Metalcorp Group B.V.
Auch am Donnerstag gibt es wieder Informationen einiger Mittelstandsanleihenemittenten zur aktuellen Geschäftsentwicklung garniert mit frischem Zahlenmaterial. Unterdessen informiert Schneekoppe über weitere gesellschaftsrechtliche Veränderungen, während gamigo seinen Vorstand ausbaut. Interessante Hintergrundinformationen zum laufenden Insolvenz- und Investorenprozess gibt es vom Windparkprojektierer Windreich.
Die Metalcorp Group B.V. überzeugt erneut mit soliden Wachstumszahlen im ersten Halbjahr 2014: Danach hat der Spezialist für den physischen Handel von Stahl und Nichteisen-Metallen auf Basis vorläufiger Zahlen im Berichtszeitraum ein Umsatzplus von über 44% auf 172,5 Mio. EUR erzielt. Neben einem deutlich ausgeweiteten Geschäftsvolumen stiegen auch die Ergebniszahlen überproportional an: So kletterte das Konzern-EBITDA um gut drei Viertel von 2,7 Mio. EUR in H1/2013 auf jetzt 4,7 Mio. EUR. Das operative Ergebnis (EBIT) konnte der Metallhändler gegenüber dem Vorjahreshalbjahr auf 4,4 Mio. EUR verdoppeln. „Wir sind mit dem Geschäftsverlauf des ersten Halbjahres sehr zufrieden und bleiben auch für den weiteren Jahresverlauf positiv gestimmt. Nicht zuletzt dank der im ersten Halbjahr auf ein Gesamtvolumen von 31,24 Mio. EUR aufgestockten Anleihe konnten wir unser Geschäftsvolumen weiter ausbauen – und dabei gleichzeitig unser risikoarmes Geschäftsmodell fester Margen in reinen Back-to-Back-Geschäften ohne eigene Lagerhaltung einmal mehr als richtig und wegweisend bestätigen“, zeigt sich Metalcorp-CEO Victor Carballo erfreut über den Geschäftsverlauf.
Unterdessen habe Metalcorp entschieden, sich von seiner 41%-Beteiligung an der spanischen Gesellschaft Tamarix zu trennen. Tamarix habe im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von knapp 0,3 Mio. EUR einen auf Metalcorp entfallenden Verlust von 0,18 Mio. EUR eingefahren. In Anbetracht der wirtschaftlichen Entwicklung und anhaltender Auseinandersetzungen mit einem Mitgesellschafter habe man sich zu diesem Schritt entschlossen und werde künftig „andere Opportunitäten im Nichteisen-Metall-Sektor“ nutzen, verspricht Carballo.
Frisches Zahlenmaterial gab es heute Vormittag außerdem von der TAG Immobilien AG und der SAF-Holland S.A.
Schneekoppe berichtet über einen Gesellschafterwechsel: Mit Wirkung zum 6. August übernimmt die Selva Aurea GmbH alle Anteile von Change Capital Partners LLP an der Schneekoppe Verwaltungs GmbH, der Holdinggesellschaft der Schneekoppe Gruppe. Change Capital hielt zuletzt 71% der Anteile. Damit kontrolliert die Selva Aurea nun den Mehrheitsanteil an der Schneekoppe Holding. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Erst am Montag gab die Schneekoppe Lifestyle GmbH bekannt, dass die Schneekoppe Beteiligungs GmbH – Emittentin der 6,45%-Schuldverschreibung (2010/15) über 10 Mio. EUR – mit Wirkung zum 4. August als Komplementärin aus der Schneekoppe GmbH & Co. KG ausgetreten ist und in der Folge sämtliche Vermögensgegenstände und Vertragsverhältnisse im Wege der Gesamtrechtsnachfolge automatisch auf die Schneekoppe Lifestyle GmbH (künftig: Schneekoppe GmbH) als alleinige Kommanditistin des ehemaligen Rechtsträgers übergegangen sind (BondGuide berichtete).
Hintergrund Windreich GmbH
Die Investorensuche rund um den insolventen Windparkprojektierer Windreich ist nach wie vor voll im Gange. Dabei verhandelt der Insolvenzverwalter, Holger Blümle, einem FINANCE-Beitrag zufolge parallel zu Windreich-Gründer Willi Balz mit potenziellen Interessenten. Wie es darin heißt, begrüße Blümle, dass Balz erstmals konkrete Namen möglicher Kaufinteressenten für die beiden Offshore-Windparks Global Tech 1 und MEG 1 genannt habe. Die beiden Windparks in der Nordsee, die sich derzeit noch im Bau befinden, seien die mit Abstand wertvollsten verbliebenen Vermögenswerte von Windreich. „Es wäre für alle Gläubiger erfreulich, wenn es Herrn Balz gelänge, seine Investorengespräche zu einem positiven Abschluss zu bringen“, erklärt Blümle und versichert, dass er Balz bei der Investorensuche „keine Steine in den Weg legen“ werde.
Jedoch habe der Rechtsanwalt von der Kanzlei Schultze & Braun nach wie vor seine Zweifel an den von Balz genannten Wertansätzen für die beiden Windparks, die er unverändert für zu ambitioniert hält. Auch im Hinblick auf die Insolvenzverwalterhaftung könne Blümle im Gegensatz zu Balz „keine Erwartungen wecken, die sich später als nicht erfüllbar herausstellen“. Skeptisch mache Blümle zudem der Umstand, dass Balz in der Vergangenheit schon mehrfach äußerte, jederzeit eigenständig geeignete Kaufinteressenten mit ernsthafter Kaufabsicht präsentieren zu können. Entgegen der jeweiligen Ankündigung sei es ihm – wie auch Blümle selbst – bislang aber nicht gelungen, ein entsprechendes Kaufangebot vorzulegen. Der Insolvenzverwalter erklärt, dass er sich bei der Investorensuche nicht eng mit Balz abstimmt, der Prozess laufe vielmehr parallel. Nur wenn ein solcher erfolgreich abgeschlossen werden könne, gäbe es eine Basis für eine Fortführung von Windreich im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens, stellt Blümle im Beitrag klar.
Unterdessen bringt Balz seinen Unmut über das laufende Verfahren zum Ausdruck und unterstellt der Insolvenzverwaltung die Absicht, Windreich zerschlagen zu wollen. Ein eigener Insolvenzplan, der die Vollbefriedigung der besicherten Gläubiger binnen eines Jahres vorsieht und den Inhabern der beiden ausstehenden Unternehmensanleihen über zusammen 125 Mio. EUR nach vier Jahren 110% des Anleihennominals oder alternativ Windreich-Anteile in Aussicht stellt, sei von der Verwaltung zurückgewiesen worden, teilte Balz in einer persönlichen Erklärung vom 5. August mit und kommentiert darin weiter: „Umso verwunderlicher ist es, dass dieser von namenhaften Fachleuten ausgearbeitete Plan vom Insolvenzverwalter der Windreich GmbH nicht akzeptiert wird und er sich von diesem auch noch öffentlich distanziert. Dem Vernehmen nach wurde der Plan nicht einmal zur Abstimmung gebracht. Dies mag verstehen wer will, ich jedenfalls nicht.“ Hauptbestandteil von Balz’ Plan ist der mittelfristige Verkauf der beiden Offshore-Großprojekte Global Tech 1 und MEG 1. Die unterstellten Verkaufserlöse halte Blümle jedoch für unrealistisch hoch und argumentiert, dass es sich bei den Vorschlägen von Balz „lediglich um Prognosen“ handeln würde und daher keine Grundlage für eine tatsächliche Entscheidung durch die Gläubigergremien gegeben wäre.
Inzwischen wurde die Einleitung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens über das Privatvermögen von Balz beschlossen. Damit ist laut Balz die „unbürokratische und kostenfreie Einbringung der Global Tech Anteile praktisch nicht mehr möglich oder wenigstens ganz erheblich erschwert“. Die Einbringung der GT-1-Anteile in einen Investorenprozess ist nun von der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters, Herrn Geiwitz, abhängig. Balz verweist darauf, dass dadurch „die Situation für uns alle unnötig verkompliziert, verteuert und ein schneller, rechtssicherer Verkauf beider Projekte hochgradig gefährdet“ sei.
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