„Das wäre nochmal ein ganz schöner Schub“ – Neuemission Ekosem Agrar im Interview

Stefan Dürr, Ekosem-Agrar

BondGuide: Mit Anleihekursen von inzwischen deutlich über pari macht es auch wieder etwas mehr Spaß, oder?
Bläsi: Nun hängt die Zufriedenheit eines Vorstands ja nicht eins zu eins an Kursen. An den Kursen sieht man aber, dass das Investorenvertrauen da ist – wieder da ist und auch in verstärktem Maße. Wir haben unsere Prognosen seit dem Start der ersten Anleihe im Wesentlichen eingehalten – und an besagten Anleihekursen sieht man, dass dies honoriert wird. Was uns in der Tat freut.

BondGuide: 2017/18 gab es allerdings einen Covenant-Bruch. Was war das genau?
Bläsi: Ja, allerdings nicht bei einer der Anleihen, sondern in Kreditverträgen mit russischen Banken. Wenn man es exakt nimmt, sogar 2016-18. Hintergrund ist, dass die Ekosem aufgrund ihres Wachstums beim Debt-/EBITDA-Covenant stets etwas hinterherläuft in der jährlichen Besprechung mit unseren Banken – auch, weil diese unser Wachstum ja finanzieren. Deswegen gab es auch bisher nie Sanktionen. Im jeweiligen Jahresabschluss müssen wir das formell ausweisen.

BondGuide: Herr Dürr, Sie wurden Anfang des Jahres zum Vorsitzenden von was genau in Russland gewählt?
Dürr: Zum Vorsitzenden des Verbandes der Milchproduzenten. Das war Anfang Februar. Der Verband besteht aus 11 Verarbeitern und 11 Milcherzeugern, also 22 Vorständen. Ziel der Tätigkeit ist es, das Team des Verbandes zu stärken und weiter zu professionalisieren, um die vielfältigen Aufgaben zügig und effizient umzusetzen.

Ekosem ist an zahlreichen Standorten in Russland aktiv

BondGuide: Die Milchproduktion ist jahrzehntelang nicht richtig in Fahrt gekommen. Das ändert sich nun, auch durch den Importstopp für westliche Milchproduzenten. Probleme bereitet aber die Qualität insbesondere durch „gepanschte“ Milchprodukte?
Dürr: Ja, es gibt in Russland in der Tat ein Problem mit Milchprodukten, die den Qualitätsanforderungen nicht standhalten, die z.B. mit billigem Palmöl gestreckt wurden. Und so die Preise unter Druck setzen. Die Popularisierung von qualitativ hochwertigen Milchprodukten gehört ebenfalls zur Arbeit des Verbands, im weiteren Sinne also Öffentlichkeitsarbeit für Milch und Folgeprodukte. Vom russischen Gesundheitsministerium gibt es zudem eine Empfehlungsnorm für den Milchkonsum – der Verbrauch liegt aktuell rund 30% darunter. Das heißt, hier besteht viel Luft nach oben.

BondGuide: Und wie kam es zu gepanschter oder gestreckter Milch?
Dürr: Die resultiert vor allem aus dem Embargo von 2014. So hatte man anfangs die Befürchtung, dass in der Folge die Verbraucherpreise steigen würden – also hat man zunächst hier und dort ein Auge zugedrückt. Allerdings ist daraus ein Dauerzustand geworden, den man jetzt aufwändig wieder in Ordnung bringen muss.

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