Musterdepot-Update: Blitzeinschlag

Die letzten Tage blieb wirklich kein Auge trocken. Appelle an den gesunden Menschenverstand sind auch nur noch begrenzt wirksam.

Die Kollegen vom KFM-Fonds haben es nüchtern und sachlich besser beschrieben, als ich es mit meinen begrenzten Fähigkeiten ausdrücken könnte. Es gab in den vergangenen Tagen wahrscheinlich keine einzige Anleihe, die nicht zwischen 5 und 50% absackte. Es handelt sich um Liquiditäts-, eher selten um Qualitätsflucht Also anstatt einzelne Titel zu kommentieren – derzeit ohnehin unisono belanglos –, versuche ich en bloc Mehrwert aufzuzeigen, der Lesern hoffentlich weiterhilft bei konkreten Entscheidungen.

Stellen wir uns also folgende Fragen: 1. Wer ist durch die gegenwärtige PanInfodemie in erster Linie betroffen und 2. Wer wird in zweiter Linie betroffen sein. Jedenfalls, soweit man durch Nachdenken darauf einigermaßen schließen kann.

Fangen wir am besten mit einer Blacklist an – das sind die Branchen, in denen man derzeit besser nicht investiert sein sollte, da in vorderster Front betroffen. Nicht investiert sein sollte man offenbar in der Luftfahrindustrie (diese Regel ist schon 120 Jahre alt und wird doch immer wieder vergessen), Touristik, Gastronomie, (Sport-)Wettanbieter, Ölproduzenten. Diese Branchen gelten für Aktien wie auch Anleihen oder sonstige Instrumente. Bei Immobilien sehe ich Betroffenheit, sofern Gastronomie oder Hotellerie zu den Mietern zählen, denn die haben derzeit einfach kein gutes Los gezogen – da drohen Mietausfälle.

Die Automobilindustrie mit ihren MikroMargen wird erneut einen harten Schlag abbekommen – wie in jeder Krise also. Zulieferer in zweiter Linie. Auch wenn ich im Anschluss böse Zurechtweisungen erhalten werde: Man muss die Automobilindustrie mit all ihren Zulieferketten als Schönwetterindustrie bezeichnen – noch mehr die Luftfahrt. Sobald der kleinste interne oder externe Störfaktor auftritt, kommt es zum GAU. Und diese Störfaktoren treten mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder mal auf den Plan. Nun kann man sich auch überlegen, welche Branchen profitieren möglicherweise von den Hausarresten. Da fallen ein Gaming, Online allgemein, Netflix & Co, Security, Lieferservice, ferner die offensichtlichen wie ausgewählte Lifescience-Titel. Bei allen, die dazwischen liegen, ist der Status indifferent bzw. der Kursverfall absurd.

Nun gut, wir werden jetzt aber geschickter handeln als beim Versuch vor vier Wochen. Wir machen Folgendes: Kauf 5.000 Nominale Underberg, 5.000 Nominale Katjes und 5.000 Nominale Euroboden – der besagten Anleihen im Musterdepot. Und zwar zum ersten Kurs nach Erscheinen dieses BondGuide 06-2020.

Das war etwas pomadig vor vier Wochen, und Zufall oder nicht, die Kurse hatten sich Richtung Tagesschluss erholt und wir kamen nicht zum Zug. War natürlich zugleich gut, denn die Kurse fielen seither ja nochmals und zwar ganz erheblich.

Ausblick

Wir können aktuell nichts anderes tun als an den gesunden Menschenverstand zu appellieren. Bei drei Titeln kaufen wir nach. Wenn man kühlen Kopf behält, könnte (dürfte?) das die beste Gelegenheit seit ca. vier Jahren sein.

Falko Bozicevic

Ursprünglich erschienen im BondGuide Nummer 06-2020

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