Die jüngsten Inflationsdaten haben seit Dezember positiv überrascht

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Die EZB tritt diese Woche zusammen, um ihre Geldpolitik zu überprüfen. Ich erwarte eine Anhebung um 50 Basispunkte und eine restriktive Kommunikation. Die bevorstehende EZB-Sitzung kommentiert Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price:

Die jüngsten Daten, sowohl zur Kerninflation als auch zur Wirtschaftstätigkeit, haben seit Dezember positiv überrascht und sprechen für eine hawkische Kommunikation über künftige Erhöhungen. Obwohl die Anhebung um 50 Basispunkte bereits eingepreist ist, sehe ich ein steigendes Risiko, dass der Spitzenwert des Leitzinses höher ausfallen wird, als es die Märkte heute einpreisen.

Kurz gesagt, die EZB wird die deutsche Produktionsschwäche im vierten Quartal ignorieren und sich stattdessen auf die Verbraucherpreisinflation konzentrieren. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass die EZB in den nächsten Sitzungen eine sehr restriktive Haltung einnehmen wird.

Insgesamt betrachtet der Markt die spanische Inflation im Großen und Ganzen als Frühindikator für die Inflationsentwicklung im Euroraum nach dem Verbraucherpreisindex. Wie im letzten Monat erwähnt, werden der deutsche und der französische VPI in diesem Monat aus technischen Gründen wieder anziehen. Entscheidend für die EZB ist jedoch die Hartnäckigkeit der VPI-Kerninflation. Normalerweise geben die Unternehmen höhere Energiekosten mit der Zeit weiter. Bei Öl macht diese indirekte Weitergabe ein Drittel der gesamten Energiepreisweitergabe im Euroraum aus. Diese Weitergabe erfolgt jedoch mit einer Verzögerung, so dass es völlig normal ist, dass die Kerninflation des Verbraucherpreisindex nach einem starken Energiepreisschock bestehen bleibt. Das Problem ist jedoch, dass es nicht möglich ist, diese Dynamik von Sekundäreffekten zu unterscheiden. Ich gehe davon aus, dass die Kerninflation in den nächsten Monaten anhalten wird, was bedeutet, dass die EZB weiterhin eine sehr restriktive Haltung einnehmen wird.

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Die deutschen Wachstumsdaten waren zwar schwächer als erwartet, aber ich denke, dass sich die Märkte und die EZB angesichts der seit Jahresbeginn deutlich niedrigeren Gaspreise viel stärker auf die Wachstumsdaten für das erste Quartal konzentrieren werden. Hier erwarte ich weiterhin eine robuste Entwicklung.

Tomasz Wieladek, T. Rowe Price

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