Notenbank-Sitzungen von EZB und Fed im Fokus

Foto: © Dilok – stock.adobe.com

In dieser Woche steht der Zinsentscheid der EZB im Fokus. Zwar wird am Donnerstag keine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung erwartet, fraglich ist allerdings das weitere Vorgehen bzgl. der Anleihekäufe im Rahmen des PEPP-Programms. Ein Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel

Seit März wurden monatlich Wertpapiere in Höhe von 80 Mrd. EUR gekauft, deutlich mehr als im ersten Quartal 2021. Hintergrund dieser Entscheidung waren die aktuell deutlich angestiegenen Zinsen bei längeren Laufzeiten. So zog die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe von etwa -0,60% p.a. am Jahresanfang bis auf -0,24% p.a. Ende März an.

Die EZB konnte zumindest die Geschwindigkeit des Renditeanstiegs zeitweise reduzieren. Derzeit liegt das Renditeniveau bei -0,20% p.a. Allerdings steht die Eurozone angesichts weitgehender Lockerungen von Shutdown-Maßnahmen in vielen Eurostaaten vor einer breiten, alle Wirtschaftssegmente umfassenden Erholung.

In diesem Zuge werden auch die bisher noch ausgebremsten Dienstleistungssektoren das Wachstum unterstützen, während die Industrie schon seit Monaten auf Hochtouren produziert.

Allerdings ist vorerst auch mit einem weiter ansteigenden Inflationsdruck zu rechnen. Die Mai-Inflationsdaten zeigten mit 2,0% für die Eurozone bzw. 2,5% für Deutschland bereits deutlich anziehende Preissteigerungsraten.

Foto: © Leo Lintang – stock.adobe.com

Da die bestehenden Kapazitätsengpässe, stark verlängerte Lieferfristen sowie knappe Vorleistungen und Rohstoffe auch in den kommenden Monaten für deutlich steigende Produktionskosten sorgen werden und mit der Aufhebung von Shutdown-Maßnahmen auch im Dienstleistungs- und Konsumbereich Preissteigerungen folgen dürften, wird sich die EZB-Präsidentin zu den weiteren Wachstums- und Inflationserwartungen erklären müssen.

Anzunehmen ist allerdings, dass selbst bei einer Anhebung der entsprechenden Projektionen auf die mit 0,9% noch schwache Kernrate der Inflation – ohne die besonders schwankungsanfälligen Komponenten Energie und Nahrungsmittel – verwiesen und die Prognose eines nur vorübergehenden Inflationssprungs aufrechterhalten wird.

Unter diesem Gesichtspunkt wird die Fed-Sitzung in der kommenden Woche noch spannender. Nach einem deutlichen Inflationssprung auf 4,2% im April wird von der Veröffentlichung der Mai-Daten Ende dieser Woche ein weiterer Anstieg auf 4,7%, bzw. 3,4% für die Kernrate, erwartet.

Carsten Mumm, Donner & Reuschel

Damit steigt der Druck, möglicherweise doch noch vor Erreichen des Vollbeschäftigungsziels in den USA zumindest weniger expansiv zu werden, bspw. über die Ankündigung einer Drosselung der Wertpapierkäufe.

Da sich die internationalen Aktienmärkte zuletzt sehr zinssensitiv zeigten und insbesondere Technologietitel ihren Höhenflug von 2020 vorerst beendeten, dürften bei beiden Notenbank-Sitzungen erneut jedes Wort auf die Waage gelegt werden und ggf. für Kurskorrekturen sorgen.

Unsere neueste BondGuide Jahresausgabe ,Green & Sustainable Finance‘ ist erschienen und kann ebenso wie unser BondGuide Nachschlagewerk ,Anleihen 2020‘ als kostenloses E-Magazin bequem heruntergeladen, gespeichert & durchgeblättert werden.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !