Kryptowährungen in der Praxis

Die Beliebtheit von Kryptowährungen steigt und steigt. Jetzt müssen sie noch ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen. Von Robert Steininger*

Nachdem gerade in den letzten Jahren die Beliebtheit von Kryptowährungen immer weiter zugenommen hat und auch die ersten Staaten bereits Kryptowährungen als Zahlungsmittel eingeführt haben, stellen wir uns natürlich die Frage, in wie weit Kryptowährungen nun wirklich praxistauglich sind und vor allem was sie im Alltag wirklich leisten können.

Immerhin gibt es mittlerweile durchaus größere Unternehmen, die sich mit Kryptowährungen intensiv beschäftigen und sicherlich auch bald in Europa bzw. Deutschland auf die Idee kommen werden Kryptowährungen zu einem alltagstauglicheren Gut zu machen. Allen voran bei diesen Anstrengungen Paypal.

Bereits seit März 2021 können britische Nutzer von Paypal Bitcoin kaufen, wie die Tagesschau berichtet. Der Weg nach Europa ist damit nur noch eine Brücke weit entfernt, Diesen Weg wird man bei Paypal sicherlich auch bald noch gehen wollen. Gerade aber die EU-Richtlinien sind da etwas schwieriger und komplizierter umzusetzen, weshalb wir wohl noch eine Weile warten müssen, bis wir in Deutschland mit Paypal Bitcoin kaufen können.

Derweil bleibt uns in Deutschland nur die Chance auf zugelassene Trading-Unternehmen zurück zu greifen. Das können Betreiber von Mining sein, aber auch Händler wie Immediate Edge oder andere. Selbstverständlich kann man hier nicht nur Bitcoin, sondern auch andere Kryptowährungen kaufen und handeln.

Selbst der beliebte und ertragreiche Handel mit Crypto ETFs ist hier möglich. Jedoch sollte man sich dafür erst einmal genau informieren, was man da macht, denn nur allzu leicht kann man hier abrutschen und sein Geld verlieren. Genauso groß sind jedoch auch die Gewinnchancen. Also bitte erst gründlich informieren – Eile ist ein schlechter Berater.

Man merkt also schnell, dass Bitcoin und Co. sicherlich interessant sind, aber in der Praxis eher noch immer Spekulationsobjekte. Derzeit gibt es z.B. auch nur wenige Händler im Internet, die Kryptowährungen akzeptieren. Dabei ist vor allem das große Risiko des Kurses ein Problem, zum anderen natürlich die Frage, ob und vor allem wie Kryptowährungen rechtlich behandelt werden sollen. Immerhin kommt es in vielen Fällen auch schnell mal zu Rechtsfragen, Steuerproblemen und Anderen Fällen in der EU.

Dennoch können Kryptowährungen allgemein durchaus interessant werden. Ein, mittlerweile leider geflopptes Vorhaben war z.B. Mobilio. Eine gute Idee mit einem Krypto-Token. Bei dieser Handy-App werden Autofahrten aufgezeichnet. Während dieser Autofahrt das Handy nicht zu benutzen, bringt je Minute einen Punkt. Diese Punkte können zum aktuellen Kurs gegen die Mobilio Token eingetauscht werden. Hintergrund der Idee war es, Prämienverträge mit Versicherern zu schließen die ihre Kunden mit Hilfe der App davon überzeugen sollten, während der Fahrt die Finger vom Handy zu lassen.

Eine vorbildliche Idee und Umsetzung, die uns allen hätte helfen können, die sich aber leider nie wirklich durchgesetzt hat. Das große Problem? Während der Autor dieses Artikels über 16.000 Token hält, gibt es derzeit keinerlei Möglichkeiten mehr, diese Token auszugeben oder einzulösen. Schade aber wahr, so geht ein gutes Konzept zugrunde…

Aber das ist nur eine von vielen Ideen, die sich vielleicht umsetzen lassen können. Eine übergreifende Kryptowährung für Videospiele zum Beispiel wäre angesichts des wachsenden Metaverse sicherlich interessant. Natürlich arbeitet Meta an einer eigenen Währung, aber letztlich sehen wir das Rennen noch nicht entschieden. Eine Kryptowährung, die übergreifend für eine Vielzahl von Spielen nutzbar wäre, würde viele Probleme von Spielern lösen.

So sehen viele Gamer es als Problem an, dass in vielen Spielen ‚totes Guthaben‘ entsteht. Guthaben, das nicht weiter genutzt werden kann, ohne dass man wieder erneut einzahlt, Guthaben, das keinen wirklichen Sinn mehr macht, weil man z.B. bereits alles hat, was man haben möchte und/oder einfach nichts Neues an Inhalten mehr für das jeweilige Spiel entsteht, oder auch Guthaben, das man in einem Spiel erspielen kann, das aber in einem anderen Spiel nützlicher wäre.

Eine übergreifende Kryptowährung könnte dann auch z.B. zum Bezahlen von Abos oder Inhalten genutzt werden. So könnten gebeutelte Spielemagazine, die es in den letzten Jahren immer schwerer haben, z.B. auch mal durch eine kleinere Community und entsprechende Inhalte ein wenig verdienen. Unabhängige und gute Games Presse, wie man sie z.B. in kleinen Spieleblogs findet, die nicht von großen Unternehmen betrieben werden, sondern Privatpersonen, leiden seit vielen Jahren unter dem Druck der sozialen Medien und dem vielfachen Clickbait, das veröffentlicht wird.

So könnten einzelne Unternehmen Gewinne und Bezahlinhalte deutlich besser verteilen, um damit mehr Gewinn machen zu können. Die Möglichkeit eines digitalen Geldbeutels, z.B. mit dem man nicht nur im Internet bezahlen kann, sondern auch in Ladenlokalen, wäre auf jeden Fall eine interessante und wünschenswerte Sache. Leider stehen da, vor allem in Deutschland, aber auch die Menschen ein Stück weit im Weg. Gerade in Deutschland hängen die Einwohner noch massiv an ihrem Bargeld. Der Trend geht zwar so oder so in Richtung bargeldloser Zahlung, aber bis es soweit ist, wie es heute z.B. in Asien ist, das vielerorts fast komplett und durch alle Altersschichten hinweg digital gezahlt wird, aber das wird in Europa wohl noch einige Generationen in Anspruch nehmen.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Fußball, Krypto und Verhaltensanalyse