US-Arbeitsmarkt: das halbe Comeback

Foto: © juliasudnitskaya – stock.adobe.com

Die Arbeitsmarktdaten aus den USA waren zwar eine positive Überraschung, signalisieren aber noch keine Entwarnung. Wie es um den auch für die Weltwirtschaft bedeutsamen US-Jobmarkt steht und worauf es in den nächsten Wochen ankommt, kommentiert Michael J. Bazdarich von der Legg-Mason-Boutique Western Asset Management.

Während der Aktienmarkt die V-förmige Erholung bereits vollzogen hat, sieht es in der Realwirtschaft anders aus. Insbesondere die Arbeitsmarktdaten in den USA zeigten während der vergangenen Monate, wie es um die Wirtschaft wirklich steht. Der Arbeitsmarkt gilt als wichtiger Gradmesser für die US-Wirtschaft und ist daher indirekt auch für exportorientierte Volkswirtschaften wie beispielsweise Deutschland von Bedeutung. Nach den Hiobsbotschaften der vergangenen Monate waren die jüngsten Zahlen aus den USA umso überraschender: Während der Markt weitere acht Millionen verlorene Stellen erwartete, stieg die Zahl der Arbeitsplätze um 2,5 Millionen an. Dies ist zwar ein starkes Signal der Hoffnung, jedoch noch kein Grund zur Entwarnung.

Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Daten für Mai revidierten die öffentlichen Stellen die Arbeitsmarktdaten für März und April. Demnach gingen während der Krisenmonate insgesamt 700.000 Arbeitsplätze mehr verloren, als bislang gedacht. Dies verdeutlicht, wie schwer die Krise den US-Arbeitsmarkt getroffen hat. Blickt man auf die jüngsten Erfolgszahlen im Detail, so fällt auf, dass der US-Arbeitsmarkt insbesondere in den Branchen ein Comeback feiern konnte, in denen zuvor auch besonders viele Menschen entlassen wurden: Gastronomie, Bauwesen und Einzelhandel. So wurden beispielsweise während der Krisenmonate mehr als sechs Millionen Mitarbeiter in der Gastronomie arbeitslos, im Mai aber wieder rund 1,4 Millionen davon eingestellt.

Foto: © Brian Jackson – stock.adobe.com

Trotzdem gibt es auch weiterhin Branchen, die nicht vom Comeback am Arbeitsmarkt profitieren. Ein Beispiel ist der Tourismus. Auch das verarbeitende Gewerbe hat angesichts der Entlassungen von rund 1,5 Millionen Menschen zuletzt mit 200.000 nur wenige Jobs neu besetzt. Erst wenn das Comeback am US-Arbeitsmarkt alle Branchen erreicht hat, können Investoren auch mit Blick auf die Realwirtschaft wieder zuversichtlich sein. Die Zeichen dafür stehen allerdings nicht schlecht: Aktuell sieht es danach aus, als könnten im Juni auch Freizeitanbieter oder Unternehmen aus dem Gesundheitswesen von der allgemeinen Normalisierung profitieren. Dies würde auch dafür sorgen, dass die Diskrepanz zwischen den Notierungen am Aktienmarkt und der Situation in der Realwirtschaft schwindet. Für beide Bereiche wäre das eine gute Nachricht.

Die erste BondGuide Jahresausgabe ,Green & Sustainable Finance‘ ist erschienen und kann ebenso wie das jährliche BondGuide Nachschlagewerk ,Anleihen 2019‘ als kostenloses e-Magazin bequem heruntergeladen, gespeichert & durchgeblättert werden.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !