Interview Deutsche Bildung AG: „De facto Vollbeschäftigung bei Akademikern“

Ulf Becker und Anja Hofmann, Deutsche Bildung AG

BondGuide: Mit anderen Worten: Ihnen liegen bereits komplette Zyklen sozusagen von der Wiege bis zur Bahre eines Studentenlebens vor. Was sagt nun die Statistik?
Becker: Das ist richtig, und unsere Werte besagen, dass wir „fast“ durchweg zufrieden sein können. Nur „fast“ deshalb, da in den erwähnten Zeitraum auch die Finanzkrise 2008/09 fiel, die sowohl außergewöhnlich war wie auch nicht jedes Jahrzehnt vorkommt. Die Ausfallquote liegt bis dato bei nur 0,6%.
Hofmann: Makroökonomische Zyklen mit hoher Arbeitslosigkeit gehen zwangläufig nicht spurlos an Studienförderern vorbei – aktuell haben wir in Deutschland seit Ende der Finanzkrise 2009 doch eher Vollbeschäftigung für Akademiker. In dieser Gruppe liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei ca. 2%.

BondGuide: Wovon hängt ab, ob und vor allem wer gefördert wird – gleicht das einer Art Elitenförderung?
Becker: Überhaupt nicht. Gefördert werden kann jeder an einer staatlich anerkannten Hochschule in Deutschland. Wir setzen sozusagen auf jeden, der oder die glaubhaft machen kann, sein oder ihr Studium erfolgreich abschließen und dann ins Berufsleben einsteigen zu können. Das kann in Mannheim, Gießen oder Stralsund sein.

BondGuide: Machen Sie Einschränkungen bei der Nationalität?
Hofmann: Ja, das müssen wir – denn Folgendes geht klar aus unseren Statistiken hervor: Wenn jemand nur ein Semester hier in Deutschland studiert und dann wieder zurück in sein Heimatland, zum Beispiel nach China oder Indien geht, dann ist es sehr schwer bis fast unmöglich, die Rückzahlung der Förderung durchzusetzen. Daher ist eines der Auswahlkriterien, welche Historie er oder sie bildungsseitig hier in Deutschland mitbringt. Das muss sein.

Bild1BondGuide: Dann führen Sie offenbar so eine Art Punkteskala, ähnlich wie wenn man nach Neuseeland möchte.
Becker: Exakt, das kommt ungefähr hin. Wir haben ein entsprechendes Scoring-Modell. Geschaut wird u.a. auf die Abiturnote, soziales Engagement, Praktika – also im Prinzip das gleiche, worauf Sie auch Wert legen würden, falls Sie einen potenziellen Mitarbeiter zum Vorstellungsgespräch laden.
Hofmann: Natürlich muss die Ausbildungshistorie zum geplanten Studium passen. Wer in der Oberstufe Mathematik schon bei erster Gelegenheit abgewählt hat, muss uns schon gut begründen können, warum er ein BWL- oder Ingenieur-Studium beginnen möchte. Das berücksichtigen wir in unserem Scoring-Modell.
Becker: Ganz klar und zugegeben: Nicht jeder Faktor lässt sich messen oder in Ziffern fassen. Für die weichen Faktoren müssen wir auf Erfahrungswerte bauen.

BondGuide: Ich hatte nur Physik und Biologie als Leistungsfächer, habe dann aber Mathematik studiert – wäre ich bei Ihnen durch das Raster gefallen?
Hofmann: Aber nein – das wäre für uns plausibel und wissenschaftlich genug gewesen.
Becker: Und selbst wenn Sie Geographie und Französisch beim Abitur hatten, dann aber im Vorstudium Ihre Mathe-Scheine erfolgreich einfahren und uns vorzeigen können, wären Sie zurück auf dem Förderradar. Eine kleine Absicherung benötigen wir da aber nun mal sicherlich.