Praktiker: „20% auf alles, …“ – außer für Anleihegläubiger, die wohl leer ausgehen

dpa

Dass die angeschlagene Praktiker-Gruppe zunehmend auf morsches Holz klopfte, nahmen die Inhaber der ausgereichten Unternehmensanleihe nach einer zwischenzeitlichen Erholung spätestens seit dem Frühjahr 2013 vorweg. Der Praktiker-Bond verlor daraufhin bis zur Insolvenzantragstellung im Juli etwa zwei Drittel an Wert auf nur noch 30%. Heute geht das Papier zu kläglichen 1,30% um.

Medienberichten zufolge werden die noch verbliebenen Anleihegläubiger ihre investierten Mittel wohl mit aller Wahrscheinlichkeit nicht einmal im Ansatz wiedersehen. Aus der Insolvenzmasse seien nur noch die Verfahrenskosten gedeckt, hieß es in einer Mitte Oktober veröffentlichten Mitteilung. Wie der Vertreter der Anleihegläubiger, Ingo Scholz, darin erklärte, hätte Insolvenzverwalter Udo Gröner bereits Anfang Oktober die sogenannte Masseunzulänglichkeit angezeigt, wonach keine weiteren Verbindlichkeiten der Heimwerker- und Baumarktkette mehr erfüllt werden könnten. Scholz habe seine Arbeit daraufhin vorläufig eingestellt.

Auf der Unternehmenswebseite sind keinerlei Informationen hierzu zu finden. In der aktuellsten Mitteilung heißt es lediglich, dass die Verhandlungen über die Übernahme der Baumarktkette Max Bahr mit dem Bieterkonsortium um Hellweg fortgeführt werden. Das teilte Dr. Jens-Sören Schröder, Insolvenzverwalter der 78 Bestandsmärkte von Max Bahr, mit. „Für die insgesamt 54 ehemaligen Praktiker-Märkte, die bereits auf Max Bahr umgeflaggt worden sind, gibt es bis heute keine verbindliche Zusage eines Interessenten, der Max Bahr als Ganzes übernehmen und unter dieser Marke fortführen möchte. Der für diese Märkte zuständige Insolvenzverwalter Christopher Seagon wird daher für diese Märkte Einzellösungen anstreben und den Abverkauf in den nächsten Tagen beginnen“, wird in derselben Presseerklärung ergänzt. Zuletzt war die Unternehmenswebseite gar nicht mehr erreichbar.

Zuletzt schienen auch die Schlussverhandlungen zur Übernahme der insolventen Max-Bahr-Kette ins Stocken zu geraten: Dem Konsortium um die Dortmunder Baumarktkette Hellweg und den ehemaligen Max-Bahr-Chef Dirk Möhrle fehlten Presseberichten zufolge die letzten Finanzierungszusagen der Banken und der im Einzelhandel unverzichtbaren Warenkreditversicherer. Diese sollen inzwischen aber vorliegen. Demzufolge müssten nur noch die Gläubiger dem Distressed-Deal zustimmen.

Die sowohl von Institutionellen als auch von Privaten gezeichnete Praktiker-Anleihe im Initialvolumen von 250 Mio. EUR wurde im Frühjahr 2011 begeben und hatte eine Laufzeit bis Februar 2016. Seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die Praktiker-Gruppe sei der mit 5,875% p.a. fix verzinste Heimwerker-Bond nicht mehr bedient worden. Rabatte für alles und jeden – was der Baumarktkette wohl das Genick brach, zerhämmerte auch die Anleihe (Kurs hier), die nur noch bei über 1% notiert, und erwartungsgemäß die Aktie. Letztere ist nur noch 0,03 EUR (Kurs hier) wert, im Sommer 2007 kostete dasselbe Papier noch knapp 32 EUR.

Hintergrund Anleihe: Im Zuge des Ende 2011 eingeleiteten Restrukturierungsprogramms (siehe BondGuide #16/2011) hat das Management der angeschlagenen Heimwerker- und Baumarktkette Praktiker die Anleiheinhaber im Frühjahr 2012 um einen Sanierungsbeitrag in Form einer Kupon-Reduzierung gebeten. Konkret waren die Inhaber aufgerufen, darüber abzustimmen, die Verzinsung der Praktiker-Anleihe rückwirkend zum 10. Februar 2012 bis zum Ende der Laufzeit um über 487 Basispunkte auf jährlich nur noch 1% zu senken (BondGuide #05/2012). Der Praktiker-Konzern scheiterte mit seinem Vorhaben, da eine Entscheidung wegen einer zu geringen Gläubigerbeteiligung nicht zustande gekommen war (BondGuide #07/2012).