Musterdepot-Update: Hinterlegt!

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Die vergangenen zwei Wochen brachten einen neuerlichen Problemfall – aktuell den dritten. Das strapaziert die Nerven – und Aktionen wollen gut überlegt sein.

Die Jahresperformance bis dato fällt auf knapp 4%. Für Anleihen immer noch im Großen und Ganzen okay, aber ohne die drei Sorgenkinder wäre ein Jahr mit 6 bis 7% Rendite herausgekommen.

Sorgen bereitet seit wenigen Tagen die Anleihe des österreichischen Bauspezialisten VST Building. Die dänische Vertriebsgesellschaft Premium Syscon werde kurzfristig einen Insolvenzantrag stellen, teilte der Anbieter von Technologielösungen für den Hochbau unlängst mit.

Hintergrund sei laut VST, dass die Gesellschaft von Kunden darüber informiert wurde, dass zu erwartende Zahlungen nicht geleistet würden. Der Wertansatz der Premium Syscon bei der VST Building Technologies beträgt den Angaben zufolge 550.000 EUR und werde daher im Wert berichtigt. Die Auswirkungen auf die VST seien demnach „maximal auf einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag begrenzt“, hieß es dazu weiter. Klingt nicht viel, ist allerdings auch keine Lappalie für Non-Großunternehmen.

Die Anleihe 2019/24 der Leopoldsdorfer reagierte zuletzt wie erwartet zunächst schwächer, wobei vor dem Wochenende ein neuerlicher Schub auf unter 70% hinzukam. BondGuide hat beim Emittenten bereits eine Gesprächsanfrage „hinterlegt“ – ein Begriff, den wir nur zu gerne aus der Fußballmanager-Sprache an dieser Stelle übernehmen. Ein Gruß aus der Ferne an Rose und Bobic.

Hinterlegt haben wir zudem Selbiges bei Eyemaxx Real Estate. CEO Dr. Michael Müller war bis dato all die inzwischen knapp zehn Jahre seit der ersten Anleihe geflissentlich bemüht um eine vorbildliche IR-Arbeit – und die hat er auch mit Bravour bewältigt nach meinem Dafürhalten. Zum ersten Mal jedoch, seit der Finanzkrise, gibt es vermehrt negative Nachrichten bzw. solche, die man erst einordnen muss als Investor oder Medium. Wir erwarten nicht weniger, als dass IR keine reine Schönwetterverpflichtung ist – sie muss auch durchgehalten werden, wenn man weniger Gutes mit Investoren und Journalisten besprechen muss. Und, auch nicht zu vergessen, wir Fachmedien bereiten Informationen mundgerecht für Investoren/Interessenten auf, so dass nicht ein jeder den Prospekt nach z.B. Anleiheklauseln durcharbeiten muss – eine Zusammenfassung reicht ja wohl für die allermeisten Ansprüche.

Ekosem-Agrar hatten wir ja gerade in der vergangenen Ausgabe zu Wort kommen lassen. Der Emittent weiß, dass er seit einiger Zeit in einer erklärungsbedürftigen Situation ist. Die Anleihen der Walldorfer haben sich seither ein wenig erholt Richtung 90%. BondGuide bleibt am Ball.

Zurück zu den drei Problemkindern: Leser sollten bedenken, dass alle drei Positionen zusammen nur auf 11% Depotanteil kommen. Trotzdem fügen sie uns natürlich Schmerzen zu, auch wenn sie einigermaßen untergewichtet sind. Eyemaxx schlägt mit 2,2% Gesamtdepotvolumen praktisch gar nicht zu Buche.

Ausblick
Natürlich hatten wir uns überlegt, und das ist nicht erst seit gestern, ob wir nicht eine unserer Risikopositionen, als die sie sich jetzt herausgestellt haben – abbauen/reduzieren – andererseits stellte sich auch stets die Frage nach dem genauen Gegenteil: einer Aufstockung. Bei VST Building wissen wir derzeit zu wenig, um eine fundierte Entscheidung in die eine oder andere Richtung treffen zu wollen. Eyemaxx praktisch ähnlich. Bei Ekosem-Agrar bin ich persönlich nach dem jüngsten Gespräch mit Stefan Dürr wieder überschaubar zuversichtlich – unter den handelsüblichen Vorbehalten, die stets angebracht sind. Bei VST und Eyemaxx: deshalb die Hinterlegung unseres Gesprächsbedarfs.

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