Wie sind US-Staatsanleihen nach dem Downrating einzuschätzen?

Interview mit Amanda Stitt, Fixed Income Portfolio Specialist bei T. Rowe Price, zu u.a. Staatsanleihen nach dem Downrating in den USA.

Das Risiko, dass die Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen, wird durch mehrere Signale und Entwicklungen verstärkt. Seit 2022 hat sich die Einstellung von Unternehmen und Verbrauchern gegenüber der Inflation deutlich verändert, was es leichter macht, dass die Erwartungen nicht mehr verankert sind. Die Unternehmen sind zunehmend bereit, Zölle und andere Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, was auf einen potenziellen Angebotsschock und einen bevorstehenden Nachfrageschock hindeutet. […]

Welches sind die wichtigsten Faktoren für einen Anstieg der Renditen?
Der erwartete Anstieg der Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen auf 6% in den nächsten 12 bis 18 Monaten wird von mehreren Schlüsselfaktoren bestimmt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Auswirkungen der Inflation und das erhöhte Angebot an Anleihen. Viele Regierungen emittieren Anleihen, um umfangreiche Haushaltsprogramme zu finanzieren, was zu einem verstärkten Wettbewerb auf dem Anleihemarkt führt. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage von traditionellen Käufern von Staatsanleihen, wie Pensionsfonds und ausländischen Anlegern, ab. […]

Dumm gelaufen

Stellen inflationsgeschützte US-Staatsanleihen immer noch eine attraktive Absicherung dar?
Inflationsgeschützte US-Staatsanleihen wie TIPS spielen in der aktuellen Allokationsstrategie eine entscheidende Rolle, da sie als Absicherung gegen steigende Inflation dienen. Angesichts der Möglichkeit, dass die Inflationserwartungen nicht mehr verankert sind und die FED ihre Inflationsprognosen erhöht hat, bieten TIPS eine Möglichkeit, die Kaufkraft des Portfolios zu schützen. Sie bieten auch Diversifizierungsvorteile, da sie in der Regel gut abschneiden, wenn nominale Staatsanleihen aufgrund von Inflationsdruck unterdurchschnittlich abschneiden.

Staatsanleihen der USA unter Druck

Welche Auswirkungen hat die jüngste Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA auf die Portfolioallokation?
Die jüngste Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA veranlasst zu einer Neubewertung der Risiko- und Renditeerwartungen bei der Portfolioallokation. Die Herabstufung selbst hat zwar nicht zu Zwangsverkäufen geführt, aber sie erinnert an die anhaltenden Schuldenprobleme der US-Regierung und unterstreicht die Aufmerksamkeit des Marktes für diese Themen.

Amanda Stitt

Angesichts steigender Staatsdefizite und potenziell steigender Zinskosten könnte es eine strategische Entwicklung hin zu einer Diversifizierung der Bestände geben. Dies könnte eine Erhöhung des Engagements in nicht-amerikanischen Vermögenswerten oder anderen Anlageklassen beinhalten, um das Risiko effektiv zu steuern. Darüber hinaus unterstreicht die Herabstufung die langfristigen Bedenken hinsichtlich des finanzpolitischen Kurses der USA und unterstreicht die Notwendigkeit flexibler Anlagestrategien, um sich an potenzielle Verschiebungen in der globalen Nachfrage nach US-Vermögenswerten anzupassen.

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