Krypto : Cash-Verbot bei Tornado Faktor für Kursrückgänge?

Eine Serie an Abverkäufen, die am Freitag auf dem Markt für Future-Positionen stattfanden, dürften zur Entwicklung der Krypto-Märkte beigetragen haben. Von Leena ElDeeb*

Im Laufe der letzten Woche fielen die Kurse und damit einhergehend das in ihnen angelegte Vermögen nach Total Value Locked (TVL) der wichtigsten Krypto-Assets: Bitcoin und Ethereum fielen um 13 bzw. 19%.

Die beste Performance war bei den Assets Binance Coin, Polygon und Maker zu beobachten, die um 7%, 22% und 21% an Wert verloren. Als einziges Asset legte Polygon um 0,2% in TVL zu. In dieser Mitteilung wollen wir dieser Entwicklung mit einem besonderen Augenmerk auf den Markt für Future-Positionen auf den Grund sowie das Verbot des Krypto-Mixers Tornado Cash geben.

Serie an Abverkäufen von Long-Positionen

Abbildung 1: Entwicklung von Preisen und Total Value Locked in wichtigen Krypto-Sektoren; Quelle:  21Shares, Coingecko, DeFi Llama

Es war eine Serie an Abverkäufen, die am Freitag auf dem Markt für Future-Positionen stattfanden und zur Entwicklung der Krypto-Märkte beigetragen haben dürften. Daten von Coinglass zufolge wurden allein am Freitag Positionen von 157.000 Tradern zu einem Gesamtwert von über 600 Mio. USD liquidiert – 239 Mio. USD gingen in Zusammenhang mit Bitcoin-Trades und 224 Mio. USD in Zusammenhang mit Ethereum-Trades verloren In kurzer Zeit gingen 562 Mio. USD in Long-Positionen und 79 Mio. USD in Short-Positionen verloren – es ist die größte Auflösung von Long-Positionen auf Futures seit dem 13. Juni, kurz bevor der Bitcoin-Kurs auf 20.000 USD gefallen war.

On-Chain-Indikatoren

Da Händler die Margin-Anforderungen nicht erfüllen können, waren enorme Liquidationen die Folge. Unabhängig davon bietet jedoch die Net Value to Transactions Ratio (NVT) – analog zum Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Aktien – einen Schätzwert für das tatsächliche Bewertungsniveau eines Vermögenswerts.

Abbildung 2: Verkäufe von Long- und Short-Positionen; Quelle:  CoinGlass

Wie in Abbildung 3 dargestellt, zeigt ein NVT-Verhältnis von 100 an, dass der Bitcoin-Preis überbewertet ist, während Abwärtstrends wie der vom 24. Juli darauf hindeuten, dass Investoren Bitcoin mit einem Abschlag kaufen. Im Dezember 2018, als der Bitcoin-Preis auf 3.000 USD fiel, schwankte das NVT-Verhältnis zwischen 13 und 33. Im Vergleich zum aktuellen NVT-Verhältnis, das am Montag bei 45 lag, scheint Bitcoin unterbewertet zu sein.

Als der Preis von Ethereum am 16. Dezember 2018 auf 85 USD fiel, lag das NVT-Verhältnis bei 59. Verglichen mit dem aktuellen NVT-Verhältnis, das am Montag bei 103 lag, scheint Ethereum im Vergleich zu historischen Werten überbewertet.

Der Fall BendDAO: demokratisch beschlossene Maßnahmen nach Insolvenzkrise

Bei BendDAO, einem Peer-to-Peer-Lendingprotokoll für NFTs, handelt es sich um das nächste von einer Insolvenzkrise getroffene Krypto-Projekt. Das Projekt erlaubt Nutzern, ihre NFTs zu hinterlegen und sich im Gegenzug Ether (ETH) in Höhe von bis zu 40% des NFT-Gegenwerts zu leihen. Die Devisenreserven von BendDAO, das technisch auf der Ethereum-Blockchain aufbaut, fielen am Montag Berichten zufolge auf unter 1 ETH.

Abbildung 3: NVT Ratio of Bitcoin (2011-2022); Quelle:  Glassnode

Der Homepage von BendDAO zufolge bietet das Projekt derzeit einen effektiven Jahreszins von 87% auf ETH-Einlagen – 82% werden in ETH und 5,2% im hauseigenen BEND-Token ausgezahlt. Die Rendite wird von NFT-Inhabern erwirtschaftet, die Zinsen auf ETH zahlen, die sie gegen ihre NFTs geliehen haben; der Zinssatz für diese ETH-Darlehen lag am Montag bei 94%.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist dieser Zinssatz jedoch auf -101% gesunken. Die Kreditnehmer wurden davon abgehalten, ihre Kredite zurückzuzahlen, was zu uneinbringlichen Forderungen und damit zu einer Liquiditätskrise führte. Der Mitbegründer des Protokolls mahnte die BendDAO-Community auf Discord zur Beruhigung, Am Montag schlug das Team von BendDAO einige kurzfristige Lösungsansätze vor:

Abbildung 4: NVT Ratio of Ethereum (2011-2022); Quelle: Glassnode

– eine Anpassung der Liquidationsschwelle auf 70%
– eine Anpassung der Auktionsdauer auf 4 Stunden
– eine Aufhebung der Erstgebotsbegrenzung von 95% des Floorpreises
– eine Anpassung des Basiszinssatzes auf 20%
– und eine Erstellung eines Notfallplans zur Bewältigung von Forderungsausfällen.

Zu den langfristigen, vorgeschlagenen Verbesserungen gehören die Unterstützung von Angeboten für Sicherheiten in BendDAO, die Kontaktaufnahme mit Börsen, um Sicherheiten aufzulisten, sowie die Unterstützung von Anzahlungen für Auktionen. 97% der BendDAO-Community erteilten dem Vorschlag in einer Abstimmung eine Zusage. Die zugrundeliegende Technologie, die NFTs so einzigartig und nicht fungibel macht, schafft zahlreiche Möglichkeiten und Anwendungsfälle – aber es ist fraglich, ob NFTs aufgrund der Natur dieser Anlageklasse sich aktuell als Finanzinstrument für die Kreditaufnahme eignen.

Tornado Cash-Verbot als Faktor für Kursrückgänge?

Kryptobörsen: Der Nachhall des vom US-Finanzministerium verhängten Verbots des Krypto-Mixers Tornado Cash ist beispiellos – er könnte sogar ein Faktor für die jüngsten Rückgänge auf dem Krypto-Markt sein. Brian Armstrong, der CEO von Coinbase verkündete in einem Tweet, dass sein Unternehmen lieber seinen Staking-Service für ETH abschalten würde, als Transaktionen auf Protokollebene zu zensieren, um einer hypothetischen Zensuranordnung von Regulierungsbehörden auf der Ethereum-Blockchain nachzukommen.

Abbildung 5: Vorräte und Schulden von BendDAO; Quelle: 21Shares, Dune Analytics

Daten zufolge ist Conbase sogar der drittgrößte Akteur für die Validierung von Ethereum-Transaktionen – sobald der „Merge“ vonstattengegangen ist. Es zeigt sich also, welche Einkommensverluste als Folge regulatorischer Maßnahmen in der Krypto-Welt entstehen könnten. Auch der Lending-Dienst Gemini will Staking-Dienste für MATIC, die Kryptowährung des Polygon-Netzwerkes – und später für ETH, SOL und DOT – anbieten. Es ist ein weiterer Beweis für die nach wie vor herrschende, bullische Stimmung rund um die Branche für Staking-Dienste.

Mining Pools: Ethermine, der größte ETH-Mining-Pool, kündigte an, dass er die Unterstützung für geplante POW-Forks einstellen wird. Der Dienstleister wies seine Nutzer an, sich stattdessen anderen POW-basierten Netzwerken wie Raven und Ethereum Classic anzuschließen, wenn sie weiterhin im Mining-Geschäft tätig sein wollen. Seit dieser Ankündigung ist die Hash-Rate von ETC über das Wochenende auf ATH gestiegen. Auch Bittrue wird sich der Schar anderer Börsen anschließen, die spekulative Aktivitäten auf potenzielle Forks unterstützen, da sie vor dem Merge einen ETHPOW-Token freigeben sollen.

Leena AlDeeb

*) Leena AlDeeb ist Research Associate und Mitglied des Teams von 21Shares. AlDeeb untersucht und erklärt den Krypto-Markt mit Fokus auf regulatorische und ökologische Auswirkungen.

Über 21Shares

21Shares verfügt über die weltweit größte Palette an börsengehandelten Kryptowährungsprodukten (ETPs). Mit der Notierung des ersten Kryptowährungsindizes an der SIX Swiss Exchange im Jahr 2018 leistete 21Shares Pionierarbeit. https://21shares.com/

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