Anleihen heute im Fokus: MIFA, MT-Energie, Senator Entertainment, InCity

Foto: © Thinkstock/michaklootwijk

Eine insbesondere für Inhaber mittelständischer Unternehmensanleihen „entscheidungsreiche“ Woche – wir berichteten von den Gläubigerversammlungen bei RENA, Prokon und zuletzt MIFA – nähert sich heute ihrem Ende. Vor allem MIFA und One Square Advisory als neuer gemeinsamer Anleihevertreter haben noch Rede- und Verhandlungsbedarf. Bei MT-Energie scheint man diesbezüglich schon deutlich weiter zu sein – die dringend erforderliche Bekennung der Kreditgeber zum angeschlagenen Biogasspezialisten wurde nun mit der Erteilung eines Waivers besiegelt. News gab es zuletzt von Senator Entertainment und InCity Immobilien, frische H1/2014-Zahlen präsentierte am Morgen die eterna Mode Holding GmbH.

Kurzes Aufatmen bei der angeschlagenen MIFA Mitteldeutschen Fahrradwerke AG: Auf der am Mittwoch abgehaltenen zweiten und damit finalen Anleihegläubigerversammlung votierten die anwesenden Inhaber der ausstehenden 7,5%-Schuldverschreibung (2013/18) über 25 Mio. EUR mit den entsprechenden Mehrheiten für beide Beschlussgegenstände. Danach wurde die von MIFA vorgeschlagene One Square Advisory Services GmbH bei einem anwesenden Anleihekapital von 28% mit einem Ergebnis von über 85% zum gemeinsamen Vertreter aller Bondholder bestellt. Zudem wurde der Sanierungsspezialist in seiner Funktion als Anleihevertreter dazu ermächtigt und bevollmächtigt, einer Stundung der am 12. August erstmals fälligen Kuponzahlung sowie dem vorübergehenden Verzicht von Kündigungsrechten jeweils bis zum 31. Oktober zuzustimmen.

MIFAAber: Bis auf Ermächtigungen und Bevollmächtigungen des neuen gemeinsamen Anleihevertreters wurde dabei eben noch nichts Konkretes entschieden. Erst jetzt beginnen die Verhandlungen, an deren Ende sich MIFA eine Zustimmung u.a. zu der geforderten Zinsstundung und dem vorübergehenden Verzicht auf Gläubigerrechte erhofft. Doch das letzte Rad der MIFA-Bondholder sollte es nicht ohne weiteres zum Nulltarif geben – zu hoch sind die Forderungen vom MIFA-Management und dem potenziellen Neuinvestor Hero Cycles. Demgegenüber erscheinen Maßnahmen zur finanziellen und operativen Restrukturierung des kriselnden Fahrradbauer dringend notwendig, ansonsten steht die Sanierung von MIFA außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens auf der Kippe. Die letzten MIFA-News im Rückblick …

Biogasanlage in Bad Königshofen Quelle: MT-Energie GmbHNach den zuletzt freigelegten Lecks im Zahlenwerk der MT-Energie GmbH und der darauf folgenden Finanzierungsverhandlungen mit kreditgebenden Banken und Kreditversicherern hat das Biogasunternehmen aus dem niedersächsischen Zeven nun offenbar eine Einigung mit den Gläubigern erzielt. So informierte MT-Energie gestern, dass der Finanzierungskreis dem Antrag MTs auf Erteilung eines Waivers entsprochen hat. Damit haben die finanzierenden Banken und Avalgeber erklärt, ihre ihnen zustehenden Vertragsrechte zur Kündigung oder Beendigung der Kreditverträge bei Unterschreitung der vertraglich vereinbarten Mindesteigenkapitalquote von 20% – wie im vorigen Geschäftsjahr geschehen – nicht auszuüben. Die erzielte Einigung stehe jedoch unter der Bedingung der weiterhin positiven Fortführungsprognose. Neben den Inhabern der ausstehenden 8,25%-Mittelstandsanleihe (2012/17) über 13,6 Mio. EUR wurde damit auch mit den Finanzgläubigern der Verzicht auf Sonderkündigung ausgehandelt und vereinbart – mit Sicherheit auch hier nicht zum Nulltarif. Der Konzernjahresabschluss 2013 wird indes am 28. Juli u.a. über http://www.mt-energie.com/de/anleihe/unterlagen.html zum Download abrufbar sein. Zur letzten BondGuide-News …

Die Senator Entertainment AG und die Wild Bunch S.A. beabsichtigten über einen gemeinsamen Zusammenschluss einen führenden Filmverleiher in Europa zu formen. Danach haben beide Unternehmen vereinbart, sich nach dem erfolgreichen Abschluss der Rekapitalisierung der Senator Entertainment zu einem europäischen Filmverleiher und Produzenten zusammenzuschließen. Das Gemeinschaftsunternehmen würde eine Bibliothek von rund 2.200 Filmen verwalten und einen Umsatz von mehr als 185 Mio. EUR erzielen, so Senator. Beide Unternehmen haben eine lange gemeinsame Geschichte, vom Joint-Venture Central Film Verleih über den Erwerb von Filmen bis zur Zusammenarbeit im Video- und TV-Vertrieb. Die neue Gruppe ist daher zuversichtlich, signifikante Synergien zu realisieren. Die bestehenden Management-Teams beider Unternehmen sollen auch die operative Führung der Gruppe übernehmen. Den Plänen zufolge soll das neue Management aus den Wild Bunch-Gründern Vincent Grimond, als neuem CEO, Brahim Chioua (COO), Vincent Maraval (Chief Content Officer) sowie dem Senator Entertainment-Vorstandsmitglied Max Sturm als CFO bestehen.

bg_investor„Die finanziell neu aufgestellte Senator Entertainment – mit der starken Unterstützung der wichtigsten Aktionärin Sapinda und ihrer Börsennotierung in Deutschland – ist der perfekte Partner für die nächste Phase der Entwicklung unseres Unternehmens“, erläutert Wild Bunch-CEO Vincent Grimond. Senator-Alleinvorstand Max Sturm ergänzt: „Das ist ein entscheidender Schritt in unserer strategischen und finanziellen Restrukturierung. Wie zuvor mitgeteilt, ist die Internationalisierung des Geschäftsmodells eines unserer Hauptziele, um Senator noch stärker zu machen. Der Zusammenschluss mit unserem Kooperationspartner Wild Bunch ist daher der optimale Weg, um in einem gemeinsamen Unternehmen die Ergebnisentwicklung zu stabilisieren und die Vertriebsleistung zu stärken. In Verbindung mit den angekündigten Kapitalmaßnahmen ist diese Verbindung der Schlüssel zur erfolgreichen Neuausrichtung der Senator Entertainment.“

Voraussetzung für den Zusammenschluss, der über eine Sachkapitalerhöhung durch Einbringung aller Wild Bunch-Aktien in die Senator Entertainment vollzogen werden soll, ist neben der noch ausstehenden Zustimmung des Aufsichtsrats der Senator Entertainment, die umfangreiche finanzielle Restrukturierung des Berliner Medienunternehmens. Der beabsichtigte Zusammenschluss muss ferner auf der am 12. September einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung von den Senator-Aktionären abgesegnet werden.

27_Visualisierung_1_Villa_NoblesseDie InCity Immobilien AG hat den Großteil der ersten Tranche ihrer im September vorigen Jahres via Privatplatzierung ausgereichten 10%-Schuldverschreibung im ursprünglich avisierten Zielvolumen von bis zu 20 Mio. EUR und einer dreijährigen Laufzeit bis zum 20. September 2016 überraschend zurückgekauft. Die erste Anleihetranche über insgesamt 3 Mio. EUR diente der Refinanzierung einer gewerblichen Projektbeteiligung in der Rhein-Neckar-Region. Hier realisierte die auch aktiennotierte Immobiliengesellschaft gemeinsam mit der Unternehmerfamilie Gutperle einen Logistik-Erweiterungsbau mit rund 44.000 Quadratmeter Nutzfläche. Der erste Gebäudeteil umfasst etwa 91.000 Quadratmeter. Das gesamte fertiggestellte Logistikcenter sei nun an einen institutionellen Investor veräußert und die aus der Projektbeteiligung zurückgeflossenen Eigenmittel für den Rückkauf von 2.930 Schuldverschreibungen zum Nennwert von 2,93 Mio. EUR verwendet worden, so InCity. Die vorzeitige Rückzahlung führe zu einer deutlichen Reduzierung der Kapitalkosten, die restlichen 0,07 Mio. EUR sollen im Rahmen des vertraglich vereinbarten Sonderkündigungsrechts im 4. Quartal 2014 zurückgezahlt werden. Der InCity-Bond ist bis dato noch im Frankfurter Open Market gelistet.

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter @bondguide !