Neuemission Karlsberg 2020/25: „Die Kapitalmarktnähe hat uns auch als Unternehmen besser gemacht“

BondGuide sprach mit Christian Weber und Martin Adam, CEO und CFO der Karlsberg Holding, u.a. über das neueste Produkt der Traditionsbrauerei: Anleihe 2020/25, bei der die Umtauschofferte bereits läuft.

BondGuide: Herr Weber, Herr Adam eine Frage vorab: Wir treffen uns hier in Frankfurt. Wo treffe ich im Heimspiel auf die Marke Karlsberg?
Weber: Toll wäre natürlich, wenn Sie unsere Brauerei im saarländischen Homburg, genau zwischen Saarbrücken und Kaiserslautern gelegen, einmal besuchen würden – zur unserer Bilanzpressekonferenz laden wir Sie ja stets ein…

BondGuide: … das hatte ich mir schon häufiger vorgenommen…
Weber: Also gut, wenn dies zeitlich nach wie vor nicht klappt, finden Sie die Marke Karlsberg in unserer Kernregion Saarland und zwiebelringförmig lokal ausstrahlend bis nach Mannheim und die Südpfalz etwa. Mit unserer Marke MiXery finden Sie uns aber landesweit im Groß- und Einzelhandel.

BondGuide: Und alles unter dem Original ‚Karlsberg‘?
Weber: Unsere beiden Kernmarken sind Karlsberg und MiXery. Unter der Marke Karlsberg vertreiben wir verschiedene Biere, Biermischgetränke und alkoholfreie Biere, darunter fallen z.B. Karlsberg URPILS, Natur Weizen, Natur Radler, Karlsberg alkoholfrei und eine Reihe weiterer hochwertiger Bierspezialitäten wie z.B. Karlsberg Kellerbier oder Karlsberg Bockbier. Unsere Marke MiXery, dem Marktführer und Pionier der Biermischgetränke, bieten wir in vielfältigen Geschmacksrichtungen deutschlandweit an.

BondGuide: In diesem Jahr wurden auch Traditionsbrauereien in die Knie gezwungen: Den Lockdown in der Gastronomie haben nicht alle überstanden. Wie lief es bei Karlsberg?
Weber: Ganz klar: Dieses zweite Quartal hat sich niemand gewünscht. Gastronomie ist für unsere Marken auch wichtig – wie beschrieben: vor allem in der Region –, aber der Großteil findet doch über den Einzelhandel statt. Diese drei Monate waren nicht gerade toll, aber durch entsprechende Maßnahmen konnten wir das Gröbste abfedern. Die Halbjahreszahlen hatten wir ja Ende August veröffentlicht.
Adam: Man merkt ja schon, dass die Gastronomie seit Mitte Juni wieder geöffnet hat. Natürlich fuhr das Geschäft nicht von Null auf Hundert im Stand hoch. Wir haben in dieser Zeit alle Stellschrauben bewegt, die sich nutzen ließen, und daher beim adjustierten EBITDA im ersten Halbjahr sogar ein leicht höheres Ergebnis als im Vorjahreszeitraum erwirtschaftet. Auch haben wir unsere Nettoverschuldung im Vergleich zum Vorjahresstichtag deutlich reduziert.
Weber: Eines ist jedoch klar: Lieber verdienen wir unsere Marge an einem höheren Umsatz als an einer Kostenschraube, die temporär wirkt.

BondGuide: Dann sind dieses Jahr auch praktisch sämtliche Sport-Großveranstaltungen ausgefallen – das trifft die sogenannten ‚Fernsehbiere‘. Die Mitbewerber vermochten also in diesem Jahr nicht zu punkten.
Weber: Meine Meinung ist, dass das jeweilige Wetter die Trumpfkarte Sportveranstaltungen sticht. Public Viewing inmitten eines verregneten Sommers hat praktisch keinen Effekt mehr auf die Umsätze. Es ist das Wetter.
Adam: Noch besser gefällt uns sicherlich die Kombination aus Wetter und Sport-Events.
Weber: Ja, natürlich – aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich dem Wetter den Vorzug geben.

BondGuide: Sie erwähnten, dass Sie Ihre Nettoverschuldung schon etwas reduziert hätten. Wie genau?
Adam: Das waren ca. 7 Mio. EUR in den vergangenen zwei Geschäftsjahren. Unsere große Investitionsphase hatten wir ja bis 2017. Insofern konnten wir den Cashflow der letzten Jahre zur Reduktion unserer Nettoverschuldung nutzen.

BondGuide: Dieses Mal kommt die neue Anleihe mit identischem Volumen, namentlich 40 Mio. EUR, aber mit Umtauschangebot. Was erwarten Sie konkret?
Weber: Erfahrungswerte von der letzten Emission 2016 fehlen uns: Wir hatten kein Umtauschangebot anlässlich der Begebung der noch laufenden Anleihe vor etwas über vier Jahren. Viele wollten damals aber auch wieder in der neuen Anleihe dabei sein. Darauf setzen wir auch dieses Mal, und zwar mit direkter Umtauschmöglichkeit plus Umtauschbonus.

BondGuide: Die bestehende Anleihe 2016/21, fällig im nächsten Frühjahr, soll also vorzeitig gekündigt und zurückgezahlt werden?
Adam: Ja, wir beabsichtigen unsere bestehende Anleihe vorzeitig zu kündigen und zurückzuzahlen. Hierfür haben wir uns in den Anleihebedingungen bei Vollplatzierung auch verpflichtet.

BondGuide: Die neue Anleihe bietet noch 4 ¼ bis 4 ¾%. Die bestehende Anleihe zahlt 5 ¼% und steht bei 101,5% – rechnerisch also ca. 3% Rendite pro Jahr. Stimmen die Proportionen?
Weber: Wir haben uns in den vergangenen vier Jahren weiterentwickelt und der durchschnittliche Kupon ist doch deutlich zurückgegangen. Vergessen Sie nicht, in welcher schwierigen Phase für Mittelstandsanleihen wir im Frühjahr 2016 die damals neue Anleihe lancierten! Das war zur Unzeit, wie wir heute wissen. Damals wussten wir alle nicht, wie es mit dem Markt für Mittelstandsanleihen weitergeht.

BondGuide: Wir hatten damals schon gelobt, dass für Karlsberg ein Rückzug vom Kapitalmarkt nicht zur Debatte stand. Nun ja: vielleicht zur Debatte, aber verworfen.
Weber: Und das war genau richtig. Heute sehen wir uns bestätigt. Wir sind weiter davon überzeugt, dass die Vorteile überwiegen. Die Kapitalmarktnähe hat uns als Unternehmen besser gemacht. Die laufenden Pflichten zur Kommunikation und Transparenz setzen viele positive Prozesse in Gang.
Adam: Der Markt hat sich seit 2016 durchaus erfreulich erholt und ich finde, dass alle Beteiligten jetzt daran arbeiten sollten, dieses Segment wieder positiv zu besetzen. Wir steuern unseren Teil dazu bei, nicht zuletzt mit der neuerlichen Emission und dem Bekenntnis zu einem börsennotierten Kapitalmarktinstrument.

BondGuide: Herr Weber, Sie müssen Pläne ganz gleich welcher Art auch im Familienkreis überzeugend darlegen, oder?
Weber: Absolut. Meines Erachtens ist das genau der Punkt, der trumpft: die mittelfristige Klarheit. Wenn wir eine fünfjährige Anleihe emittieren, haben wir vier Jahre Ruhe und können uns um das laufende Geschäft, unsere Strategie, unsere Perspektive kümmern.

Christian Weber und Martin Adam beim Gespräch in Frankfurt

BondGuide: Möchte Karlsberg denn eigentlich expandieren, ggf. auch mal eine kriselnde Brauerei übernehmen – was sind die Trends für die kommenden Jahre?
Weber: Sowohl bei Karlsberg als auch bei MiXery denken wir Schritt für Schritt. Das sind keine großen Sprünge, wie man sie mit Übernahmen vollzieht. Und oft gelingen die auch nicht gut. Wir fokussieren uns auf unsere Kernmarken, deren Distributionsausweitungen und neue Segmente – aber wie gewohnt stets ertragsorientiert. Wir erleben, dass Konsumenten bewusster konsumieren und daher Getränke, die einen klaren Mehrwert bieten, erfolgreich sind. Wir freuen uns sehr, dass unsere Marken sehr gut funktionieren.
Die Trendthemen sind Vielfalt, Alkoholfrei und Natürlichkeit sowie Regionalität.

BondGuide: Herr Weber, Herr Adam, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und die wie gewohnt interessanten Einblicke!

Interview: Falko Bozicevic, Timothy Veigel

Fotos: @Karlsberg Brauerei