Anleihen heute im Fokus: Schneekoppe, MIFA, Homann

...das braucht's jetzt angesichts der Schieflage!
Schneekoppe Lifestyle GmbH

Die neue Handelswoche beginnt mit dem erneuten Ausfall eines Emittenten einer Mittelstandsanleihe. Die Schneekoppe Lifestyle GmbH hat schon vorigen Freitag Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Zuvor informierte der Gesamtrechtsnachfolger der Schneekoppe GmbH & Co. KG noch über gesellschaftsrechtliche Veränderungen innerhalb der Gruppe. Die Vermeidung der Insolvenz ist (hoffentlich) auch das Ziel der kriselnden MIFA. Das Vorhaben gestaltet sich derzeit jedoch keineswegs einfach. Die Fahrradschmiede hat nur vierzehn Tage Zeit, um sich mit ihren Kreditgebern und weiteren Stakeholdern auf eine stichhaltige Restrukturierungsvereinbarung zu einigen – solange verzichtet Anleihevertreter One Square auf die Ausübung der Gläubigerrechte. Verstreicht die Frist ergebnislos, drohen Radbruch und Insolvenz.

Schneekoppe flüchtet unter den Schutzschirm: Wie der Lebensmittel-Großhändler noch am Freitag informierte, wurde für die Schneekoppe Lifestyle GmbH – Gesamtrechtsnachfolger der Schneekoppe GmbH & Co. KG – beim Amtsgericht Tostedt Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung nach § 270b InsO gestellt. Den Angaben zufolge werde Geschäftsführer Markus Klein in beratender Begleitung von Rechtsanwalt Dr. Malte Köster von der Kanzlei Willmer & Partner als vorläufiger Sachwalter und unter Aufsicht des Gerichts die Geschäfte zunächst weiterführen. Rechtsanwalt Andreas Liebaug von der Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff & Partner werde derweil als Sanierungsgeschäftsführer die rechtlichen Aspekte des Verfahrens umsetzen. Das Unternehmen, das vor allem für seine Naturkostprodukte, Müslis, Säfte und Diätprodukte bekannt ist, hat nun drei Monate Zeit, einen Insolvenzplan zur nachhaltigen Sanierung des Unternehmens auszuarbeiten. In dieser Zeit steht Schneekoppe unter dem Schutz der Insolvenzordnung und ist dementsprechend vor etwaigen Vollstreckungsmaßnahmen geschützt.

1408-header-mueslidose_id4779Mit dem angestrebten Schutzschirmverfahren ist erneut ein Emittent einer Mittelstandsanleihe ausgefallen. Schneekoppe hatte 2010 eine 6,45%-Schuldverschreibung (2010/15) über 10 Mio. EUR ausgereicht. „Die im September anstehenden jährlichen Zinszahlungen hätten dazu geführt, dass die Leistungsfähigkeit des Unternehmens nicht mehr sichergestellt gewesen wäre“, heißt es in der Erklärung. Daher hätte sich die Geschäftsführung entschieden, ein Schutzschirmverfahren anzustreben. Der u.a. im Frankfurter Freiverkehr umlaufende Bond ist inzwischen vom Handel ausgesetzt worden.

Erst in der Vorwoche informierte Schneekoppe zuerst über den Austritt der Schneekoppe Beteiligungs GmbH als Komplementärin der Schneekoppe GmbH & Co. KG. In der Folge seien sämtliche Vermögensgegenstände und Vertragsverhältnisse im Wege der Gesamtrechtsnachfolge automatisch auf die Schneekoppe Lifestyle GmbH als alleinige Kommanditistin des ehemaligen Rechtsträgers übergegangen. Zu diesen Rechtsverhältnissen zählen übrigens auch die Rechte und Pflichten aus der 2010 ausgereichten Mittelstandsanleihe. In einer weiteren Mitteilung berichtete Schneekoppe über einen Gesellschafterwechsel bei der Schneekoppe Verwaltungs GmbH, der Holdinggesellschaft der Schneekoppe Gruppe (BondGuide berichtete).

Die angeschlagene MIFA Mitteldeutschen Fahrradwerke AG tritt nur noch schwer in die Pedale. Wie heute Morgen bekannt wurde, stimmt die am 23. Juli zum gemeinsamen Vertreter aller Gläubiger der ausstehenden 7,5%-Schuldverschreibung (2013/18) über 25 Mio. EUR gewählte One Square Advisory einer Stundung der ursprünglich am 12. August erstmals fälligen Kuponzahlung über 1,875 Mio. EUR zunächst nur bis zum 25. August zu. Daneben werden innerhalb dieses Zeitraums keine Rechte aus der Anleihe geltend gemacht, insbesondere keine Zinsansprüche, so MIFA weiter. Mit der neuerlichen Entscheidung wird die Luft für den kriselnden Fahrradbauer immer dünner, denn ursprünglich hatte sich MIFA von den Verhandlungen mit One Square eine Zinsstundung und einen vorübergehenden Verzicht auf Gläubigerrechte bis zum 31. Oktober erhofft. Laut MIFA soll die Stundung der Zinsansprüche zusätzlichen Spielraum einräumen, um die notwendigen weiteren Verhandlungen aller Anspruchsgruppen im Rahmen der Konzernrestrukturierung fortsetzen zu können. Neben laufenden Gesprächen mit dem gemeinsamen Anleihevertreter stehe MIFA derzeit auch mit allen weiteren Finanzierungspartnern und dem indischen Fahrradhersteller Hero Cycles in intensiven Verhandlungen, um bis Ende August eine Restrukturierungsvereinbarung abzuschließen.

fadc6dc438MIFAIILaut FINANCE seien die laufenden Verhandlungen zwischen MIFA und den Finanzierungspartnern zuletzt ins Stocken geraten: So beharre der potenzielle Neuinvestor Hero Cycles nach wie vor darauf, dass vor einer rettenden Eigenkapitalspritze die Anleihegläubiger auf 60 bis 80% des originären Anleihenominals und somit auf bis zu vier Fünftel ihrer Forderungen verzichten. One Square hingegen soll darauf drängen, den Sanierungsbeitrag der Bondholder zu reduzieren und auch die Banken mit ins Boot zu holen, die ebenfalls auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichten sollen. Die Situation scheint insgesamt verworren. Fest steht: Wird innerhalb der nächsten vierzehn Tage keine Einigung erzielt, dürfte die Sanierung des Unternehmens außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens kaum noch zu stemmen sein. Die letzten Ereignisse im Rückblick …

homannDie Homann Holzwerkstoffe GmbH informierte heute Vormittag, sich gegenwärtig in der Erstellung des Halbjahresabschlusses zu befinden und diesen entsprechend den Publizitätspflichten des Prime Standards für Anleihen fristgerecht bis zum 29. August zu veröffentlichen. Zu den vorläufigen Highlights zählt laut Homann u.a. ein operatives Ergebnis für H1/2014, das gemäß dem Budgetansatz und deutlich über Vorjahresniveau liegt. Auch der bereits weit fortgeschrittene Ausbau des Produktionsstandortes im polnischen Krosno sei in Bezug auf den zeitlichen Ablauf und das angestrebte Investitionsvolumen weiterhin plankonform. Die Inbetriebnahme werde Ende 2014 erfolgen. Einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Underperformance der im Frankfurter Anleihenpremiumsegment umlaufenden 7%-Schuldverschreibung (2012/17) über 100 Mio. EUR und der operativen Entwicklung sehe das Homann-Management nicht. Für den Negativausschlag des Anleihekurses sei die „unregelmäßige Volatilität des Kapitalmarktes“ verantwortlich, hinter der keine tiefergehende Substanz vermutet wird, so Homann weiter. Zum letzten BondGuide-Beitrag …

Kurse- und Chartverlauf der genannten Mittelstandsanleihen finden Sie hier. Zum BondGuide-Musterdepot geht’s hier.

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