Nachhaltige Fonds mit grünem Anstrich

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Laut dem BVI ist das für deutsche Kunden verwaltete Vermögen nachhaltiger Fonds von Januar bis März dieses Jahres um ganze 107 Mrd. EUR auf einen neuen Höchststand von 254 Mrd. EUR angestiegen. Dies entspricht einem Anteil von 8% am Gesamtmarkt (2020 waren es noch 5%). Da drängt sich der Verdacht von Greenwashing förmlich auf. Ein Kommentar von Hans Stegeman, Chief Investment Strategist bei Triodos Investment Management

Es scheint fast, als hätten viele Fondgesellschaften mit dem Inkrafttreten der EU-Offenlegungsverordnung am 10. März, die EU-Vorgaben genutzt und fleißig umetikettiert – d.h. ihre konventionellen Produkte auf nachhaltige Anlagestrategien umgestellt, ohne dabei die Inhalte wesentlich zu verändern.

Um den Markt nachhaltiger Fonds übersichtlicher zu gestalten, müssen Anbieter fortan die Nachhaltigkeitsaspekte ihrer Finanzprodukte transparent kommunizieren. Dabei werden drei Kategorien unterschieden: Produkte, die sich nicht explizit „nachhaltig“ nennen, fallen unter Artikel 6. Artikel 8 klassifiziert Fonds, die ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen („Nachhaltigkeit light“), während Artikel 9 Produkte umfasst, die ein konkretes Nachhaltigkeitsziel verfolgen (sogenannte „Impactfonds“).

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Laut Morningstar entsprechen derzeit allerdings nur 3,6% von den 5.700 in Europa angebotenen Fonds und ETFs der strengen Klassifizierung nach Artikel 9. Hierunter fallen übrigens alle von Triodos Investment Management gelisteten Produkte.

Das größte Wachstum bezieht sich also auf nachhaltige Fonds, die auf Artikel 8 zurückzuführen sind und deren übergeordnetes Ziel nicht unbedingt Nachhaltigkeit sein muss. Entsprechend ist es eventuell zu früh, den Anstieg nachhaltiger Fonds als eine reine Verschiebung in Richtung Nachhaltigkeit zu deuten, da es vielmehr auch eine Verschiebung zum Greenwashing bedeuten könnte.

Hans Stegeman, Triodos

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