Pentracor: „Alleinstellungsmerkmale weiter herausgearbeitet“

Die Nachrichtenlage zu Anleihedebütant Pentracor war bisher doch etwas niedrig, doch jüngst kam Bewegung hinein: Mit seiner bewährten Technologie PentraSorb können die Henningsdorfer auch in der Corona-Pandemie Hilfe leisten. BondGuide sprach noch einmal mit Gründer/CEO Dr. Ahmed Sheriff.

BondGuide: Herr Dr. Sheriff, in unserem Gespräch zur Emission der Anleihe im Mai letzten Jahres hatten Sie noch starke Zweifel, wann und ob überhaupt es einen Impfstoff gegen Covid-19 geben werde. Hat Sie die weitere Entwicklung überrascht?
Sheriff: Es ist noch zu früh, um den Nutzen der Impfungen zu beurteilen, insbesondere auch wegen der vielen Mutanten aus aller Welt. Aus einem Impfzentrum haben ich vom zuständigen Arzt gehört, dass überlegt wird, dreimal mit dem BioNtech-Vakzin zu impfen, da sich bei vielen Geimpften mehrere Wochen nach der zweiten Impfung noch keine Antikörper gegen das Spikeprotein nachweisen lassen.

BondGuide: Nun haben wir sogar über eine Handvoll Impfstoffe. Sie sind Medizinexperte, daher können wir Sie dabei hoffentlich um eine Einschätzung bitten: Mit den Vektor-Impfstoffen (=Astra, J&J) scheint es gehäufte Probleme zu geben – woran kann das Ihrer Meinung nach liegen?
Sheriff: Da möchte ich mich nicht an Spekulationen beteiligen. Offensichtlich ist hier vor allem, dass es fast nur Frauen – vorwiegend jüngere Frauen – betrifft.

BondGuide: Auch erwähnten Sie seinerzeit, dass Mitbewerber Bestrebungen aufgegeben hätten, das C-reaktive Protein medikamentös zu blocken oder seine Menge zu verringern. Wie ist hier, ein Jahr später also, der ungefähre Stand der Bestrebungen – geht es nur mit extrakorporaler Blutwäsche?
Sheriff: Es gibt bisher noch keine Mitbewerber im Bereich der akuten Erkrankungen, bei denen es notwendig ist, die CRP-Menge innerhalb von Stunden zu reduzieren. Sehr wohl gab es und gibt es Medikamente, die in der Lage sind, nach mehreren Tagen die CRP-Menge zu reduzieren. Also ja, bisher geht es nur mit extrakorporaler Blutwäsche, die zudem noch sehr nebenwirkungsarm ist.

PentraSorb – die Blutwäsche-Lösung von Petracor

BondGuide: Und hierbei melden Sie ja mit PentraSorb Erfolge auch bei der Behandlung von Covid-19-Patienten. Eine Frage daher zuerst, auch wenn die Behandlung erstattungsfähig ist: Wie kostspielig ist denn so eine Blutwäsche?
Sheriff: Die Kosten belaufen sich auf rund 12.000 bis 16.000 EUR und werden in Deutschland von allen Krankenkassen erstattet. Ein großer Vorteil unserer Technik ist ja gerade, dass sie in Kombination mit konventionellen dialyseartigen-Systemen zur Anwendung kommt, die in den meisten Krankenhäusern bereits etabliert sind. Somit müssen für die Behandlung oft keine neuen Geräte angeschafft werden. PentraSorb birgt für alle Beteiligten nachhaltige Vorteile: für Patienten, deren Leben gerettet werden können und die in deutlich geringerem Maße mit Folgeschäden zu kämpfen haben. Ebenso profitieren die behandelnden Ärzte, Krankenhäuser oder Ambulanzen und das Gesundheitswesen, da chronischen Organinsuffizienzen, die kontinuierlich mit sehr viel Aufwand nachbehandelt werden müssen, vorgebeugt werden kann. Im Fall von COVID-19 könnten die Intensivstationen der Krankenhäuser hier deutlich entlastet werden.

BondGuide: Wie sieht die Wirtschaftlichkeitsrechnung aus: Wann sollte man zur CRP-Blutwäsche greifen? – schließlich sind schwere Komplikationen bei Covid-19-Infektionen nicht per se im Voraus absehbar. Oder sollte man sie generell präventiv in Erwägung ziehen?
Sheriff: Nach den bisherigen Behandlungserfolgen sehen wir die von uns entwickelte CRP-Apherese als wertvolle Therapieoption für Patienten mit schweren COVID-19-Verläufen. Und das rechnet sich, da nicht mehr rund die Hälfte der beatmeten Patienten versterben und die Patienten sehr viel schneller von der Intensivstation kommen und so vermutlich auch weniger Folgeschäden erleiden. Im Idealfall würde unser Verfahren aber bereits in der frühen Erkrankungsphase vor der Beatmung angewendet, da das CRP dann keine Gelegenheit hat, Schäden an der Lunge der Patienten anzurichten. Wir sind natürlich froh, dass wir dazu beitragen können, dass Leben gerettet werden und auch dass wir dadurch eine vermehrte Aufmerksamkeit bekommen. Unser Fokus liegt aber weiterhin auf den Themen Herzinfarkt und Schlaganfall. Darauf konzentrieren wir uns. Damit wird Pentracor wertvoll und das ist sicher auch im Sinne unserer Investoren.

BondGuide: Ist es bei Ihren Börsenplänen geblieben? – die platzierte Wandelanleihe war ja mit einem attraktiven sog. Equity Kicker im Falle eines späteren Börsengangs versehen.
Sheriff: Und das ist sie immer noch. Der Equity Kicker geht über die Laufzeit unserer Anleihe nicht verloren. In Bezug auf die Börsenpläne heißt das, dass wir diese nach wie vor für 2023 oder wahrscheinlicher 2024 anvisieren. Bis dahin werden wir weiter hart daran arbeiten, unser einzigartiges Medizinprodukt PentraSorb in möglichst vielen Krankenhäusern zu etablieren und damit unser Alleinstellungsmerkmal herauszustellen, so dass wir für Eigenkapitalinvestoren hochattraktiv sind.

CEO Dr. Ahmed Sheriff

BondGuide: Die Anleihe hatte bisher einen eher schweren Stand im ersten Jahr ihres Börsenlebens, notiert aktuell 23 Punkte unter pari. Woran liegt es, ist die Nachrichtenfrequenz zu Pentracor womöglich zu niedrig?
Sheriff: Aktuell haben wir uns von diesem Tief bereits wieder etwas erholt. Aber die niedrige Nachrichtenfrequenz ist sicher ein Punkt, den wir auch sehr bedauern und der daraus resultiert, dass durch Corona-bedingte Verzögerungen bei den Krankenhäusern nur wenig zu berichten war. Corona hat die Anzahl der Herzinfarkte zwar nicht beeinflusst, aber dennoch einen indirekten Negativeffekt. Die Verwaltungen der Krankenhäuser sind durch die Pandemie so belastet, dass neue Themen nur mit deutlicher Verzögerung bearbeitet werden. In diesem Stau stehen wir gerade, merken aber, dass „der Verkehr langsam wieder zu rollen beginnt“ und blicken nach wie vor ausgesprochen positiv in die Zukunft.

BondGuide: Herr Dr. Sheriff, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und die fundierten Einschätzungen!

Interview: Falko Bozicevic