Marktüberblick institutioneller Anleihen deutscher Non-Financial-Emittenten im 2. Quartal 2017

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Die mittlere Emissionsrendite der 14 Anleihen mit Investment Grade liegt bei 1,32% (Median 1,47%) und damit um 21 Basispunkte höher als noch im Vorquartal mit 1,11% (Median 0,94%). Die durchschnittliche Laufzeit ist zugleich von 7,2 Jahren (Q1-2017) auf 9,7 Jahren gestiegen.

Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass es VW über seine Finanzierungsholding der Volkswagen International Finance NV gelang, zwei EUR-Anleihen (XS1629774230; XS1629658755) von 2,0 Mrd. EUR und 1,5 Mrd. EUR mit einer unendlichen Laufzeit zu platzieren. Negative Emissionsrenditen konnten unter den EUR-Emittenten nicht mehr registriert werden.

Im Segment der High-Yield-Anleihen trat im letzten Quartal nur die K+S AG mit einer Aufstockung von seiner im März 2017 platzierten 400 Mio. EUR Anleihe (Laufzeit 6 Jahre) auf 225 Mio. EUR in Erscheinung. Die Aufstockungstranche konnte mit einer Rendite von 2,13% bzw. zu 102,73% platziert werden. Damit gelang es dem Emittenten die Zinskosten für den TAP um rund 50 Basispunkte zu senken. Der Renditespread des iTraxx Crossover Index mit einer fünfjährigen Laufzeit betrug im 2. Quartal 2017 durchschnittlich 2,59% und verringerte sich gegenüber dem Vorquartal um 33 Basispunkte. Damit hat sich zwar das Umfeld für HY-Emissionen weiter verbessert, jedoch schlägt sich diese Entwicklung nicht in eine überproportionale Emissionstätigkeit in diesem Segment wider.

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VW ist wieder Nummer 1
Nachdem Volkswagen im März dieses Jahres sein Comeback am Anleihemarkt feiern konnte, zählt VW mit 8,4 Mrd. EUR gefolgt von Daimler (8,0 Mrd. EUR) zum führenden Emittenten im 2. Quartal. Diese Aussage gilt sogar für das gesamte erste Halbjahr 2017, wonach der VW Konzern mit 16,4 Mrd. EUR vor Daimler (14,0 Mrd. EUR), Telekom (7,8 Mrd. EUR) und BMW (7,6 Mrd. EUR) deutlich an der Spitze steht. Die drei Automobilhersteller verfügen über einen Marktanteil von 55% (38 Mrd. EUR) für das laufende Jahr.

E.ON gelang es ebenfalls im Mai 2017 nach einer achtjährigen Pause am Bondmarkt mit einem Volumen von 2,0 Mrd. EUR zurückzukehren. Die Gesellschaft platzierte insgesamt drei Anleihen, von denen zwei Papiere über je 750 Mio. EUR bis 2021 und 2029 laufen und mit einem Kupon von 0,375% und 1,625% ausgestattet sind. Die dritte Anleihe über 500 Mio. EUR hat eine Laufzeit bis 2024 und eine Verzinsung von 0,875%.

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Deutsche Bank ist führende Emissionsbank
In den ersten sechs Monaten 2017 wurden insgesamt rund 69 Mrd. EUR bzw. 105 „Non-Financial“-Anleihen von 47 Emissionsbanken in ihrer Funktion als Konsortialführer bzw. „Bookrunner“ platziert. Im Mittel bildeten diese Institutionen untereinander ein Konsortium von vier Banken. Zu den Marktführern (Top 5) gehören die Deutsche Bank, BNP Paribas, JP Morgan, HSBC sowie Société Générale. Unter den Top 20 sind die deutschen Bankenhäuser Deutsche Bank (#1) und die Commerzbank (#14) vertreten. Die LBBW steht auf Platz 23 (3,2 Mrd. EUR), Helaba auf Platz 25 (1,8 Mrd. EUR), Berenberg auf Rang 26 (1,7 Mrd. EUR), BayernLB und DZ Bank jeweils auf Platz 31 (0,8 Mrd. EUR) sowie MM Warburg und HSH auf Platz 38 mit einem begleiteten Volumen von jeweils 0,5 Mrd. EUR.

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Exkurs: Blockchain-Technologie für Anleiheemissionen?
Die Daimler AG und die LBBW haben im Juni 2017 erstmals gemeinsam die Blockchain-Technologie eingesetzt, um ein Schuldscheindarlehen im Volumen von 100 Mio. EUR zu platzieren. Die gesamte Transaktion von der Initiierung über die Platzierung, die Zuteilung und den Vertragsabschluss bis hin zur Zinszahlungs- sowie Rückzahlungsbestätigung wurde auf einer Blockchain komplett digital abgebildet. Grundsätzlich lassen sich alle Finanztransaktionen mittels Blockchain stärker automatisieren und damit deutlich schneller und kostengünstiger abwickeln. Arbeitsintensive manuelle Prozessschritte, wie die Erstellung der Darlehensverträge oder die Prüfung der Zahlungseingänge, werden durch digitale Prozesse ersetzt. Wann die Blockchain-Technologie auch für Bondemissionen Anwendung findet, ist aus unserer Sicht nur noch eine Frage der Zeit.

Uwe Nespethal (links) und Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Blättchen Financial Advisory

Uwe Nespethal (li) und Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Blättchen FA

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