Exklusiv: Ukraine-Special – was das Spektakel für Titel mit Russland-Bezug bedeutet – der Expertenkommentar

Ekotechnika GmbH: OLG Karlsruhe macht Weg frei für Vollzug des Debt-Equity-Swaps

Wir bekräftigen die These, nach der die Ukraine-Krise wahrscheinlich kein Potential hat, eine weltumspannende militärische Auseinandersetzung nach sich zu ziehen. Demzufolge sollte ein Anleger an eingegangenen Aktien- und Rentenpositionen festhalten und gezielt nach Gelegenheiten suchen, diese Positionen bei den gesunkenen Kursen auszubauen.

Seit dem vergangenen Wochenende haben sich politische Spannungen in der Ukraine aufgebaut, die den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier schon zu der Äußerung veranlassten, man sehe sich der bedeutsamsten und potentiell gefährlichsten Konfliktsituation seit dem Ende des Kalten Krieges vor 25 Jahren gegenüber.

Mit dem Beginn des Wochenendes landeten stündlich mehr Truppen ohne Kennzeichnung, dafür aber mit schwerem militärischem Gerät und Ausrüstung auf der zur Ukraine gehörenden Halbinsel Krim. Unter klarer Verletzung der Hoheitsrechte der gerade neu entstandenen ukrainischen Regierung wurde ein neuer Gebietsgouverneur der „Autonomen Krim-Republik“ proklamiert, der umgehend die Führung der Russischen Föderation anrief, um „Hilfe für den Schutz russischer Bürger und Interessen auf der Krim“ zu erbitten. In bester stalinistischer Drehbuchmanier wurde dem Begehren umgehend von der russischen Regierung entsprochen. Präsident Putin erbat sich und erhielt vom russischen Parlament die Genehmigung für einen entsprechenden Militäreinsatz des Landes auf der Krim. Es hagelt scharfe Kritik der ganzen Welt am russischen Verhalten, allen voran aus dem Westen und den Mitgliedstaaten der NATO, die allerdings bislang nichts bewirken konnte.

Droht hier den Finanzmärkten, insbesondere den Aktienmärkten mittelfristig Gefahr?

Wir glauben nicht, dass die Russische Föderation einen Invasionsfeldzug vorbereitet, um die Ukraine zu annektieren. Kosten und Nutzen eines solchen Vorgehens stünden wohl auch für ärgste großrussische Nationalisten in einem äußerst ungünstigen Verhältnis.

Die bislang schärfsten spürbaren wirtschaftlichen Schäden musste schließlich Russland selbst erdulden, die Leitindizes der Börse Moskau verloren ca. 12% am gestrigen Montag und auch der Wechselkurs des russischen Rubels stürzte weiter ab. Die Russische Föderation sieht sich einem ganzen Strauß von internationalen Ankündigungen gegenüber, die alle geeignet sind, ihr gezielt wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, sollte sie ihren offenen Konfrontationskurs beibehalten. Das beginnt mit Embargo- und Sanktionsszenarien und reicht bis zur durch US-Außenminister Kerry am Wochenende ausgesprochenen offenen Drohung, die Mitgliedschaft der Russischen Föderation in der G8-Gruppe der führenden Weltwirtschaftsnationen zu beenden.

Allerdings erscheint es denkbar, dass Russland eine Teilumkehr der sowjetischen Geschichte der 1950er Jahre zu erreichen versucht. Die Halbinsel Krim gehörte seinerzeit zum Territorium Russlands und verfügt seit jeher über eine russischsprachige und -ethnische Bevölkerungsmehrheit. Der damalige sowjetische Kremlchef Nikita Chruschtschow entstammte selbst der Ukraine und nutzte 1954 die Gelegenheit, die strategisch wichtige und landschaftlich-klimatischbegünstigte Krim seinem Heimatland, der Ukraine zuzuschlagen. Innerhalb des „Roten Riesenreichs“ schien dies relativ bedeutungslos und wurde ohne Widerstand akzeptiert.

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Nun erscheint Präsident Putins Strategie gescheitert, die Ukraine im unmittelbaren wirtschaftlich-politischen Abhängigkeitsverhältnis zur Russischen Föderation zu halten. Nach dem Sturz des Russland freundlich gesinnten ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch wächst die Wahrscheinlichkeit einer künftig engeren „Westbindung“ der Ukraine. Diesen aus russischer Sicht heraufziehenden „Schaden“ gilt es zu begrenzen.

Zum einen kann dies durch eine möglichst effektvolle Destabilisierung der sich gerade etablierenden neuen ukrainischen Regierung geschehen. Eine politisch-militärische Krise um die Krim erscheint dafür als ein probates Mittel. Zum anderen könnte Russland in der Entwicklung die Gelegenheit wie die Notwendigkeit erkennen, seinen Einfluss gegenüber dem Nachbarland zu stärken im Sinne einer „bollwerksartigen Verstärkung“ der eigenen Westgrenze. Die Ankündigung eines Referendums auf der Krim am 30. März, in dem über den künftigen Verbleib der Halbinsel abgestimmt werden soll, ist ein erstes Indiz: Würde die russische Mehrheit für eine Anbindung an Russland votieren, so könnte die Russische Föderation die Krim „reannektieren“, ohne dass dabei ein einziger Schuss fallen müsste. Eine solche skizzierte Entwicklung gewinnt an Wahrscheinlichkeit:

Weder die wirtschaftlich wie militärisch schwache Ukraine selbst noch die sie einhellig unterstützende Weltgemeinschaft verfügt über geeignetes Drohpotential, um Russland von einem solchen Schritt ernstlich abhalten zu können. Offen bliebe in einem solchen Fall allerdings die Frage nach den Folgen eines solchen Beispiels für weitere östlich und südlich gelegene Regionen der Ukraine, die ebenfalls russische Bevölkerungsmehrheiten aufweisen.

Wir bekräftigen die Eingangsthese, nach der die Ukraine-Krise wahrscheinlich kein Potential hat, eine weltumspannende militärische Auseinandersetzung nach sich zu ziehen. Deshalb erscheint es auch ratsam, weder an Renten- noch an Aktienmärkten übereilte Positionsglattstellungen vorzunehmen. Die Entwicklung kann und wird die künftige wirtschaftliche und politische Entwicklung Ost- und Südosteuropas maßgeblich beeinflussen, aber vermutlich keine globalen Folgewirkungen nach sich ziehen.
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Diese Sichtweise veranlasst uns dazu, das aktuelle Geschehen in und um die Ukraine in fast schon klassisch zu nennender Manier als eine Entwicklung „politischer Börsen“ einzuordnen, die nach historischer Erfahrung bekanntlich „kurze Beine haben“. Demzufolge sollte ein Anleger an eingegangenen Aktien- und Rentenpositionen festhalten und gezielt nach Gelegenheiten suchen, diese Positionen bei den gesunkenen Kursen auszubauen. Man muss dabei nicht in der dramatisch anmutenden Weise eines Barons v. Rothschild („Kaufen, wenn die Kanonen donnern!“) argumentieren: Eine wie auch immer geartete Lösung der Krimkrise, wahrscheinlich schon ihre zeitlich unabsehbare Verlängerung und „Vertagung“ dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer raschen und umfänglichen Kurserholung an den Aktienmärkten führen.

Analyst: Ekkehard Link, CFA
ekkehard.link@national-bank.de

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