Musterdepot-Update: Griechische Buchstabensuppe

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Der Jahresauftakt kann sich schon mal sehen lassen: Sowohl Aktien als auch Anleihen haben in der ersten Januar-Hälfte ordentlich Boden gut gemacht. Womöglich schon zu viel.

Natürlich kann es so nicht weitergehen: Speziell Aktien haben gleich in der ersten Handelswoche des Jahres einen guten Teil ihrer 2022er Verluste wettgemacht – Anleihen naturgemäß weniger, aber immerhin. Das hat sich bereits im BondGuide Musterdepot niedergeschlagen: Seit der letzten Ausgabe BondGuide #25-2022 steht ein Plus von rund 3% zu Buche, was sich aus der Kombination etwas erholter Kurse zuzüglich zweimal zwei Wochen Zinslauf ergibt – zu Silvester gab es wie gewohnt keine BG-Ausgabe.

Euroboden hat sich auf jetzt 70% erholt. Zwischenzeitlich stand der Spezialist für hochwertige Wohnimmobilien gar bei 50% seines Nominalwertes – eine bis dato unerhörte Erfahrung für die Münchner.

Lassen Sie mich nochmals re-formulieren, was ich im Musterdepot-Text der vergangenen Ausgabe vor Weihnachten gemeint hatte – eventuell habe ich unvorteilhaft formuliert. Die eine Euroboden-Anleihe wird bekanntlich Ende 2024 fällig, die andere Ende 2025. Damit der Wirtschaftsprüfer nicht aufbegehrt, muss sich ein Emittent bis zu 18 Monate vorher schon mit der Frage der Rückzahlung / Refinanzierung beschäftigen und zumindest gegenüber seinem WP mitteilen.

Jetzt kann man rechnen, für Euroboden bedeutet es quasi: jetzt so langsam bereits irgendwann. Nun wissen wir alle nicht, wie stabil 2023 wird an den Kapitalmärkten. Ich habe mit keiner Silbe unterstellen wollen, dass sich die Münchner hinter den Kulissen mit einer möglichen Prolongation beschäftigen oder beschäftigen sollten – zumal Co-Geschäftsführer Stefan Höglmaier dies im Gespräch mit BondGuide Anfang Dezember recht deutlich verneint hatte.

Was ich in meinem Text lediglich zum Ausdruck bringen wollte: Wenn sich die Kapitalmärkte im ersten Halbjahr nicht stabil genug für eine solide Refinanzierungsplanung präsentieren sollten, würde sicherlich das Gros der Euroboden-Investoren eine Prolongierung der beiden Anleihen – die andere läuft ein Jahr länger bis Ende 2025 – nachvollziehen und verbunden mit gewissen Zugeständnissen okayisieren, z.B. einen zeitgemäßeren Kupon. Wichtig lediglich: offen kommunizieren und die Gründe nachvollziehbar darlegen. Dann wird es auch verstanden – gesprochen hier und jetzt und lediglich für den Fall des Falls, wie ich ihn zuvor beschrieb.

Cardea Europe hat derweil ihre Zinszahlung, die eigentlich Anfang Dezember fällig gewesen wäre, mittlerweile nachgeholt. Der Zahlungseingang hat bei vielen Anlegern eine gefühlte Ewigkeit gedauert – es wurden die gewohnten Verdächtigen zitiert von Problemen mit der Zahlstelle bis zu Clearstream. Lassen wir dahingestellt, wer den schwärzesten Peter auf der Hand hatte. Nun beträgt die Restlaufzeit noch elf Monate. Nach dem PR-Stunt des Asset Managers, der in Summe praktisch einen vollen Monat in Anspruch nahm, ist nun die Frage, die sich offenbar viele stellen: Wie sicher ist die Anleihe, wenn schon eine turnusmäßige Zinszahlung Probleme zeitigte?

Der Kurs erholte sich folgerichtig kein Iota. Daran wird sich auch wenig ändern, solange hier keine glasklare und unmissverständliche Ansage aus London kommt. Doch Halt! – die gab es doch: und zwar Anfang August. Effekt: null. Und mit der verspäteten Zinszahlung minus null. BondGuide steht Spalier bei Fuß, sollte Gründer/CEO Jordan Waring noch einmal Gesprächsbedarf auf Deutschland verorten. Ich moniere den Psi-Faktor, das Feingefühl.

Für die heutige Ausgabe waren die Kommentare bis hierher bissig genug, denke ich mal. Die News, vor allem Geschäftszahlen und Pipapo, lesen reguläre BondGuide-Follower ohnehin über die Homepage, so dass wir an dieser Stelle nicht auf jedes Mü von Alpha bis Omega explizit eingehen müssen. Aus der Erinnerung fallen mir News zu Photon Energy, Ekosem-Agrar und NZWL ein.

Ausblick
Der Jahreswechsel wäre eine passende Gelegenheit gewesen, hier und dort etwas zu machen – nachdem man seine Gedanken sortiert und mit Blick auf 2023 ausgerichtet hätte. Silvester gibt es turnusgemäß keine BG-Ausgabe und jetzt, zwei Wochen später, sind die Kurse schon ziemlich gelaufen – toll! Chance hier bei uns für das Musterdepot verpasst. Vor diesem Hintergrund bleibt alles beim bisherigen Setup und wir denken für die kommende Ausgabe noch einmal neu nach.

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