Musterdepot-Update: Freischaufeln

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Derzeit ist fast überall der Wurm drin. Mit Katjes International kommt immerhin die wohl interessanteste Neuemission jüngerer Zeit als Chance.

CFO Stephan Milde hat im Interview mit BondGuide anlässlich der Emission sicherlich etwas tief gestapelt, als er meinte, Anleger:innen hätten mit den bisherigen drei Anleihen der Katjes International recht gute Erfahrungen gemacht.

Ich erinnere mich gut an die vorherige Emission im April 2019, der Nomenklatur nach also Katjes III: Am ersten Tag der Zeichnung war auch gleich wieder Schluss. Die neue Anleihe war massiv überzeichnet, es wurde per quota zugeteilt wie bei überlaufenen Emissionen gewohnt. Auch wurde das Anleihevolumen um 10% aufgestockt. Gleich vom Start weg waren daher Kursgewinne vorprogrammiert. Am besten fuhr, wer geduldig nicht nur die ersten 2%, sondern dann 4, 6 und schließlich satte 8% Zugewinn abwartete.

Die neue Katjes 2023/28 bietet mindestens 200 BP (Basispunkte) mehr Kupon, das am Rande. Jeder Investor der alten Anleihe wird sich freuen dürfen, 1:1 in die neue mitgehen zu können, während Zeichner auf ihre Quote bei der Zuteilung gespannt sein müssen.

Etwas Ähnliches ist womöglich auch dieses Mal zu erwarten, auch wenn derzeit nicht nur die Zinszeiten ganz andere sind als vor vier Jahren. Katjes hat bisher in jeder Beziehung geliefert, wenn nicht gar übererfüllt. Mit diesem Track Record am Kapitalmarkt stehen die Ampeln auf Grün für die Emission. Von BondGuide gibt es fünf von fünf Sternen für die Neuemission.

Für das Musterdepot zeichnen wir das volle Programm: Aufgrund der Liquidität sind das 19.000 Nominale plus X. Auch wir müssen natürlich auf die Zuteilung warten. Dass ungerade Zahlen ins Depot kommen, sollte nicht stören. Bei der DEAG vor neun Wochen waren es aufgrund des Zuteilungsschlüssels krumme 7.000 Nominale, die sich auch jetzt im Portfolio befinden.

Problemfall der vergangenen Wochen, also nach Euroboden, wurde inzwischen Photon Energy. Die letzten Geschäftszahlen waren gelinde gesagt lau. Wie man im derzeitigen Umfeld für Erneuerbare nicht reüssieren kann, bleibt ein Rätsel. Im Webcast war von Verschiebung hier, Subventionskürzung dort und was weiß ich alles die Rede. Ich hatte gehofft, das hätten wir mal hinter uns gelassen. Der Verschleiß zweier CFOs hätte ein Alarmsignal sein können, ja müssen. Den Nachfolger des von uns überaus geschätzten Clemens Wohlmuth, der im März von Bord ging, hielt es nur ganze zwei Monate im selbigen. Jetzt ist die alte Frage da: Noch die momentanen 56% retten in der Anleihe oder die Reißleine ziehen? Die Antwort muss ein Jeder selbst für sich finden und rechtfertigen. Wir ziehen die Reißlinie bei Photon, um noch etwas mehr Liquidität für Katjes IV freizuschaufeln.

Dass Cardea Europe in eine AGV gehen würde, konnte indes niemanden überraschen. Was war doch gleich mit der vermeintlichen Besicherung durch welche Hokuspokus-Konstruktion auch immer? Scheint vom Tisch, oder? Immerhin hat sich die nicht ganz kleine Swiss Merchant Group mit knapp 10% an der Cardea-Mutter mit Sitz in den USA beteiligt und kontrolliert nunmehr etwas über 16%. Bleibt zu hoffen, dass ihre europäische Tochter, die Anleihe-Emittentin, von ihren Eltern nicht hängengelassen wird.

Ausblick
Viel können wir im Depot aktuell nicht revolutionieren. Das Wenigste jedoch ist, eine 5-Sterne-Emission mit maximal verfügbarem Betrag zu zeichnen: Nach dem Photon-Verkauf werden das 25.000 Nominale sein, ggf. 1.000 weniger, je nach Verkaufskurs. Zudem stehen kurz- und mittelfristig weitere qualitativ hochwertige Neuemissionen an – falls wir bei Katjes IV nicht vollumfänglich zum Zuge kommen, benötigen wir die freie Liquidität eben dort.

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