem Zinstermin am 16. November 2018 zu gewähren, soweit die Leistungskraft und Gewinnentwicklung des Unternehmens dies zulassen.“ Hierfür prüfe das Modeunternehmen, den durch Rechtsanwalt Christian H. Gloeckner vorgeschlagenen Ergänzungsantrag zu unterstützen, wonach Bondholdern ab November 2018 rund die Hälfte von Laurèls Vorsteuergewinn als nachträglicher Bonus für den akzeptierten Zinsverzicht zuerkannt werden soll.
Womit die Anleihegläubiger in puncto zusätzlicher Sicherheiten und/oder Bonuszahlungen konkret rechnen dürfen, ist bis dato folglich noch nicht final geklärt und dürfte frühestens im Vorfeld der zweiten Gläubigerversammlung bekannt gegeben werden.
Von den ursprünglichen Restrukturierungsplänen werde dem Vernehmen nach jedoch kein Abstand genommen: „Eine Restrukturierung der Anleihe ist aus heutiger Sicht unvermeidlich, wenn wir Laurèl erhalten wollen. […] Dass die Russland-Krise uns jetzt seit über zwei Jahren so extrem zusetzt, dass wir allein dort im Wholesale-Geschäft in diesen zwei Jahren rund 3 Mio. EUR Rohertrag p.a. verloren haben, war einfach nicht abzusehen […] und macht deshalb jetzt diese schmerzhaften Einschnitte notwendig“, ergänzt Reichert. Die reguläre Bedienung der Anleihezinsen sowie die Rückzahlung der Schuldverschreibung im November 2017 seien demnach nach aktuellem Stand nicht möglich bzw. unwahrscheinlich.
Bestätigt wurde die Schieflage außerdem von einem Sanierungsgutachten (IDW S6), dass eine positive Fortführungsprognose nur unter Umsetzung der vorgeschlagenen Anleiherestrukturierung bestätigt. Ohne Restrukturierung wäre die positive Fortführungsprognose hinfällig und das Modelabel müsste die Sanierung gegebenenfalls im Wege eines gerichtlichen Verfahrens umsetzen.
Die im Frankfurter Entry Standard börsengehandelte 7,125%-Unternehmensanleihe (2012/17) über nominal 20 Mio. EUR hat den Sanierungs(not)fall mit einem aktuellen Kurs von derzeit nur noch 19% bereits deutlich eingepreist.
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