Interview mit Dr. Jens Gerhardt, Vorstandssprecher, HanseYachts

Wir konnten schon beweisen, dass HanseYachts eine gute Entwicklung nimmt“

Interview mit Dr. Jens Gerhardt, Vorstandssprecher, HanseYachts

BondGuide: Herr Dr. Gerhardt, gestatten Sie vorab die Frage, weshalb der weltweit drittgrößte Bauer von Segelyachten seit nunmehr sechs Jahren nicht profitabel zu wirtschaften vermag?
Dr. Gerhardt: HanseYachts kann und wird profitabel sein. Mit diesem Ziel sind mein Kollege Sven Göbel und ich 2012 im Vorstand angetreten. Und wir haben für unseren Kurs auch die vorbehaltlose Zustimmung des Großaktionärs. Im ersten vollen Geschäftsjahr nach der Übernahme haben wir bereits eine Ergebnisverbesserung von 6 Mio. EUR erreicht – obwohl viele der von uns ergriffenen Maßnahmen noch gar nicht für die vollen 12 Monate wirksam werden konnten. Dass die umfangreiche Neustrukturierung erfolgreich ist, konnten wir auch im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres zeigen, in dem wir wieder ein gutes Stück vorangekommen sind und uns im Vergleich zum Vorjahresquartal verbessern konnten.

BondGuide: Ist die Segelyachten-Branche dermaßen kompetitiv?
Dr. Gerhardt: Der Hauptgrund für die schwierige Situation in der Vergangenheit war der komplette Markteinbruch 2008/09 im Zuge der Finanz- und Eurokrise. Davon hat sich der Markt bisher nicht wirklich erholt und wir litten zusätzlich darunter, dass unsere Kapazitäten auf das Vorkrisenniveau ausgerichtet waren. In den vergangenen zwei Jahren haben wir konsequent aufgeräumt: Fixkosten wurden heruntergefahren, die Prozesse optimiert, das Qualitätsniveau haben wir deutlich angehoben und in der Entwicklungsarbeit sind wir in neue Dimensionen vorgestoßen. Auch die Fertigungs- und Materialkosten haben wir im Zuge einer Lean Production deutlich optimiert. Die Hausaufgaben haben wir also gemacht. Jetzt legen wir den Schwerpunkt wieder mehr auf Wachstum und damit auf zusätzliche Erträge aus Volumeneffekten.

BondGuide: Die letztjährige kurzlaufende Anleihe wird mit 9% verzinst, die neue soll mit 8% auskommen. Was hat sich verändert?
Dr. Gerhardt: Ich denke, wir konnten unseren Investoren in den zurückliegenden Monaten beweisen, dass unser Unternehmen eine gute Entwicklung nimmt. Deshalb glaube ich auch, dass viele Investoren die rund sieben monatige Restlaufzeit gerne in eine neue fünfjährige Laufzeit tauschen – bei entsprechender Handelbarkeit im Entry Standard und höherer Liquidität im Wertpapier. Mit 8,0% ist die Verzinsung aus meiner Sicht auf einem sehr attraktiven Niveau.

BondGuide: Welche Sicherheiten erhalten Investoren der neuen Anleihe?
Dr. Gerhardt: Als wesentliche Sicherheiten dienen unsere Marken „Hanse“, „Moody“, „Fjord“, „Dehler“ und „Varianta“. Das sind im Segelyachtmarkt weltweit bestens eingeführte Marken mit einer Historie, die zum Teil ins 19. Jahrhundert zurückreicht („Moody“), oder die bereits rund 50 Jahre am Markt sind („Dehler“, „Fjord“). Für diese fünf Marken haben wir ein Markenwertgutachten erstellen lassen, aus dem sich zum 31. Dezember 2013 ein Gesamtmarkenwert von 11,2 Mio. EUR ergab. Die Rechte an diesen Marken werden zugunsten der Anleihegläubiger an einen Treuhänder verpfändet – ebenso wie ein Konto, auf das der Betrag für die erste Zinszahlung eingezahlt werden soll.

gerhardt_jens01_klBondGuide: Welche Rolle spielt Eigner Aurelius generell bei HanseYachts, sowohl bisher als auch künftig?
Dr. Gerhardt: Wir haben Aurelius als sehr langfristig ausgerichteten Mehrheitsgesellschafter kennengelernt, mit dem wir in idealer Weise unsere Wachstumsstrategie vor allem im Motoryachtmarkt umsetzen können. Aurelius schätzt das Potenzial dort, glaube ich, genauso vielversprechend ein wie wir. Deshalb haben wir bei „Sealine“ auch jede Unterstützung bekommen – und vielleicht war das ja noch nicht alles. Wir wollen uns jedenfalls alle Wachstumsoptionen offen lassen. Aurelius wird das Umtauschangebot in voller Höhe annehmen und somit auch die neue fünfjährige Unternehmensanleihe zeichnen.

BondGuide: HanseYachts ist ja auch aktiennotiert. Sollten Sie nicht mal wieder die EK-Quote adressieren?
Dr. Gerhardt: Zum Bilanzstichtag 2012/13 lag unsere Eigenkapitalquote bei 31%. Im Herbst 2013 haben wir mit einer Kapitalerhöhung unsere Eigenkapitalbasis weiter gestärkt. Unser Ziel ist es, in einer guten Balance von Eigen- und Fremdmitteln weiter zu wachsen. Dabei wollen wir die Eigenkapitalbasis nicht allein über eine Kapitalerhöhung stärken, sondern künftig auch wieder über entsprechende Gewinne.

BondGuide: Herr Dr. Gerhardt, vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Falko Bozicevic.

Die Analyse „Anleihe im Fokus“ finden Sie vor Beginn der Zeichnungsfrist unter „Top-News“ bzw. bereits in einer dem Redaktionsschluss geschuldeten vorläufigen Fassung im aktuellen BondGuide #10/2014.