Anleihen im Fokus: Maritim Vertrieb, BeA Behrens, Constantin Medien, RENA, GEWA, InCity, MS Deutschland

Was ist los bei Maritim Vertrieb?
Foto: © Thinkstock/bahri altay

Auch in der letzten Handelswoche im Juli stehen die Nachrichtenticker mit neuen News aus dem Bereich der Mittelstandsanleihen keineswegs still. Für reichlich Unverständnis unter den Investoren sorgte zuletzt die mehr als fragwürdige Ankündigung der Maritim Vertriebs GmbH, für Ende August ein Gläubigertreffen einzuberufen, auf dem der ausstehende und eigentlich in einigen Monaten endfällige 20-Mio.-EUR-Bond verlängert und beim Zinskupon drastisch beschnitten werden soll. Mit neuen News stehen auch die Schuldverschreibungen u.a. von BeA Behrens, Constantin Medien, RENA, GEWA 5 to 1, InCity und MS Deutschland etc. im Fokus der Marktteilnehmer.

Deutlich unter Druck geriet zuletzt die 8,25%-Schuldverschreibung (2012/14) über 20 Mio. EUR der Maritim Vertriebs GmbH. Der Spezialist für Schleppschiffe lädt seine Bondholder am 28. August überraschend zu einer Gläubigerversammlung an den Firmensitz nach Kempten. Auf der Veranstaltung sollen sie u.a. über die Verlängerung der Anleihe sowie über eine Absenkung des aktuellen Zinskupons abstimmen – konkrete Einzelheiten zu den Beweggründen blieben bis zuletzt weitgehend aus bzw. wurden in der Erklärung des Unternehmens zum Teil doch widersprüchlich dargestellt.

Quelle: Maritim Vertriebs GmbHDer Zustand, dass die von Maritim gehaltenen Beteiligungen an Einschiffsgesellschaften nach der Sanierungsphase derzeit jeweils einen „höchst erfolgreichen Geschäftsverlauf“ vorweisen können und der Verkauf dieser Beteiligungen zum Zwecke der Liquiditätsgenerierung und anschließenden Rückzahlung der Unternehmensanleihe somit „wirtschaftlich nicht sinnvoll“ sei, wurde von der Gesellschaft, deren einziger Geschäftszweck der Erwerb, die Veräußerung, das Halten und Verwalten von Beteiligungen an Einschiffsgesellschaften ist, als Begründung für die beabsichtigte Anleihenprolongation angeführt. Diese Argumentation und die wieder einmal unglückliche Krisenkommunikation eines Mittelstandsanleihenemittenten warfen mehr Fragen als Antworten auf und sorgten entsprechend für reichlich Unverständnis und Skepsis unter den Investoren. Zum ausführlichen BondGuide-Beitrag …

Für die Joh. Friedrich Behrens AG steht am morgigen Donnerstag ein Tag der Entscheidung an. Denn dann steht der von fünf Banken begebene Konsortialkredit über zuletzt noch 10 Mio. EUR zur Refinanzierung an. Die Finanzierungsverhandlungen zwischen dem Befestigungsmittelhersteller und den finanzierenden Banken dürften indes hitzig verlaufen. Zwar teilte das Unternehmen in seinem Zwischenbericht zum ersten Quartal 2014 mit, dass die laufenden Kredittilgungen und Zinszahlungen der Konzerngesellschaften weiterhin planmäßig erfolgen und sich die Liquiditätslage des Konzerns insgesamt befriedigend darstellen würde. Wenig förderlich ist jedoch der Umstand, dass die für das erste Quartal 2014 vereinbarten Covenants „trotz starker Verbesserung“ abermals gebrochen wurden. Laut einem FINANCE-Bericht beziehen sich die Schutzklauseln des Konsortialkredits auf die Bereiche Eigenkapitalausstattung, Verschuldungs- und Zinsdeckungsgrad. Nähere Details seien nicht bekannt. Dennoch sei das Darlehen nach der Mittelstandsanleihe die zweitwichtigste Finanzierungssäule des Unternehmens. Bereits zum Jahresende 2013 räumte BeA den Bruch von drei der vier vereinbarten Covenants ein und begründete die Verfehlung seinerzeit mit der gesunkenen Ertragskraft und dem aus einer Übernahme resultierenden Bestandsaufbau. Im Q1-Bericht zeigte sich das Unternehmen, das zusätzlich auch eine 8%-Anleihe (2011/16) über 30 Mio. EUR im Stuttgarter Bondm im Umlauf hat, trotz Covenantbruch noch zuversichtlich: „Die Gesellschaft geht […] davon aus, dass der Ende Juli 2014 auslaufende Konsortialkredit um mindestens ein weiteres Jahr verlängert wird.“

Unternehmenszentrale Ahrensburg der Joh. Friedrich Behrens AGDie KFM Deutsche Mittelstand AG ist diesbezüglich weit weniger optimistisch und gab infolgedessen den Verkauf der Behrens-Mittelstandsanleihe für den Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds bekannt. „Das Geschäftsjahr 2013 verlief für die Joh. Friedrich Behrens AG nicht wie erwartet. Es gelang dem Unternehmen nicht, die geplanten Umsatz- und Ergebnisbudgets zu erreichen. Von den vier vereinbarten Covenants für den Konsortialkredit wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr gleich drei nicht erreicht. Auch wenn sich das operative Geschäft in 2014 verbesserte, verfehlte die Behrens-Gruppe im 1. Quartal 2014 die vereinbarten Covenants für den Konsortialkredit. Dieser Konsortialkredit ist neben der im Jahr 2011 begebenen Anleihe ein wichtiger Finanzierungsbaustein für das Unternehmen“, begründete Gerhard Mayer, Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG, den Anteilsverkauf.

Großes Kino? - Constantin Medien möchte bis zu 65 Mio. EUR einsammelnDie Constantin Medien AG vollzieht den vorzeitigen „Cut“ ihrer im Herbst 2010 ausgereichten 30-Mio.-EUR-Schuldverschreibung und kündigt den mit jährlich 9% relativ teuren Constantin-I-Bond gut dreizehneinhalb Monate vor dem offiziellen Laufzeitende. Wie der Münchner Medienkonzern am Montag mitteilte, wird die am 13. Oktober 2010 via Privatplatzierung ausgereichte Anleihe (2010/15) vorzeitig mit Wirkung zum 28. August gekündigt und die Teilschuldverschreibungen über 30 Mio. EUR an diesen Tag zum Nennbetrag zuzüglich der bis zu diesem Tag aufgelaufenen Zinsen zurückgezahlt. Die vorzeitige vollständige Rückzahlung diene der Reduzierung der künftigen Zinsbelastung der Constantin-Gruppe und werde wie zuvor angekündigt u.a. aus den eingenommenen Mitteln der am 4. Juli platzierten Barkapitalerhöhung über netto rund 10,3 Mio. EUR (BondGuide berichtete) und den neuen Darlehen eines Privatinvestors über 14 Mio. CHF und 4,5 Mio. EUR, die ihrerseits eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2016 haben und jährlich mit nur 5% verzinst werden, refinanziert (zur BondGuide-News).

Am Montag fand für sämtliche Gläubiger der insolventen RENA GmbH die vom Amtsgericht Villingen-Schwenningen anberaumte Insolvenz-Gläubigerversammlung statt. Auf der Veranstaltung wurden die Inhaber der beiden ausstehenden Schuldverschreibungen über zusammen 78 Mio. EUR von ihren kürzlich bestellten gemeinsamen Anleihevertretern Frank Günther (One Square Advisory) für RENA I (2010/15) und Rechtsanwalt Daniel Kamke (CMS Hasche Sigle) für RENA II (2013/18) vertreten. Einzelheiten zum Verlauf sowie etwaige Beschlüsse sind bis dato noch nicht öffentlich bekannt gegeben worden.

GEWA-Tower_FellbachDie GEWA 5 to 1 GmbH hat die DEKRA Industrial International GmbH mit der baubegleitenden Qualitätskontrolle und Abnahmebegleitung für die Errichtung des GEWA-Towers beauftragt. Vor diesem Hintergrund übernimmt ein DEKRA Construction Team umfassende Qualitätskontrollen, die im Rahmen der einzelnen Bauabschnitte z.B. in Form von regelmäßigen Begehungen und Stichprobenprüfungen in Übereinstimmung mit VOB/C (ATV) und den allgemein anerkannten Regeln der Technik durchgeführt werden. Auch die Abnahmebegleitung, wie z.B. die Konformitätsprüfung der ausgeführten Bauleistungen, wird von DEKRA übernommen, so GEWA weiter. Unterdessen verlaufe der Baufortschritt des GEWA-Towers Unternehmensangaben zufolge weiterhin planmäßig. Auch der im Frühjahr ausgereichte 6,5%-Bond (2014/18) im avisierten Zielvolumen von 35 Mio. EUR wurde zwischenzeitlich auf 33,7 Mio. EUR weiter ausgebaut. Mit dem 107 Meter hohen GEWA Tower errichtet die GEWA 5 to 1 GmbH & Co. KG in Fellbach bei Stuttgart das dritthöchste Wohngebäude in Deutschland. Auf 34 Etagen entstehen 65 exklusive Eigentumswohnungen sowie ein Business Hotel, das bereits für zwanzig Jahre an die Nordic-Hotels AG verpachtet ist.

Die InCity Immobilien AG hat über eine Tochtergesellschaft ein sechsgeschossiges Bürohaus in der Frankfurter Innenstadt erworben. Damit konnte sich die Gesellschaft ihre erste Immobilie für den Aufbau eines Portfolios ausgewählter Bestandsimmobilien vertraglich sichern. Vorläufig, so teilt InCity mit, werde der Objektankauf über die Begebung einer weiteren Unternehmensanleihe finanziert, die angekündigte Stärkung der Eigenkapitalbasis soll indes zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. InCity hatte erst vor Kurzem den Aufbau eines Portfolios ausgewählter Bestandsimmobilien im Raum Frankfurt am Main und Berlin beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Gesellschaft für zwei Objekte in Frankfurt, die wegen ihres Renditeprofils und ihrer Lage dem angedachten Investitionsprofil entsprechen, den Zuschlag erhalten. Der Kaufvertrag der ersten dieser beiden Immobilien wurde nun notariell beurkundet. Das Objekt verfügt über rund 2.400 Quadratmeter Fläche und ist vollständig vermietet, überwiegend an Ärzte sowie an zwei Kliniken mit ambulanter und stationärer Behandlung.

Zur Finanzierung soll demnächst eine weitere Schuldverschreibung im Nennwert von bis zu 10 Mio. EUR mit einem jährlichen Zinskupon von 5% und einer fünfjährigen Laufzeit via Privatplatzierung an Institutionelle ausgereicht werden. Der Gesellschaft lägen laut eigenen Aussagen bereits zum jetzigen Zeitpunkt verbindliche Zeichnungszusagen vor. Der neue Bond soll zeitnah zum Besitz-, Nutzen- und Lastenwechsel des Ärztehauses und damit zur Kaufpreisfälligkeit – voraussichtlich im Herbst 2014 – begeben werden. Im Anschluss ist die Handelseinbeziehung im Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse vorgesehen. Erst vor Kurzem hat InCity den Großteil der ersten Tranche ihrer im September vorigen Jahres via Privatplatzierung ausgereichten 10%-Schuldverschreibung im ursprünglich avisierten Zielvolumen von bis zu 20 Mio. EUR und einer dreijährigen Laufzeit bis zum 20. September 2016 überraschend zurückgekauft. Zum letzten BondGuide-Beitrag …

MS DeutschlandDie MS „Deutschland“ Beteiligungsgesellschaft mbH, Eigentümerin und Betreiberin des gleichnamigen Kreuzfahrtschiffs MS Deutschland, informierte am Vormittag über eine sich andeutende Unterschreitung der internen Umsatzziele für das laufende Geschäftsjahr 2014 beim Luxusdampfer. Danach belaufe sich die Umsatzabweichung nach aktuellem Stand auf knapp 6% Prozent. Dies sei vor allem auf Vertriebsaktivitäten zurückzuführen, die sich in den vergangenen Wochen nicht zufriedenstellend entwickelt haben, erklärt das Unternehmen. Demgegenüber stehen „weit überdurchschnittliche Anschlussbuchungen“ bestehender Kunden. Die Neukundenakquise entwickle sich indes nicht zufriedenstellend, so dass zusätzliche, bereits definierte Vertriebsaktivitäten in den kommenden Monaten initiiert werden.

Unterdessen wird die Geschäftsführung neustrukturiert. So verlässt der bisherige Sprecher der Geschäftsführung der MS Deutschland GmbH, Christopher Nolde, im beiderseitigen Einverständnis das Unternehmen. Er wird auch aus der Geschäftsführung der Reederei Peter Deilmann ausscheiden. Das Finanzressort des Unternehmens werde unverändert von Frank Thüringer geführt. Unterdessen kündigt die Mehrheitsgesellschafterin Callista Private Equity GmbH & Co. KG umfassende Restrukturierungsmaßnahmen an. Danach soll das Management von MS Deutschland ab sofort von einem Team aus Vertriebs-, Schifffahrts- und Finanzierungsexperten unterstützt werden, die alle Optionen für eine Restrukturierung prüfen. Zur letzten News …

685ad90ab0.enojpgSeinen finalen Konzernbericht 2013 legte gestern endlich nach gefühlten unzähligen Verschiebungen der Windenergieanlagenhersteller e.n.o. energy vor. Danach waren Umsatz und Ergebnis 2013 rückläufig. Frisches Zahlenmaterial gab es zuletzt auch von der SolarWorld AG, der Hallhuber GmbH und der eterna Mode Holding GmbH.

Neuigkeiten von der Ratingfront waren derweil u.a. von der Ekotechnika GmbH zu vernehmen, die von Creditreform im Zuge des laufenden Monitorings von zuvor B (watch) auf jetzt nur noch CCC herabgestuft wurde – kaum ausreichende Bonität bei hohem bis sehr hohem Insolvenzrisiko (zur Rating-News). Daneben hat Creditreform das Unternehmensrating der Peine GmbH im Rahmen des Monitorings auf Grund einer unzureichenden Informationslage ausgesetzt und das Emissionsrating für den 6,6%-Immo-Bond (2011/16) über knapp 15 Mio. EUR der Peach Property Group (Deutschland) AG auf BB+ von zuvor noch BBB- neu festgesetzt.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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