Griechenland und der Konjunktiv

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Am Mittwoch war es endlich soweit. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags haben dem dritten Hilfspaket für Griechenland zugestimmt und somit den Einstieg in die Transferunion geschaffen.

Dass eine Mehrheit unserer Volksvertreter die „Spendierhosen“ anhatte, war zu erwarten. Von den 631 Abgeordneten stimmten 453 mit „Ja“, 113 mit „Nein“ und 18 enthielten sich der Stimme. Doch viel bemerkenswerter ist die Anzahl der „Nicht-Erschienenen“ (47). Ob diese zum Fernbleiben aufgefordert wurden oder aber aus Kostengründen auf eine Rückreise aus dem Urlaub verzichteten, wird ein Geheimnis bleiben. Vielleicht hat aber auch nur eine neue „Grippe-Welle“ Berlin heimgesucht.

Fakt ist allerdings, dass Griechenland nach der Zustimmung diverser europäischer Parlamente wieder aus dem „Vollen“ schöpfen kann. Die Frist für eine „Absegnung“ der Hilfen wurde bis auf die letzte Sekunde ausgenutzt. Denn am Donnerstag mussten 3,2 Mrd. EUR bei der EZB und anderen nationalen Zentralbanken getilgt werden. Zwar wird von Politikern und Notenbankern immer wieder betont, dass jeder Schritt überwacht wird und Auszahlungen nur dann getätigt werden, wenn sich Athen an die Abmachungen hält. Dennoch sind für mich in dieser Gleichung zu viele Unbekannte enthalten, als dass man als europäischer Steuerzahler beruhigt in die Zukunft schauen könnte.

Wie kann man einen griechischen Ministerpräsidenten, der noch vor Monatsfrist seinem Volk empfohlen hat, mit „Nein“ zu stimmen, jetzt als „Messias“ feiern, der die verhassten Reformen nun nicht nur beschließt, sondern auch umsetzen soll? Dies konnte nur mit den Stimmen der Opposition erreicht werden und das deutet sogar auf Neuwahlen in naher Zukunft hin. Oder wie sollen die Milliardeneinnahmen aus dem Privatisierungsfonds erzielt werden? Oftmals hat man den Eindruck, dass die gleiche „Kuh“ mehrmals verkauft, gleichzeitig gemolken und im Zweifelsfall noch geschlachtet werden soll. Das kann nicht funktionieren!

Die Aussage der Politiker, dass in dem neuen Paket manche Punkte enthalten sind, die Hellas wieder auf die Beine helfen könnten, macht deutlich wie stark die Gesundung Griechenlands von Hypothesen abhängt. Immer wieder werden Aussagen zur Zukunft Athens im Konjunktiv abgefasst. Doch noch viel undurchsichtiger ist die Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF), deren Präsidentin Christine Lagarde die europäische Gemeinschaft zu ihrem Spielball machte. Hat man zuerst die Pläne für das neue „griechische Haus“ mitgestaltet, so zieht man sich jetzt zurück, stellt Forderungen, lässt die Euroländer in Vorleistung treten und entscheidet im Herbst, ob man mit einzieht. Eine echte Frauenfreundschaft sieht anders aus und das sollte inzwischen auch unserer Bundeskanzlerin klar geworden sein.

Stop and Go am Primärmarkt
Ähnlich der Verkehrssituation auf deutschen Autobahnen zur Urlaubszeit verhielt es sich auch mit der Emissionstätigkeit der Unternehmen am Primärmarkt. Zeitweise geht nichts vorwärts und plötzlich löst sich die Blockade in Luft auf.

Volkswagen Leasing GmbH emittiert zwei AnleihenSo wurde die Tochter von Volkswagen, die Volkswagen Leasing GmbH, mit einer Refinanzierung im Doppelpack am Kapitalmarkt aktiv. Das Unternehmen refinanzierte 750 Mio. EUR mittels eines 2-jährigen Floaters (WKN: A0JCC2) mit einer Endfälligkeit am 11.08.2017. Der Kupon, der vierteljährlich angepasst wird, wurde mit 3-Monats-Euribor +27 bps festgelegt und beträgt aktuell 0,246%. Die Anleihe wurde bei 100% gepreist. Der zweite Teil der Dualtranche wurde ebenfalls als 750 Mio. EUR schwere 5-jährige Anleihe (A0JCC3) ausgegeben. Der Bond läuft bis zum 11.08.2020. Der Zinssatz ist über die Laufzeit konstant und beträgt 0,75% jährlich. Die Anleihe wurde mit +45 bps über Mid Swap gepreist, was einem Emissionspreis von 99,57% entsprach.

Deutsche Lufthansa AG begibt eine Hybridanleihe (A161YP)Ebenso emittierte die Deutsche Lufthansa AG eine Hybridanleihe (A161YP) mit Fälligkeit am 12.08.2075 im Volumen von 500 Mio. EUR. Der Bond wurde mit +478,3 bps über Mid Swap gepreist, was einem Ausgabepreis von 99,45% entsprach. Bei dieser Anleihe hat sich der Emittent diverse Sonderkündigungsrechte einräumen lassen. So hat Lufthansa erstmals am 12.02.2021 und anschließend alle 5 Jahre die Möglichkeit diese Anleihe zu 100% zu kündigen. Der jährliche Kupon wurde bis zum 12.02.2021 bei 5,125% fixiert. Von diesem Zeitpunkt bis zum 12.02.2026 ergibt sich der neue Kupon aus dem dann gültigen 5-Jahres-Euroswap + 4,783%. Für die Folgezeit bis zum 12.02.2041 beträgt der Zinssatz den dann gültigen 5-Jahres-Euroswap + 5,033%. Ab diesem Zeitpunkt bis zum Laufzeitende errechnet sich der Zinssatz auf Basis des 5-Jahres-Euroswap und dem Aufschlag von +5,783%.

Deutsche Börse AG emittiert Hybridanleihe, Kupon 2,750%, Emissionspreis 100,00%Als Dritter im Bunde beschaffte sich die Deutsche Börse AG ebenfalls im Rahmen einer Hybridanleihe frisches Kapital. Sie refinanzierte 600 Mio. EUR (A161W6) mit einer Laufzeit bis zum 05.02.2041 und hat sich ebenfalls diverse Sonderkündigungsrechte festschreiben lassen. So kann jährlich zum 05. Februar (erstmals im Jahre 2021) zu pari gekündigt werden. Bis zu diesem Termin ist der Kupon mit jährlich 2,75% festgeschrieben. Anschließend orientiert sich die Verzinsung am dann aktuellen 5-Jahres-Euroswap +2,513%. Dieser Zinssatz ist gültig bis zum Laufzeitende oder einer möglichen Kündigung. Die Anleihe wurde zu einem Ausgabepreis von 100% begeben und somit bei +226,3 bps über Mid Swap gepreist.

Alle beschrieben Anleihen erfordern eine Mindestanlagesumme von nominal lediglich 1.000 EUR, was sie für Privatanleger interessant erscheinen lässt.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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