„Öffentliche Wahrnehmung und Erfüllung von Transparenzwünschen als Plus“ – Interview mit Tobias Fischer-Zernin, Joh. Friedrich Behrens

Interview mit Tobias Fischer-Zernin, Vorstandsvorsitzender, Joh. Friedrich Behrens AG*, über Kapitalmarktpräsenz, den Buchstaben ‚I‘ und natürlich die neue Anleihe 2015/20

NEU gegenüber der ersten Fassung am Morgen: Die BondGuide-Bewertung der Emission BeA II und Übersicht im Abspann

BondGuide: Herr Fischer-Zernin, wie schon in unserem Gespräch vor knapp fünf Jahren avisiert: Man sieht sich mehr als einmal am Kapitalmarkt. Warum wieder eine Unternehmensanleihe – was stand noch auf der Agenda?
Fischer-Zernin: Natürlich gab es mehrere Ansätze. Eine längerfristige parallele Bankenfinanzierung ist mittlerweile schon bestätigt. Auch Schuldscheindarlehen kamen für uns in Betracht, dies sieht ebenfalls recht vielversprechend aus. Hier kommt uns zu Gute, dass das Sale-and-Lease-back des Betriebsgebäudes hier in Ahrensburg im vergangenen Jahr ausgelaufen ist und nunmehr als Sicherheit gestellt werden kann. In der Summe können wir so das Volumen der neuen Anleihe auch niedriger halten als das der ersten.

BondGuide: Wäre eine Privatplatzierung ohne Prospekt-Muss nicht am einfachsten gewesen?
Fischer-Zernin: Das wäre es wahrscheinlich. Wir sind jedoch seit 40 Jahren mit unserer Aktie börsennotiert und daher ist für uns der Schritt nur logisch, uns an den öffentlichen Kapitalmarkt zu wenden. Klar, die Prospekterstellung kostet etwas, allerdings stehen öffentliche Wahrnehmung und die Erfüllung von Transparenzwünschen dem als Plus entgegen. Das heißt ja nicht, dass wir nicht auch noch bei institutionellen Investoren platzieren, um unsere Fälligkeitsstruktur weiter zu diversifizieren. Jedenfalls setzen wir nicht alles auf eine einzige Karte.

BondGuide: Man hatte in den vergangenen Jahren das Gefühl: Behrens hält sich gerade so über Wasser / zu wenig zum Leben, aber zu viel zum Sterben. Was sind die Stellschrauben, damit das Geschäft richtig rund läuft?
Fischer-Zernin: Als Industriezulieferer mit Industriestätten in Deutschland und Tschechien sind wir umsatzgetrieben. Höhere Umsätze bedeuten überproportional höhere Margen. Das Wachstum der letzten drei Jahre lastet unsere Strukturkosten sehr gut aus und bildet den Treiber für eine nachhaltige Profitabilität in der Zukunft. Um Ihre Frage zu beantworten: Wir sollten schlicht und einfach höhere Erlöse ins Auge fassen.

BondGuide: Übersetzt also: höhere Erlöse, viel höhere Erträge?
Fischer-Zernin: Im Großen und Ganzen, ja. Die Vertriebsstruktur, um das Kernvertriebsgebiet abzudecken, besitzen wir bereits. Da ist aber noch Puffer, um mehr Umsatz „durchzuschicken“ – ohne Anstieg der oder Aufbau zusätzlicher Kosten.

Joh. Friedrich Behrens plant neue Mittelstandsanleihe

BondGuide: …lässt sich denn von einer Vorsteuermarge von rund 2% auskömmlich leben?
Fischer-Zernin: Wichtiger ist die EBIT-Marge von fast 6%. Hier zeigt sich die wirkliche Stärke.

BondGuide: Anders formuliert: Sie arbeiten hart am „I“ im EBIT, damit unter dem Strich mehr übrig bleibt.
Fischer-Zernin: So kann man das auch ausdrücken. Die Erstanleihe mit ihren 8,0% ist wie Sie ja richtig andeuten vergleichsweise teuer. Aufgrund der verbesserten Unternehmenssituation und dem attraktiveren Zinsumfeld gehen wir von einer leichten Verbesserung aus.

BondGuide: Damals Stuttgarter Bondm, heute Frankfurter Entry Standard – wieso nicht einfach Freiverkehr Hamburg bei Ihnen nebenan?
Fischer-Zernin: In der Tat schien 2011 Stuttgart richtig, heute ist es der Entry Standard für Anleihen. Allgemeiner Freiverkehr? – natürlich wäre auch das möglich gewesen. Unser Anspruch ist den Investoren ein hohes Maß an Transparenz zu bieten und daher haben wir uns für den Entry Standard in Frankfurt entschieden. Auch haben wir ein freiwilliges Rating erstellen lassen, welches wir dauerhaft und permanent unseren Investoren zur Verfügung stellen werden.

BondGuide: Was würden Sie sagen – unabhängig von dem, was alles im Prospekt ausgewiesen werden muss –, ist das größte Einzelrisiko für die Joh. Friedrich Behrens AG?
Fischer-Zernin: Das dürften überwiegend externe Faktoren sein. Zwar bin ich in punkto Führungspersonalrisiko sicherlich wichtig für unsere Operationen, aber nicht überall und an allen Fronten. Das größte Einzelrisiko dürfte meiner Einschätzung nach eine schlechte konjunkturelle Entwicklung sein, aber nicht eine „normal“ schlechte Konjunktur, sondern eine gravierende Situation wie 2008/09. Die betraf dann aber auch nicht nur uns, sondern praktisch jeden. Normale Schwankungen können wir aufgrund der inzwischen aufgebauten Beschaffungs- und Vertriebsstrukturen relativ flexibel ausgleichen, und so sollte es schließlich auch sein. Die neue Anleihe, obwohl geringer im Volumen und als Refinanzierung der ersten Anleihe gedacht, sollte auch noch so viel Spielraum belassen, dass wir ein wenig in unsere Dispositions- und Logistikprozesse investieren können.

BondGuide: …und was die größte Profitabilitäts-Stellschraube?
Fischer-Zernin: Um wie erwähnt mehr Erlöse zu generieren, muss man in Vertrieb und Service investieren. Teilweise ist das nur Gehirnschmalz, nicht mal notwendigerweise Geld. Mit Patenten etc. sind wir sehr gut unterwegs. So sind wir in den letzten drei Jahren bereits deutlich stärker gewachsen als unsere Branche. Ich bin überzeugt, dass wir hier am richtigen Puls gearbeitet haben – und da möchten wir weitermachen.

BondGuide: Herr Fischer-Zernin, abermals vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

*) Tobias Fischer-Zernin ist seit 1992 in geschäftsführender Position in der Behrens-Gruppe tätig. 1996 avancierte er zum Alleinvorstand der Gesellschaft. 2006 wurde die BeA Beteiligungsgesellschaft mbH (=Familie Fischer-Zernin)  durch die Übernahme von rund zwei Drittel des Aktienkapitals der Joh. Friedrich Behrens AG zum Mehrheitsgesellschafter.

Stärken und Schwächen der Anleiheemission
+ gute IR, BeA ist auch aktiennotiert

+ Volumen der Refinanzierungsanleihe rückläufig ggü. BeA I
+ umfangreichere Covenants als bei Erstemission
+ Arbitragegewinne möglich, da BeA aktuell nur bei <98% (Umtausch zu 100+2%)

– Refinanzierungsanleihe (=‘Verlängerung light‘)
– niedriges Handelsvolumen absehbar (Durschnitt pro Tag BeA I = 6.000 EUR)
– Kennzahlen und Rating verbesserungsfähig

Bewertung JF Behrens II

Wachstumsstrategie/Mittelverwendung: **** (Refinanzierungsanleihe)
Peergroup-Vergleich: ****
Kennzahlen (Zinsdeckung, Gearing o.Ä.): **
IR/Bond-IR: *****
Covenants: ***
Liquidität im Handel (e) **
Fazit by BondGuide ***(*) (Chancen überwiegen leicht)[1]

 

Anleiheübersicht – JF Behrens II 

WKN A16 1Y5
Erstnotiz vsl. ab 12. Nov.
Zeichnungsfrist vsl. bis 11. Nov.
Ausgabepreis 100% (+Barkomponente 20 EUR für Umtauscher)
Kupon 7,75% p.a.
Stückelung 1.000 EUR
Laufzeit 5 Jahre
Marktsegment Entry Standard Frankfurt
Emissionsvolumen bis zu 25 Mio. EUR
Rating/Unternehmen B (Unternehmensrating, Euler Hermes)
Banken/Sales quirin bank
Internet www.bea-group.com



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[1]  ggf ****(*) für Investoren, die einen Arbitragegewinn suchen, zu beachten sind allerdings auch Stückzinsen (falls sie der Emittent nicht übernimmt)