„Sind unserer Zeit sozusagen voraus“ – BondGuide im Gespräch mit Robert Stafler, Fintex, über den ersten Euro-Bond, Crowdlending, Marktnischen und Mainstream-Investments

BondGuide: Fintex hat seinen ersten Euro-Bond begeben – das müssen Sie bitte erklären.
Stafler: Immer mehr institutionelle Investoren – etwa Pensionsfonds, Versicherungsunternehmen und Family Offices – interessieren sich für das Thema Crowdlending. Dafür gibt es vor allem einen Grund: Investitionen über P2P-Plattformen bieten eine attraktive Rendite bei überschaubaren Risiko. So hat zum Beispiel der niederländische Versicherer Aegon im vergangenen Oktober ein 150 Mio. EUR Investment in P2P-Kredite auf der Plattform auxmoney angekündigt – das bislang größte institutionelle P2P-Investment in Kontinentaleuropa. Allerdings ist dieses Beispiel bislang eine Ausnahme. Die Einstiegshürde dieser jungen Anlageklasse ist vergleichsweise hoch: Eine Investition in eine Vielzahl von Mikrokrediten ist mit einem enormen Verwaltungsaufwand sowie komplexer Dokumentation verbunden. Zudem wollen viele institutionelle Anleger, etwa die meisten Pensionskassen, allein aus bilanzhygienischen Gründen vermeiden, Tausende kleiner Kredite einzeln in ihren Büchern führen zu müssen.

Deutsche Börse AG: Weitere Informationen bezüglich des potentiellen Zusammenschlusses unter Gleichen zwischen London Stock Exchange plc ('LSEG') und Deutsche Börse AG ('Deutsche Börse')

Deutsche Börse AG

BondGuide: Und da kann Fintex genau wie helfen?
Stafler: Aus diesem Grund haben wir ein „Rundum-Sorglos-Paket“ für institutionelle Investoren entwickelt. Anstatt in einzelne Kredite oder Forderungen zu investieren, können Sie bei uns einfach einen von uns emittierten Bond zeichnen. Dieser repräsentiert das spezifische Darlehensportfolio, in das der Investor investieren möchte. Das ganze wird für Großanleger maßgeschneidert. Die Bonds sind kapitalmarktfreundlich gestaltet und mit einer eigenen ISIN beziehungsweise Wertpapierkennnummer versehen. Abgewickelt wird die Investition über Euroclear und Clearstream.

BondGuide
: Hat das Vorteile?

Stafler: Aber ja, für unsere Kunden hat dies einen elementaren Vorteil: Im Gegensatz zu einem Direktinvestment über P2P-Plattformen sind sie mit der Anlageklasse Bonds bereits vertraut, und die Buchung und das Monitoring in den Systemen der Investoren funktioniert genauso wie bei jedem anderen Bond auch. Die Verwaltung des darunterliegenden Kreditportfolios und die Abstimmung mit den jeweiligen Plattformen übernimmt Fintex. Mithilfe des Risikomanagementsystems kann unser Team das Portfolio überwachen und die erforderlichen Reportings und Bewertungen erstellen.

BondGuide: Wie stellen Sie so einen Euro-Bond zusammen, wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?
Stafler: Unser neu emittierter Euro-Bond ist der erste seiner Art. Daher haben wir uns bei der Zusammenstellung zunächst einmal an den spezifischen Anforderungen und Bedürfnissen unserer Investoren orientiert. Das ausgegebene Wertpapier bildet dabei das zugrundliegende Kreditportfolio eins zu eins ab. Diese Investoren waren an einem Investment auf der auxmoney-Plattform interessiert, und das investierte Kapital wird nun einzig und allein dazu verwendet, deutsche Konsumentenkredite zu finanzieren, die auf der Plattform auxmoney entstehen. Da diese Kredite in Euro vergeben werden, lag die Entscheidung auf der Hand, den Bond in Euro zu denominieren. Zudem entfällt damit jegliches Währungsrisiko.

Euroscheine werden gedruckt

BondGuide: An wen genau richtet sich das Angebot grundsätzlich?
Stafler: Unser Service richtet sich ausschliesslich an professionelle Investoren. Zu unserer Klientel gehören Pensionsfonds, Versicherungsunternehmen, Family Offices, Privatbanken, Asset Manager und High-Net-Worth-Individuals. Alle suchen in diesem jetzigen Marktumfeld eine attraktive Rendite bei überschaubarem Risiko – und das Ganze am Liebsten in einem angenehmen und professionell gemangten Investmentformat, das keine Kopfschmerzen bereitet.

BondGuide: Gibt es weitere Pläne von Fintex oder auxmoney?
Stafler: Ja, und zwar jede Menge. Die Zusammenarbeit mit auxmoney und der daraus resultierende Bond waren nur der Anfang. Fintex plant das auszubauen, denn Fintex Capital hat Investmentmandate von Großinvestoren, die Interesse an maßgeschneiderten P2P-Investments haben. Zusätzlich zu dieser erfolgreichen Zusammenarbeit mit auxmoney arbeiten wir auch an weiteren Kooperationen mit führenden P2P-Plattformen in Europa.

Robert Stafler CEO Fintex

BondGuide: Herr Stafler, dann sprechen wir sicherlich bei Gelegenheit bereits wieder !

Das Interview führte Falko Bozicevic

Fotos: @Fintex

*) Robert Stafler ist CEO von Excellion Capital, einer 2007 in London gegründeten Boutique-Geschäftsbank. Fintex wird vom Londoner Excellion-Büro aus betrieben. Robert Stafler war seit 2007 mehrere Jahre lang in der Entwicklung von auxmoney involviert. Stafler arbeitete fast zehn Jahre lang bei JP Morgan und JP Morgan Cazenove im Investmentbanking.