Jahresrückblick 2022 KMU-Anleihen von IR.on

Das Jahr 2022 stand am deutschen Markt für KMU-Anleihen wie an den Finanzmärkten im Zeichen zahlreicher Krisen – der turnusmäßige Jahresrückblick von IR.on

Insgesamt wurden 23 KMU-Anleihen (2021: 30 Anleihen) von 19 Unternehmen mit einem Zielvolumen von 806 Mio. EUR begeben, darunter bekannte Marken wie der FC Schalke 04, das Traditionsunternehmen Semper Idem Underberg oder die auf New Food-Konzepte fokussierte Katjes Greenfood.

Das platzierte Volumen sank auf 589 Mio. EUR, was einer Platzierungsquote von 73% entsprach. Der durchschnittliche jährliche Kupon erhöhte sich im Zuge des gestiegenen Zinsniveaus um mehr als einen Prozentpunkt auf 6,77% (2021: 5,56%).

Aufgrund des schwierigen Marktumfelds stieg zwar der Restrukturierungsbedarf in Form von Anpassungen der Anleihebedingungen wie Laufzeitverlängerungen oder Zinsanpassungen, das Ausfallvolumen sank jedoch von 281 Mio. EUR im Vorjahr auf 148 Mio. EUR im Jahr 2022. Dies ergibt ein von der Investor Relations-Beratung IR.on AG durchgeführter Jahresrückblick zum deutschen KMU-Anleihemarkt.

Frederic Hilke, Senior Berater und Head of IR Consulting der IR.on AG: „Das gestiegene Zinsniveau und die Turbulenzen an den Finanzmärkten haben auch den KMU-Anleihemarkt phasenweise zum Erliegen gebracht. Mit mehr als 20 Emissionen und rund 589 Mio. Euro Finanzierungsvolumen bleibt das Segment jedoch ein wichtiger Finanzierungskanal gerade für mittelständische Unternehmen.“

Jahresrückblick 2022 mit den Key Facts

Energiesektor dominiert Emissionstätigkeit im Jahresrückblick

Die 23 Anleihen der 18 KMU-Anleiheemittenten verteilten sich im vergangenen Jahr auf acht verschiedene Branchen (Vorjahr 14 Branchen). Erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2015 dominierte nicht der Immobiliensektor, sondern die Energiebranche den Primärmarkt für KMU-Anleihen. Insgesamt wurden sieben Anleihen von Unternehmen aus diesem Sektor begeben, gefolgt von der Immobilienbranche (fünf Emissionen) und der Chemiebranche mit drei Emissionen.

Bei 14 der 23 Anleiheemissionen handelte es sich um Folgeemissionen, die auch eine deutlich bessere Platzierungsquote (89%) erzielten als die neun Anleihen von Debütemittenten (55%). Auch die Börsennotiz [mit Aktien] wirkte sich positiv auf den Platzierungserfolg aus: Die vier von börsennotierten Unternehmen begebenen Schuldverschreibungen wurden allesamt vollplatziert.

Bei der Platzierungsform bestätigte sich die klare Tendenz zu öffentlichen Angeboten, die mit 83% (2021: 87%) den Markt dominierten. Hier spielt das Ziel der Platzierungssicherheit in einem schwierigen Marktumfeld eine Rolle, die durch öffentliche Platzierungen erhöht wird.

Betroffen von Ausfällen waren Anleihen der Green City Gruppe, der Terragon AG und der Quant.Capital GmbH & Co. KG. Dagegen stieg die Zahl der von Restrukturierungen betroffenen Anleihen (u.a. Laufzeitverlängerungen, Zinsanpassungen) im Zuge der marktseitig eingeschränkten Refinanzierungsmöglichkeiten deutlich auf ein Gesamtvolumen von 690 Mio. EUR (2021: 60 Mio. EUR).

Prognose 2023: Weiter steigende Kupons; Emissionstätigkeit auf Vorjahresniveau

Zum Ausblick für 2023 hat die IR.on AG acht im KMU-Segment aktive Emissionshäuser befragt. Im Durchschnitt erwarten diese für das laufende Jahr 22 Emissionen.

Wesentliche Treiber sind Folgeemissionen und anstehende Refinanzierungen – hier wird vor allem in der zweiten Jahreshälfte eine lebhafte Emissionstätigkeit erwartet.

Frederic Hilke dazu:In der ersten Jahreshälfte bleibt die Emissionsaktivität voraussichtlich noch verhalten aufgrund der bestehenden Unsicherheiten. Mit einer schrittweise sinkenden Inflation und sich stabilisierender Zinsen kommt laut Aussage der befragten Banken in der zweiten Jahreshälfte wieder Schwung in den Markt – insbesondere durch Folgeemissionen etablierter Emittenten.“

Neben erhöhter Transparenz und strengeren Covenants erwarten die Emissionshäuser eine weiter wachsende Bedeutung der Umsetzung von ESG-Standards, die für 2023 teilweise als obligatorisch gelten, um über zunehmend gefragte „grüne Finanzierungen“ Mittel aufzunehmen.

IR.score mit 4,0 Punkten leicht verschlechtert im Vergleich zum Vorjahr

Insgesamt weist die Kommunikation der Anleiheemittenten im Jahr 2022 eine solide Transparenz auf, wie die in der Studie untersuchte Investor Relations-Arbeit zeigt. Bei der diesjährigen Überprüfung der IR-Webseiten der 19 Emittenten hinsichtlich grundlegender IR-Informationen betrug der durchschnittliche Transparenzindex „IR.score“ 4,0 Punkte (von max. 5 Punkten) nach 4,3 Punkten im Vorjahr.

Eine Zusammenfassung der Erhebung ist über die Website der IR.on AG unter https://ir-on.com/kmu-anleihen/ erhältlich.

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