Katjes International: „Investoren haben schon bei unseren vorherigen Anleihen gute Erfahrungen gemacht“

Katjes IV, die sogenannte ‚Erfolgsanleihe‘, geht in Umtausch- und Zeichnungsphase: BondGuide sprach anlässlich Emissionsstars mit Co-Geschäftsführer/CFO Stephan Milde.

Hier geht es zur hübsch gelayouteten Version aus BondGuide 17-2023

Herr Milde, zum Einstieg eine lockere Frage, wenn Sie gestatten: Geschäftsführerkollege Tobias Bachmüller kenne ich nach einem Jahrzehnt mit Anleihen am Kapitalmarkt natürlich, Sie selbst sind auch kein Unbekannter. Welche Rolle in der Dreierkollegführung füllt Fassin-Filius Bastian aus?
Bastian Fassin ist geschäftsführender Gesellschafter der Katjes International sowie ebenso der zwei Schwestergesellschaften, der Katjes Fassin GmbH + Co. KG, also Katjes Deutschland, und der Katjes Greenfood. Innerhalb der Geschäftsführung sind die Verantwortungsbereiche klar getrennt: Herr Fassin ist für die Bereiche Produktion und Export verantwortlich. Darüber hinaus ist er in einer Reihe von relevanten Verbänden unserer Branche tätig, z.B. als Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Süßwarenindustrie, BDSI, sowie als Vorsitzender des Arbeitskreises der Internationalen Süßwarenmesse, ISM, der weltweit größten Süßwarenmesse.

Wie ich sehe, hat er ja auch zählbaren Nachwuchs. Bleibt die Katjes auf Generationen fest in Familienhand?
In der Tat denken wir als Familienunternehmen sehr langfristig, auch was die Gesellschafterstruktur angeht. Ich verrate vermutlich nicht zu viel, wenn ich sage, dass sowohl Herr Fassin mit 90% als auch Herr Bachmüller mit 10% die Anteile irgendwann an die nachfolgende Generation übergeben werden. Wir haben uns in den letzten fünf bis zehn Jahren sehr erfolgreich entwickelt und die Konstanz in der Gesellschafterstruktur hilft dabei.

„Alle von Katjes erworbenen Marken haben unsere volle Aufmerksamkeit.“


Kommen wir sozusagen mal zum Programm: Wenn ich als Nichtfachmann Ihre ganzen Marken von Dallmann‘s bis Sperlari ansehe, frage ich mich natürlich, nach welchen Kriterien sich einzelne Marken für das Katjes-Portfolio qualifizieren. Erläutern Sie doch bitte mal die Strategie für einen Süßwarenwelt-Außenstehenden wie mich!
Wir konzentrieren uns auf Investitionen in gut etablierte und starke, lokale Marken im Bereich der sogenannten Fast Moving Consumer Goods, FMCG, in Westeuropa. Und innerhalb dieser Kategorie insbesondere auf Süßwaren und den Bereich Personal Care, also Körperpflege. Alle unsere Marken fallen in dieses Raster. Es gibt noch eine weitere verbindende Charakteristik, nämlich dass alle Marken durch einen Massendistributionskanal vertrieben werden, also im klassischen Lebensmitteleinzelhandel, dem sogenannten LEH[1], oder in Drogeriemärkten.

Einige der von uns gekauften Marken bzw. Unternehmen sind bei den vorherigen Eigentümern aus dem strategischen Fokus geraten, zum Beispiel aufgrund ihrer Größe oder einer geänderten geografischen Aufstellung. Wir haben dagegen volle Aufmerksamkeit auf unseren Marken und versuchen diese mit unserem Knowhow in Marketing und unserem Distributionsnetzwerk – in den vorgenannten Massenmarktkanälen – wieder auf profitables Wachstum zu trimmen. Und wenn ich das an der Stelle mit Blick auf unsere Financials sagen darf, machen wir das unseres Erachtens ganz erfolgreich.

… und wie passt da die Bübchen Bodycare Mundhygiene hinein? – also gleich die Karies-Prophylaxe zum Schlemmerkonsum?!
Richtig… Die ernstgemeinte Antwort auf die Frage bezieht sich allerdings auf die eben erwähnte Fokussierung auf die Distribution im LEH und Drogeriemärkten. Auch Zahnpflegeprodukte gehören zu den Fast Moving Consumer Goods und werden vornehmlich in Drogeriemärkten und dem LEH vertrieben, ähnlich wie Hustenbonbons von Dallmann’s oder Wick. Die Synergie kommt hier also nicht wie sonst aus einem gemeinsamen Einkauf von Rohstoffen, sondern von der Vertriebsseite. Das Marketing dieser Produkte ist natürlich im Detail unterschiedlich, so wie jede Marke unterschiedlich ist, aber die Grundsätze erfolgreichen Marketings sind für beide ähnlich.

„Als mittelständisches Familienunternehmen versuchen wir möglichst flexibel zu agieren.“

Selbst im Lockdown-Jahr 2021 hat Katjes 17% Umsatzplus erzielt, 2022 weitere 15% – das erste Halbjahr 2023 war mit +42% sogar neuer Rekord. Gab es denn nirgendwo Krisen-bedingte Bremsspuren in den vergangenen drei Jahren?
Zumindest nicht in unserem Geschäftsmodell, welches auf externes und organisches Wachstum ausgerichtet ist. Natürlich waren die letzten Jahre aufgrund der Pandemie und des Krieges in der Ukraine grundsätzlich herausfordernd. Wir versuchen als mittelständisches Familienunternehmen allerdings möglichst flexibel zu agieren und daher auf geänderte Rahmenbedingungen auch schnell reagieren zu können. So haben wir mehr oder weniger mitten im ersten Lockdown in 2020 die Marke Bübchen inklusive eines Produktionsstandorts in Soest übernommen. Und im zweiten Halbjahr 2022 gleich zwei Akquisitionen vornehmen können – Paluani in Italien sowie das Oral Care Geschäft von Henkel. Zusammen mit der Weiterentwicklung der bestehenden Marken in unserem Portfolio haben diese Transaktionen dann zu dem erreichten Wachstum beigetragen.

Und wie steht es mit der Entwicklung der Produktionskosten? Wahrscheinlich muss man berücksichtigen, dass nicht überall Energie und Rohmaterialien so teuer geworden sind wie in Deutschland.
Das ist richtig. Darüber hinaus ist auch nicht jede Produktion gleich energieintensiv, so dass sich hier neben geografischen Unterschieden auch Unterschiede aus der Produktionstechnologie ergeben. In Summe haben auch wir Steigerungen in den Produktionskosten hinnehmen müssen, die wir dann zeitversetzt versuchen über Preiserhöhungen auszugleichen. Mit Blick auf unsere veröffentlichten Halbjahreszahlen für H1/2023 kann man sagen, dass die Kombination aus dem Beitrag der im Jahr 2022 akquirierten Geschäfte sowie erfolgter Preisanpassungen zu einer deutlichen Verbesserung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geführt hat. So haben wir unser EBITDA zum Beispiel auf knapp unter 13 Mio. EUR steigern können – und dies, obwohl das zweite Halbjahr aufgrund des Weihnachtsgeschäfts saisonbedingt eigentlich unser stärkeres Halbjahr ist.

Was monierte URA Rating im Dezember, als sie u.a. der Katjes nur einen mauen URA-Haken gaben, von maximal fünf wohlbemerkt?
Dazu müsste ich selbst raten, da wir keinen Austausch mit der Firma diesbezüglich hatten. Sofern Sie sich auf eine Äußerung von 2021 beziehen, scheint dies zumindest etwas länger her zu sein… Zur operativen Entwicklung kann ich Ihnen nur sagen, dass wir das beste erste Halbjahr der Unternehmensgeschichte abgeschlossen und in diesem Zuge unsere Guidance für 2023 angehoben haben. Unsere Strategie zahlt sich also aus.

Nunmehr konkret zur Refinanzierungsanleihe: Wie sieht der Plan grob aus in eigenen Worten?
Wir planen die Begebung einer Anleihe im Volumen von 110 Mio. EUR im Wesentlichen zur vorzeitigen Refinanzierung unserer aktuell ausstehenden Anleihe mit demselben Volumen. Die neue Anleihe soll ebenfalls eine Laufzeit von fünf Jahren haben und einen Zinssatz zwischen 6,25 und 7,5% p.a. Der finale Zinssatz wird im Rahmen des sog. Bookbuildings voraussichtlich bis zum 14.9. ermittelt.

Neu ist, dass wir den Investoren der aktuellen Anleihe die Chance geben, ihre Investition zu einem höheren Zinssatz in die neue Anleihe umzutauschen. Zur Erinnerung: Unsere aktuelle Anleihe wird mit 4,25% p.a. verzinst. Darüber hinaus erhalten Anleger, die sich für einen Umtausch entscheiden, zusätzlich einen Barausgleich von 5 EUR pro Anleihe, deren Nominalwert ja bei 1.000 EUR liegt. Das Angebot zum Umtausch läuft vom 25.8. bis zum 12.9., wobei eine vorzeitige Beendigung möglich ist.

„Leider bieten nicht alle Banken ihren Kunden die Zeichnungsmöglichkeit von Anleihen an. Daher haben wir dieses Mal auch die Möglichkeit der Zeichnung unserer neuen Anleihe über unsere Website eingerichtet.“

Ebenfalls neu bei dieser Anleihe ist, dass wir parallel zu der Umtauschmöglichkeit ebenfalls vom 25.8. bis zum 12.9. die Möglichkeit der Zeichnung unserer neuen Anleihe über unsere Website anbieten. Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass nicht alle deutschen Banken ihren Kunden die Möglichkeit der Zeichnung neuer Anleihen anbieten und möchten daher sicherstellen, dass jeder Interessent auch die Chance hat bei der Neuauflage unserer erfolgreichen Anleihe dabei zu sein.

Neben den vorgenannten Neuerungen wird es wie in der Vergangenheit natürlich die Möglichkeit geben, über sein bestehendes Depot bei einer Bank im Rahmen der Zeichnungsmöglichkeit der Deutschen Börse zu zeichnen. Dies wird möglich sein im Zeitraum vom 4. bis zum 14.9., wobei auch hier eine vorzeitige Beendigung möglich ist.

Eine weitere Neuerung gegenüber früheren Emissionen ist, dass wir auch institutionellen Investoren des sog. Nordic Bond Marktes ansprechen werden und neben einem Listing am Open Market der Frankfurter Wertpapierbörse auch ein solches am Nordic ABM der Börse Oslo anstreben.

Und die Erlösverwendung: Haben die vergangenen drei Jahre unerwartete M&A-Opportunitäten mit sich gebracht, da womöglich nicht ein jeder so gut wie Katjes durch die Krisenjahre kam?
Das ist aus unserer Sicht in der Tat so. Wir haben in jedem der letzten drei Jahre mindestens eine Akquisition getätigt. Primär dienen die Erlöse der neuen Anleihe allerdings der vorzeitigen Refinanzierung unserer ausstehenden Katjes International Anleihe 2019/24. Darüberhinausgehende Mittel könnten demnach für mögliche M&A-Opportunitäten oder allgemeine betriebliche Zwecke verwendet werden.

Zum Abschluss, wie gut sind Sie gestimmt für den Erfolg der Emission?
Wir sind sehr positiv gestimmt für die anstehende Emission. Aus Anlegersicht ist der deutlich höhere Zins der neuen Anleihe von 6,25 bis 7,5% p.a. unseres Erachtens sehr attraktiv. Darüber hinaus haben Investoren unserer vergangenen Anleihen vom Zeitpunkt der Emission in der Regel gute Erfahrungen gemacht, da sich der Kurs am Sekundärmarkt regelmäßig sehr positiv entwickelt hat. Last but not least haben wir mit unseren guten Halbjahreszahlen und unserer Guidance für das Gesamtjahr 2023 mit einem Umsatz von 350 bis 375 Mio. EUR und einer EBITDA Marge von 9 bis 10% eine operative Performance, die uns ebenfalls allen Grund gibt optimistisch zu sein, dass die Emission erfolgreich verlaufen wird.

CFO Stephan Milde

Herr Milde, ganz herzlichen Dank für die überaus detailreichen Einblicke!

Interview: Falko Bozicevic

[1] Lebensmittel-Einzelhandel (LEH)

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