„Das wäre nochmal ein ganz schöner Schub“ – Neuemission Ekosem Agrar im Interview

Stefan Dürr, Ekosem-Agrar

BondGuide im Gespräch mit den beiden Ekosem-Vorständen Stefan Dürr und Wolfgang Bläsi – natürlich zur aktuellen Emission der Anleihe Ekosem-Agrar 2019/24, aber auch zum Hintergrund, wie man sich das Wirken in Russland etwas genauer vorstellen kann.

BondGuide: Herr Dürr, Herr Bläsi, vielleicht könnten Sie zunächst die aktuelle Ekosem-Emission ein wenig in eigenen Worten umreißen bitte.
Bläsi: Aktuell hat Ekosem-Agrar zwei Anleihen ausstehend, mit Fälligkeit 2021 und 2022. Als wir mit den beiden Anleihen 2012 am Markt gestartet sind, machten diese ca. 50% unseres Fremdkapitals aus, heute weniger als 20%. Es hat sich also einiges getan in den vergangenen Jahren. Deshalb traten auch Investoren in den letzten ca. 18 Monaten vermehrt an uns heran und fragten nach unseren zukünftigen Finanzierungsplänen. Mit der neuen Anleihe wollen wir unsere Finanzierungsstruktur optimieren und frische Mittel für unser profitables Wachstum generieren.

BondGuide: Also ist eine Refinanzierung nicht der Hauptgrund?
Bläsi: Jedenfalls nicht ausschließlich: Wir investieren derzeit vor allem in unser Wachstum. In Russland gibt es subventionierte Geldmittel für den Bau von Kuhställen, aber nicht für den Ankauf des erforderlichen Landes. Dies muss Ekosem also anders finanzieren. Da die erste Ekosem-Anleihe 2021 fällig ist, nutzen wir im Zuge der Neuemission den Umtausch, um einen Teil dieser Anleihe zu refinanzieren und so unser Laufzeitenprofil beim Fremdkapital zu verbessern. Das ist aber nicht das primäre Ziel dieser Emission.

Wolfgang Bläsi, Ekosem-Agrar

BondGuide: Ein Börsengang wäre auch ein Mittel. Dass ein IPO der Ekosem weiter auf der Agenda steht oder stehen könnte, ist seit dem Rechtsformwechsel in eine AG bekannt. Wann wäre der richtige Zeitpunkt, von welchen externen Faktoren ist eine Ekosem dabei abhängig?
Bläsi: Selbstverständlich adressieren wir auch das Thema Eigenkapital der Ekosem-Agrar. Die Pläne hatten wir bereits anlaufen lassen und
auch mit potentiellen Investoren gesprochen. Tenor ist stets, dass Ekosem-Agrar ein sehr interessantes Investment darstellt, aber die verworrene geopolitische Situation rund um Handelskriege, Einfuhrzölle, Sanktionen usw. die Investoren zögern lässt. Wohlgemerkt: Es ist nicht die politische Lage innerhalb Russlands, die Investoren Sorge bereitet, sondern die Abhängigkeit von Entscheidungen außerhalb Russlands. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Solange das wirtschaftspolitische Umfeld so volatil bleibt, ist ein IPO leider nicht ganz oben auf der Agenda.

BondGuide: …aber Ekotechnika hat sich seit der Restrukturierung und dem damit verbundenen Börsengang 2016 doch recht passabel entwickelt: ca. +300%.
Bläsi: Ja, das ist richtig. Die Geschäfte mit Landmaschinen in Russland laufen für die Ekotechnika sehr ordentlich – was auch daran liegt, dass weite Teile des russischen Agrar-Sektors eine Konsolidierungsdynamik erfährt. Inzwischen ist die Landwirtschaft einer der wenigen Sektoren in Russland mit zweistelligen Wachstumsraten.

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