Goldreport August 2022: Gold weiterhin ausgebremst!

Gold verharrt aktuell weiterhin deutlich unter der Marke von 1.800 USD – trotz Sorgen um Inflation, Zinsen und Rezession. Von Robert Hartmann, pro aurum

Gold trotz unzähliger Krisenherde wenig gefragt

Wichtige Gradmesser zur Stimmung in der Wirtschaft bzw. unter den Konsumenten fielen sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks extrem negativ aus. In diesem Zusammenhang bietet sich vor allem ein Blick auf den ZEW-Konjunkturausblick für Deutschland an. Mit minus 55,3 Zählern rutschte die Stimmung auf den niedrigsten Wert seit fast 14 Jahren ab.

In den USA kommt die miserable Stimmung vor allem durch den ISM-Einkaufsmanagerindex besonders gut zum Ausdruck. Dieser befindet sich derzeit nämlich mit 52,8 Punkten auf dem tiefsten Stand seit Juni 2020. Gemessen daran fielen die Rückschläge bei DAX und Dow relativ bescheiden aus. Beide Leitindizes notierten nämlich letztmals in den Jahren Ende 2020 bzw. Anfang 2021 auf dem Niveau ihrer diesjährigen Jahrestiefs.

Offensichtlich glaubt eine Mehrheit an den internationalen Finanzmärkten einmal mehr an die ‚heilenden Hände von EZB und Fed‘. Der Risikoappetit der Investoren scheint gegenwärtig jedoch wieder etwas stärker ausgeprägt zu sein, schließlich setzten trotz gestiegener Zinsen selbst wichtige Technologiewerte und Kryptowährungen in den vergangenen Wochen zu regelrechten Kursrallys an.

Investments in Gold spielten aber weder an den Terminmärkten noch im ETF-Sektor eine sonderlich wichtige Rolle. In beiden Marktsegmenten herrschte in erster Linie eines: Verkaufsdruck. Wie im Monat zuvor fürchten sich die Akteure an den Goldmärkten vor allem vor hohen Zinsen und den daraus resultierenden Opportunitätskosten und machen sich weniger Sorgen um die Schuldentragfähigkeit, die enorm gestiegenen Geldmengen sowie die trüben Konjunkturperspektiven. Auch der starke Dollar wirkt auf den Goldpreis zwar weiterhin wie ein ‚Bremsklotz‘, sorgt aber außerhalb des Dollarraums für ein gewisses Maß an Stabilität.

Nach den Zinserhöhungen der Notenbanken haben insbesondere institutionelle Anleger Teile ihres Goldes auf den Markt geworfen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil mit den Zinsanhebungen der amerikanischen US-Notenbank Fed der Dollar gegenüber dem Euro stark zugelegt hat. Für mich persönlich erscheint das aber etwas zu kurz gesprungen. Die negative Realverzinsung – also der Zins abzüglich der Inflationsrate – befindet sich unverändert in stark negativem Terrain. Dies ist und bleibt das Fundament für mittelfristig weiter steigende Goldpreise.

Licht und Schatten bei asiatischer Goldnachfrage

An den Goldmärkten gibt es zahlreiche Einflussfaktoren, die sich manchmal kompensieren können und dadurch einen klaren Trend beim Preis für das gelbe Edelmetall verhindern. Die vom World Gold Council veröffentlichten Quartalsdaten zur Entwicklung von Angebot und Nachfrage lieferten hierfür einen guten Beleg. In Q2 hat sich – bedingt durch Corona und Russlands Krieg gegen die Ukraine – in wichtigen Regionen die Goldnachfrage unterschiedlich entwickelt. Während zum Beispiel die chinesische und russische Schmucknachfrage gesunken ist, gab es im Mittleren Osten sowie in Indien einen regelrechten Nachfrageboom zu verzeichnen. Selbiges traf übrigens auch auf das Geschäft mit Barren und Münzen zu, wo die Türkei und Indien die corona-bedingte Nachfrageschwäche in China kompensiert haben.

Indien und China spielen dabei als wesentliche Treiber der Nachfrage eine besonders wichtige Rolle. Während Gold in Indien sowohl als Wertspeicher als auch in der Kultur hohes Ansehen genießt, sind die Chinesen eher kurzfristig orientiert. Die Wirtschaft in China weist seit geraumer Zeit Bremsspuren auf – nicht zuletzt wegen der verordneten Lockdowns aufgrund der Null-Covid-Strategie. Ich gehe davon aus, dass sich die Nachfrage in China in den nächsten Monaten wieder spürbar beleben wird.

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