Rentenlücke! – Altersvorsorge vor allem bei Selbständigen oft mangelhaft

Die Rentenlücke ist bei Unternehmern und Freiberuflern hierzulande laut OECD besonders hoch – vor allem für Selbständige.

Selbstständig und Altersvorsorge scheinen zwei Dinge zu sein, die nicht wirklich zusammenpassen. Schließlich sind Selbständige, egal ob Freiberufler oder Unternehmer, nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Das heißt, sie müssen sich selbst um ihre Altersvorsorge kümmern. Das aber scheint diese Berufsgruppe oft zu vernachlässigen.

So gaben bei einer YouGov-Umfrage im Auftrag des Versicherers Ergo im Jahr 2021 rund 37% der Selbstständigen an, keine private Altersvorsorge zu haben. Und die Pandemie hat die Situation nicht unbedingt verbessert: So gaben bei der gleichen Umfrage 61% an, wirtschaftlich von den Auswirkungen der Pandemie negativ betroffen zu sein, etwa 46% haben deshalb kein oder weniger Geld für die Vorsorge, und 9% müssen gar die eigenen Rücklagen anzapfen.

Selbständige mit deutlich geringerem Rentenniveau = Rentenlücke

Doch auch ohne Pandemie ist die Situation der Freiberufler und Unternehmer im Alter häufig schwierig. Laut einer Untersuchung der OECD bezieht der durchschnittliche Selbständige in Deutschland nur etwa 50% des Brutto-Rentenniveaus eines vergleichbaren Vollzeitangestellten. Viele scheinen deshalb auch nach Erreichen des Rentenalters noch arbeiten zu müssen.

Laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung vom August 2022 waren 22,5% derer, die zwischen 65 und 74 Jahren noch arbeiten, selbstständig. Auch deshalb ist immer wieder eine Rentenversicherungspflicht für Selbständige im Gespräch. „Doch selbst wenn sie kommen sollte, kann ich nur davor warnen, sich allein darauf zu verlassen“, so Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland. „Denn auch bei Selbständigen wird das Geld deshalb im Alter noch lange nicht reichen.“

Mit anderen Worten: Wer eine eigene Firma hat oder als Freiberufler tätig ist, der sollte die eigene Absicherung – trotz Stress im Alltag – ganz oben auf seiner Agenda haben.

„Und hier ist der erste wichtige Punkt, dass man sich frühzeitig darum kümmert“, erklärt Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance, Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel, ist. Dies gilt zwar grundsätzlich für jeden; für Selbständige, bei denen die künftigen Einnahmenströme unsicherer sind als bei einem Festangestellten, aber umso mehr.

Der nächste wichtige Schritt ist dann, sich genau zu überlegen, wie viel Geld man im Alter braucht, um den eigenen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. „Auf dieser Basis lässt sich überhaupt erst bestimmen, wieviel Geld Selbständige jeden Monat zurücklegen müssen“, erklärt der Finanz- und Anlageexperte. Dazu kommt speziell bei Firmeninhabern, dass bei der Allokation zwischen den Anlageklassen die Firmenbeteiligung berücksichtigt werden muss. „Das ist anders als bei anderen Anlegern, da das eigene Unternehmen in der Regel einen erheblichen Teil des Vermögens ausmacht.“ […]

Die Rentenlücke am Horizont erkennen

Über den FPSB Deutschland e.V.

Das Financial Planning Standards Board Ltd. – FPSB ist ein globales Netzwerk mit derzeit 27 Mitgliedsländern und über 213.000 CFP-Zertifikatsträgern. Dessen Ziel ist es, den weltweiten Berufsstandard für Financial Planning zu verbreiten und das öffentliche Vertrauen in Financial Planner zu fördern. Das Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) mit Sitz in Frankfurt/ Main gehört seit 1997 als Vollmitglied dieser Organisation an. https://www.fpsb.de

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