Die schon länger avisierte Kapitalerhöhung bei der FCR Immobilien AG ist am Donnerstag angelaufen. Wir sprachen deshalb noch einmal mit Vorstand und Gründer Falk Raudies über die Ziele und wie er die Lage anno 2021 einschätzt.
Herr Raudies, die jetzt laufende Kapitalerhöhung war ja ursprünglich für den Herbst avisiert, auch so angekündigt. Hat sich das Umfeld inzwischen hinreichend verbessert?
Im Herbst bestimmten drei große Themen die Stimmung der Anleger, das waren die bevorstehenden US-Wahlen, der BrExit sowie Corona. Die ersten beiden Themen haben sich inzwischen erledigt, deshalb gehen wir jetzt raus. So können wir auch den gebilligten Wertpapierprospekt nutzen, was sich bei den Kosten bemerkbar macht. Zudem haben wir Anfragen von institutioneller Seite, die gerne FCR-Aktien hätten.
Wofür ist der Emissionserlös aus der Kapitalerhöhung in Höhe von rund 14 Mio. EUR brutto konkret angedacht?
Wir werden mit dem Erlös ausschließlich unser Bestandsportfolio weiter ausbauen. Der Fokus liegt weiterhin auf Einkaufs- und Fachmarktzentren bzw. Nahversorger. Aber auch Wohnen und Logistik ist attraktiv für uns. Hier können wir auch aktuell weiter Objekte mit einer Anfangsrendite von 8 bis 12% ankaufen. Die Mittel aus der Ausgabe der neuen Aktien, WKN A289V5, sind dabei ein Baustein im Finanzierungsmix – uns stehen jeweils mehrere Optionen zur Verfügung und so setzen wir bei jedem Objekt eine individuelle Finanzierung auf.
Als wir zuletzt sprachen Ende November, standen wir gerade zu Beginn von Lockdown 2.0. Wie lautet ihre Bestandsaufnahme in Monat III der neuerlichen Einschränkungen?
Unser Geschäftsmodell hat sich im ersten Lockdown bewährt und dies gilt auch für die aktuelle Phase. Durch unsere starke Ausrichtung auf Lebensmittelmärkte, aber auch Nahversorger und Drogeriemärkte sind die Auswirkungen weiter moderat. Mit einzelnen Mietern haben wir wie schon im Frühjahr Vereinbarungen für die weitere Mietzeit getroffen, die für beide Seiten, Mieter und Eigentümer, Vorteile bringen. Sie dürfen nicht vergessen, dass unsere Objekte oftmals in den Sekundärlagen wichtige Versorgungsfunktionen übernehmen: Dies gilt natürlich auch in der aktuellen Phase.
Mal losgelöst von inzwischen selbstverständlichen Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter: Wie weit sind Sie bei Einkauf und Projektierung eingeschränkt derzeit?
Wir haben im vergangenen Jahr im 2. und 3. Quartal nicht so viele Objekte besichtigen können wie vor der Krise. Dies machte sich bei den Transaktionen bemerkbar. Inzwischen sind die Strukturen und Abläufe aber auch hier angepasst. Wir wollen dieses Jahr deutlich wachsen. Unser Ziel ist es ja, Immobilien für das Bestandsportfolio für rund 160 Mio. EUR zu erwerben. Hier sehe ich uns auf einem sehr guten Weg.
Wie weit reicht angesichts dieser bisher völlig unklaren Ausgangslage Januar 2021 ihr Prognosehorizont bzw. wie ist die Prognosequalität?
Durch die in der Regel noch über mehrere Jahre laufenden Mietverträge bei unseren Ankermietern haben wir eine gute Planbarkeit für die kommenden Monate. Bei den Objektankäufen ist unsere Pipeline sehr gut gefüllt, hier sind wir mit Objekten mit einem Volumen von circa 70 Mio. EUR im finalen Ankaufsprozess. Ich bin also, was die Entwicklung in den kommenden Monaten angeht, sehr positiv gestimmt.
… und die Varianz dabei, also die Spanne zwischen bestem Ausgang – z.B. Normalisierung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland bis Sommer – und ungünstigstem, z.B. neuerliche oder zusätzliche Einschränkungen im Betriebsablauf u.a. wegen Welle 3.0 oder dergleichen?
Wir führen natürlich laufend Sensitivitätsanalysen durch. Aber wie gesagt: Die Auswirkungen durch Covid-19 sind durch unsere Ausrichtung und unseren starken Fokus auf Lebensmittelmärkte, aber auch durch die Nahversorger, Drogeriemärkte und andere bonitätsstarke Mieter, moderat, selbst im Falle einer eher ungünstigeren wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten Monaten
Herr Raudies, einmal mehr ganz herzlichen Dank an Sie!
Interview: Falko Bozicevic
Fotos: @FCR
Hinweis: erschien zeitgleich bei GoingPublic.de