Kapitalmarktausblick 2021

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Traditionell wird zu Beginn eines Jahres in die Glaskugel geblickt und Prognosen für die Entwicklung des Kapitalmarktes erstellt. Die Höchststände der weltweiten Aktienindizes lassen nur positives erwarten, trotzdem sollte man vermuten, dass im Zeichen der Pandemie eine Prognose sehr schwierig ist. Ein Ausblick von Marc Renell, Vorstandsvorsitzender, Renell Wertpapierhandelsbank AG

Auch wenn viele Unternehmen in der Pandemie mit Geschäftsausfällen und Liquiditätsschwierigkeiten kämpfen, so pumpen die Regierungen weltweit unzählige Milliarden an Hilfsgeldern in die Wirtschaft und Sozialsysteme.

Dies muss mittelfristig zu einer Geldentwertung führen und so schrieb kürzlich auch ein deutsches Wirtschaftsmagazin: „die Inflation kommt“. Rechnet man für Deutschland die in 2020 gesunkenen Energiepreis heraus, so lag die Preissteigerung in 2020 schon bei 1,1%. Vor allem die Preise für Nahrungsmittel verteuerten sich um 2,4%.

Kein Wunder also, dass derzeit reale Anlagewerte wie (Wohn)Immobilien, Aktien und Gold gefragt sind. Sogar der Bitcoin erhält regen Zulauf, da er nicht wie z.B. Euro und US-Dollar beliebig häufig auf Papier gedruckt werden kann.

Zudem wehren sich die Zentralbanken und somit auch die Banken gegen Geldeinlagen durch Negativzinsen. So kommt auch Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei Blackrock, in einem kürzlich geführten Interview mit der FAZ zu der Empfehlung, in eher inflationsgeschützte Anlagen zu investieren.

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Dieses für die Kapitalmärkte positive Umfeld wollen in diesem Jahr offenbar viele Unternehmen für sich nutzen. Die IPO Pipeline ist gut gefüllt. In Deutschland stehen mit Auto1 (bekannt unter „wir kaufen dein Auto de“), die Online Plattform „Mein Auto de“, die Continental Tochter Vitesco, Vantage Towers (Mobilfunk), Suse Software, Synlab, Check 24, Ceramtec, Springer Nature und Wintershall zahlreiche Unternehmen in den Startlöchern.

Auch die Renell Bank ist bereits für die Begleitung von zwei IPOs in diesem Jahr mandatiert. Wer den Weg an den Kapitalmarkt abkürzen möchte, der bedient sich so genannter Mantelgesellschaften, die schon an der Börse notieren aber operativ nicht oder nicht mehr tätig sind. Auch hier sehen wir aktuell eine hohe Nachfrage und begleiten derzeit drei Transaktionen.

Aber auch SPACs (Special Purpose Acquisition Company) boomen. Dies sind Unternehmen die beim Börsengang mit reichlich Kapital ausgestattet werden und dann auf die Suche nach einem Übernahmekandidaten gehen. Mit 248 SPACs entfiel 2020 rund die Hälfte aller Börsengänge in Amerika auf solche Transaktionen.

Welche Branchen sind gefragt? Dazu zählen nach wie vor Tech-Unternehmen, denen auch nach der Corona-Pandemie hohes Wachstumspotenzial zugesprochen wird. Aber auch Immobilien-Unternehmen stehen hoch in der Gunst der Anleger. Dies gilt auch für den von uns besonders geschätzten Markt der Mittelstandsanleihen.

Marc Renell, Renell Bank

Mit der PANDION AG ist am letzten Freitag das erste auf Wohnimmobilien spezialisierte Unternehmen in Deutschland mit einer Anleiheemission gestartet (45 Mio. EUR aufgestocktes Volumen, Kupon 5,5%). Damit setzt sich ein Trend aus 2020 fort, so kamen im letzten Jahr fast die Hälfte des Emissionsvolumens Deutscher Mittelstandsanleihen aus dem Immobilienbereich.

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